Re: Ursachen des menschlichen Fehlverhaltens


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Abgeschickt von Walter Keil am 04 Juni, 2007 um 21:25:29

Antwort auf: Re: Ursachen des menschlichen Fehlverhaltens von Helmut Pfeifer am 01 Juni, 2007 um 17:40:23:

Hallo Herr Pfeifer,
ich danke Ihnen für Ihre eher zustimmende Antwort.

Nun, ich bin zwar nicht sehr belesen, was Teilhard de Chardin betrifft (nur der Mensch im Kosmos)- habe aber einen ausgesprochenen Experten hier bei mir in der Nähe wohnen. Herrn Dr.Schiwy, Ex-Jesuit und Evolutionsphilosoph, als auch einer der besten Teilhard-Kenner. Nun, von Ihm habe ich viele meiner Kenntnisse über De Chardin. Auch die Noosphäre habe ich hier im Gespräch kennen gelernt.
Es ist der Mensch (Menschheit) mit seinen geistigen Fähigkeiten, der als erstes Lebewesen in der Lage ist Informationen, Wissen und Erfahrungen, als auch seine eigene innere geistige Befindlichkeit auszudrücken und in verschiedener Form zu dokumentieren. Er kommuniziert und dokumentiert also in verschiedenen Formen. Am Anfang stand sicher die einfachste Art der Kommunikation: einfache Zeichen- und Lautsprache. Einfache Formen der Aufzeichnung folgten: Symbole und Bildchen in Form von einfachen Kritzeleien.
Diese Anfänge haben sich dann mühsam über Jahrtausende weiterentwickelt. Sprache und Schrift sind zusammen mit Bildern die wesentlichen
Kanäle für Informationen in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Diese nimmt dabei in modernen Zeiten neue Hilfsmittel des Transportes in Anspruch um auch größere Distanzen zu überbrücken. Teilhard de Chardin soll erkannt haben, dass angesichts von Zeitungen und Büchern,
Telefon und Radio, die geistige Welt quasi explodiert. Und er sprach davon, dass die sich entwickelnde Erde, sich im Bereich der Biosphäre eine eigene geistige Schicht zulegt: die Menschheit und ihre geistige Aktivität.
Er nannte das die Noosphäre.

Ich muss zugeben, Teilhard de Chardin schreibt aus einem ganz speziellem Blickwinkel, nämlich seinen tiefen Glauben an Jesus Christus als Gottes Sohn. Was seine philosophische und naturwissenschaftliche Arbeit in gewisser Weise
etwas skuril wirken lässt und sie so teilweise an Sachlichkeit verliert.
Nun, ich persönlich war mal tiefgläubiger Katholik. Ich bin jedoch schon so mit ungefähr 25 Jahren auf Widerspruchskurs zur Kirche gegangen und teilweise auch zur Botschaft von und über Jesus Christus. So bin ich derzeit der Auffassung, dass mindestens 50% der religiösen Überlieferung nicht authentisch ist, sondern religiöse Dichtung ist. Das gilt nicht nur für das Christentum.
Man muss sich vorstellen, diese kindliche naive Menschheit damals und es gab kaum Literatur die das Leben der Menschen begleitete. Kein Fernsehen kein Radio, keine Bücher. Nur wenige konnten Lesen und Schreiben. (auch unter den Königen)
Nur handschriftliche Aufzeichnungen in geringsten Umfang und das meist in den Klöstern und Kirchen.

Der erzählende Mensch stand immer im Mittelpunkt der Überlieferung und das heißt: stille Post pur !
Wer kann an die Trompeten von Jericho glauben und vieles mehr ?
Ich bin zwar immer noch ein großer Anhänger von Jesus Christus, aber seine Botschaft gilt es neu zu extrahieren. Das geschieht innerhalb und außerhalb der Kirche und führt zu größerer Aufklärung religiöser Irrtümer.
Ich denke, das habe ich schon geschrieben, eine Weltreligion bildet sich heraus. Denn das Universum ist nicht katholisch, islamisch oder buddhistisch.
Sie wird die weit verbreitete Sehnsucht des Menschen nach Sinn und Orientierung neu beschrieben werden. Dabei wird präziseres Wissen unpräzisen Glauben Schritt für Schritt ersetzen.

Warum überhaupt noch Religion ?

Weil der Mensch den Sinn des Lebens in der Sinnlichkeit speziell erleben kann.
Beispiel: die Fortpflanzung. Sie ist Ausdruck evolutionären Geschehens und die Wissenschaft deckt immer mehr die, bis auf Molekülebene hinab reichende, Zielstrebigkeit der sexuellen Ebene auf, die wir in Zärtlichkeit und Orgasmus etc. und fast ganz ohne Verstand erleben können. (z.Bsp. Geruchsorientierung in der Partnerwahl)
So wird der feierliche Kult mit dem Gedanken an den unsichtbaren Schöpfer und seine zahlosen menschlichen Protagonisten eine sinnliche Ebene des Menschen befriedigen. Manchmal geschieht das heutzutage erst am Grab eines lieben Mitmenschen.
So kamen auch hartgesottene Atheisten ins Grübeln, als mein Bruder begraben wurde.

Her Pfeifer, diese Zeilen schrieb ich im Bewußtsein, dass ich nicht religiös missionieren, sondern philosophisch darlegen will. Was ist der Unterschied ? Für mich heißt philosophieren das Ganze und seine Teile in ihrer Bedeutung versuchen offen zu legen. Dabei sind Irrtümer nicht ausgeschlossen. Wer dann immer nur von der amtlichen Linie einer Religionsgemeinschaft heraus argumentiert, hat dann schnell ein Problem.
Daher bin ich immer bereit alles zu hinterfragen.

Teihard hat das auch getan, hat aber dann doch das
Veröffentlichungsverbot für seine Bücher durch Rom befolgt, so dass erst nach seinem Tod seine wesentlichen Arbeiten bekannt wurden.
Der Papst liest seine Werke sicher heute immer noch heimlich.

Danke für Ihren anregenden Dikussionsbeitrag.

Mit freundlichen Grüßen
Walter Keil

PS.: das "Eine" zeigt sich auch in der "Vielfalt"
und es steigt rastlos auf. (Einheit und Evolution des Universums)





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