Re: Mikrowellen


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbglweb.de ]

Abgeschickt von Rüdiger Koch am 26 Maerz, 2007 um 15:26:19

Antwort auf: Mikrowellen von Walter Keil am 20 Maerz, 2007 um 10:44:28:

: Hallo liebe Forumsbesucher,
: wer weiß dazu etwas zu sagen:

: Mikrowellen, also bekannt durch den Mikrowellenherd, erwärmen Lebensmittel.
: Nun haben wir aber über die ganze Welt verstreut Radar und Händy-Netze. Erhitzen die nicht auch die Welt - in welchem Umfang ?

: Grüße
: Walter Keil

Hallo Herr Keil,
zunächst einmal: Ich wollte Sie eigentlich nicht vera…., aber dieses epigonenhafte Nachbeten von Weltuntergangsthesen, wie wir es gerade jetzt in der Klimadebatte wieder erleben, geht mir fürchterlich auf die Nerven.
Schon der Meister persönlich (also unser guter Hoimar) lag schrecklich daneben, was Themen wie etwa das Waldsterben betraf. Der Wald in Nordeuropa wächst und gedeiht prächtig, bietet sich sogar als energetische Alternative zu Öl und Gas an (Stichwort Pellets).
Grundsätzlich bin ich sehr pessimistisch, was unsere Zukunft anbelangt. Nichts hat aber die Glaubwürdigkeit der Ökologiebewegung so sehr beschädigt, wie apokalyptische Visionen, denen dann eine Prosperitätsphase im richtigen Leben folgte, wie das etwa bei der Waldentwicklung der Fall ist.
Maxeiner und Miersch, die ich für zwei Stümper halte, konnten so Ditfurth in ihren Büchern massiv angreifen und wurden dafür z. B. von „ Bild der Wissenschaft“ sogar mit Ehrungen belohnt.
Inzwischen gibt es sogar Dissertationen, die auch im Internet einzusehen sind, die sich mit der Kontroverse Ditfurth /Ökooptimisten beschäftigten.
Ich glaube man erkennt daran, dass die Dinge zumindest nicht so eindeutig sind, wie sie auch in diesem Forum oft dargestellt werden.
Die Tragik liegt für mich nun darin, dass die Katastrophenszenarien, wie sie in der angefügten Persiflage von Michael Miersch so fein überspitzt auf den Punkt gebracht werden, uns den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen lassen.
Das schreit alle Welt nach Klimaschutz und seitens der SPD meldet sich Herr Struck und fordert das Ende des Sparkurses dergestalt, dass er Investitionen in den Klimaschutz verlangt, oder in Verkehrsprojekte.
Im Klartext heißt das: Klimaschutz oder neue Autobahnen, nur weg mit der Knete aus Steuermehreinnahmen.
Wer wenigstens im Ansatz begriffen hat, was das bedeutet, der kann bei Ihrer Handy-Frage nur mit dem Kopf schütteln.
Da bricht eine weltweite Hysterie wegen der Vogelgrippe aus und man tötet Millionen von Vögeln in einem beispiellosen kollektiven Massenwahn und vergräbt vor laufenden Kameras einer ach so kritischen Weltöffentlichkeit in der Türkei Hühner bei lebendigem Leibe.
Weder in den Medien, noch in diesem Forum habe ich auch nur ein Wort der Kritik darüber gefunden. Dabei handelte es sich um die gleichen Medien, die uns zeitgleich voller Mitgefühl über die Rettung eines Wals in der Themse berichtet haben.
Vielleicht verstehen Sie jetzt was ich meine: Wir werden nicht überleben, ohne eine neue Ethik zu entwickeln, wir werden nicht überleben wenn wir über die Klimasituation jammern, sogar Radiosignale auf ihre Umweltverträglichkeit hin überprüfen, gleichzeitig aber neue Rennstrecken vor allem im Osten der Republik anlegen. Wenn Sie sich einmal die Mühe machen genauer hinzuschauen was Struck mit Investitionen im Infrastrukturbereich meint, dann werden Sie mir vermutlich Recht geben.
So, nun viel Spaß beim Lesen der Kolumne, die ich für wirklich gelungen halte, auch wenn ich sicherlich weitestgehend mit v. D. übereinstimme, was die Akte Apfelbäumchen anbelangt.
Ihr
Rüdiger Koch

Kolumnen
Medienkunde
Michael Miersch 01.03.2007 +Feedback
Umfallende Reissäcke, die unheimliche Bedrohung
Kolumne von Maxeiner & Miersch, erschienen in DIE WELT vom 02.03.2007:
Nicht nur Menschen machen Karriere, sondern auch Themen. Bedauerlicherweise nicht immer die richtigen. Beim Mittagessen sprachen wir kürzlich über den Aufsatz eines Kommunikationsforschers, der analysiert wird wie eine „Einheitsfront der Skandalgläubigen“ entsteht. Am Ende glaubten die Menschen nicht das, was erwiesen ist, „sondern das, was sie vorher überall massenhaft gelesen, gehört und gesehen haben.“ Da wir gerade in einem China-Restaurant saßen, haben wir uns ein kleines Drehbuch ausgedacht, gleichsam als medienkundliche Lebenshilfe:
Montag, Radio-Fantasie, Regionalnachrichten. Der Moderator: „In Frankfurt wurde in einem Lagerhaus ein Sack Reis entdeckt, der umgekippt ist. Experten befürchten, der Reis unbekannter Herkunft könnte unkontrolliert in die Umwelt gelangt sein. Wir schalten jetzt zu unserem Reporter vor Ort um: Oliver, wie ist die Lage?“
Reporter: „Die Lage ist unübersichtlich. Die Menschen scheinen noch nicht realisiert zu haben, was hier vor sich geht.“
Moderator: „Gibt es schon einen Hinweis auf die Verantwortlichen?“ Reporter: „Ehemalige Mitarbeiter berichten von fahrlässigem Verhalten des Lagerhausbetreibers, dessen Namen von den Behörden geheim gehalten wird.“
Moderator: „Oliver, könnte es nicht hunderte oder gar tausende ähnliche Fälle geben? Wie hoch ist die Dunkelziffer?“ Reporter: „Erschreckend! Aber bisher haben wir es ja nur mit einem bekannten Fall...“
Moderator: „Sorry, Oliver, wir müssen Schluss machen, ich habe Klaus, unseren Gesundheitsexperten in der Leitung, der vor dem Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in Berlin wartet. Klaus, gibt es schon ein offizielles Statement?“
Gesundheitsexperte: “Nein, hier wird bislang jede Auskunft verweigert. Ich erkenne aber hektische Betriebsamkeit. Es herrscht große Nervosität.“
Moderator: „Lässt sich denn schon sagen, welche Personen am meisten gefährdet sind?“ Gesundheitsexperte: „Es häufen sich Fälle von Menschen, die über ein leichtes Kratzen im Hals klagen. Kinder, ältere Menschen und Kranke sollten im Zweifel einen Arzt aufsuchen.“
Zwei Tage später. Fernsehnachrichten, Der Moderator: „Deutschland im Ausnahmezustand. Immer mehr Menschen klagen über ein leichtes Kratzen im Hals. Die Reiskrise breitet sich unaufhaltsam aus. Aus aller Welt treffen Meldungen von umgekippten Reissäcken ein, das Epizentrum befindet sich womöglich in China. Und jetzt zu unserem Korrespondenten ins besonders betroffene Frankfurt: Peter, was geht dort zur Stunde vor sich?“
Korrespondent: „Hier vor der Reis-Lagerhalle spielen sich unbeschreibliche Szenen ab. Der Verkehr ist aufgrund der vielen Übertragungswagen zusammen gebrochen. Technisches Hilfswerk und Feuerwehr versorgen uns mit warmer Suppe. Die Menschen tragen Atemmasken, die Schulen wurden geschlossen.“
Moderator: „Danke Peter, und passen Sie auf sich auf! Jetzt begrüße ich den deutschen Umweltminister im Studio, der sofort seinen Urlaub abgebrochen hat. Herr Minister, reagiert die Politik nicht wieder einmal zu spät?“
Minister: „Reis kennt keine Grenzen. Kein Land kann das Problem alleine lösen, hier bedarf es der UN. Ich werde das Thema ganz oben auf die Agenda setzen und hoffe die USA stehen nicht wieder abseits. Außerdem müssen wir China mit ins Boot holen, wir haben da Vorbildfunktion.“
Moderator: „Nun gibt es vereinzelte Stimmen, die behaupten, das leichte Kratzen im Hals könne natürliche Ursachen haben.“ Minister: „Wir sind dem Vorsorgeprinzip verpflichtet und dürfen nicht warten bis es zu spät ist!“
Moderator:„ Wir kommen jetzt zum Nachrichtenüberblick.“ Sprecher: „Köln: TÜV fordert jährliche Überprüfungen von Reissäcken. Hamburg: Klimaforscher sehen in Reiskrise Zeichen der globalen Erwärmung. Berlin: Bauernverband fordert Umstieg auf heimische Kartoffeln. München: Erzbischof propagiert Reisfasten.“




Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbglweb.de ]