Re: Visionäre Kraft und Megatrends


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Abgeschickt von Egon de Neidels am 12 November, 2007 um 08:39:49:

Antwort auf: Re: Visionäre Kraft und überpersönliche Megatrends von Walter Keil am 11 November, 2007 um 16:00:20:

Hallo Herr Keil,

bitte lesen Sie zuerst meine Antwort auf den Beitrag an Hr. Pfeifer. Danke! Ich möchte mir damit unnötige Redundanzen ersparen.

(K) Nun Pauschal bewertet, drückt er die Lage der Menschheit gut aus, auch wenn ich in teilweise nicht zustimme.
Zu „Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Kaiser, König noch höhere Vision …“ Hier kommt vermutlich Ihre Grundüberzeugung zum Tragen, die ich als atheistisch und buddhistisch angehaucht bezeichnen würde.
Liege ich da richtig ?

(E) Buddhistisch angehaucht stimmt, atheistisch ist falsch. Ein Rettergott ist mir zwar schwer vorstellbar – man hätte m.E. schon von ihm hören müssen in den letzten Tausend Jahren – aber ich kann Gott nicht ausschließen, weil ich dazu eine Welt kennen müsste, die uns in ihrer Ganzheit nicht zugänglich ist. Gott ist mir eigentlich eher eine Chiffre für Dinge außerhalb unseres Erkennens. Der Buddhist nennt das Leerheit ohne damit nihilistisch zu sein. Begrifflich lernbare Vorstellungen von Leerheit nähern sich dem nur an und können das nicht erfassen. Es ist das Tetralemma (Nagarjunas Philosophie des Mittleren Weges): Weder A noch B, noch beide zusammen, noch A und Nicht B, noch B und Nicht A. Begrifflich unlösbar wie ein ZEN-Koan. Man trifft die Mitte nicht mit gedanklichen Konzepten.

(K) Dazu möchte ich sagen, das ich inzwischen glaube, das jedes Lebewesen ein höheres Wesen
darstellt. Dass, das noch höhere Wesen, ein Schöpfer des Universums, mit diesem einen
Aufbauprozess des Lebens im Universum vollzieht.

(E) Jedes fühlende Wesen hat die Buddhanatur – auch eine Stubenfliege. So hat es der Erhabene gelehrt. Und alle sind in ihren Welten gefangen, das deckt sich mit dem evolutionsbiologischen Befund der die Begrenztheit jedes Lebewesens aufzeigt, wie das Hoimar von Ditfurth in seinem Buch „Der Geist fiel nicht vom Himmel“ so eindrucksvolle erklärt hat. Auch wir sind begrenzt, verfügen „nur“ über ein intersubjektives Weltbild, was ontologische Totalaussagen problematisch macht.

(K) Ich persönlich habe vor, die umfangreichen Aspekte unseres Daseins noch weiter in das Liedermachen einzuarbeiten um die banale Sicht auf die Welt
und auf das eigene Leben zu bekämpfen. Leider bin ich durch die augenblicklichen Lebensumstände nicht in der Lage das zu realisieren. Ich plane aber bereits für eine
künstlerische Zukunft.

(E) Wie wäre es mit einer Vertonung des sog. Herzsutras? Die Leerheit der Formen und die Formen der Leerheit nehmen – hat man sie einmal verinnerlicht – viel weg von der klotzhaften Bedrohung einer Welt, die es so, wie wir sie erleben, nicht wesenhaft gibt, sondern nur konventionell.

(K) Ditfurth schrieb mal, „Viele Gedenkminuten hätten durch Denkminuten verhindert werden können.“
Nun, ich sehe den Menschen, bei ausgiebigen Nachdenken darüber, als Ergebnis einer Entfaltung des Universums, eines Entwicklungsprozesses von Energie zur Materie. Wer nicht den Blick auf den gesamten Kosmos, einschließlich des Mikrokosmos wirft, wird vom Menschen und seiner ihn tragenden Biosphäre ein unzulängliches Bild haben. Alles besteht letztlich aus energetischer Ladung, die auch noch in relativistischer Beziehung zum „Raum“ steht. Wer dann noch, an so was wie sich selbst überlassene Natur glaubt, an klassischen Vorstellungen hängt, die ohne Quantenphysik auskommen, der denkt zu kurz. Die Quantenphysik gibt uns in gewisser Weise wieder die Demut zurück, die beim Glauben an eine beliebige Natürlichkeit verloren gehen kann.
So sehe ich die Krux, das Hauptübel also, nicht unbedingt in genetischer Veranlagung, sondern im unzureichenden Gebrauch derselben.

(E) Die gute Kompatibilität gerade der Quantenphysik mit der höchsten Philosophie des Buddhadharma hat wesentlich in mir dazu beigetragen, mich mit diesen altehrwürdigen Lehren zu beschäftigen (Cittamatra, Madhyamaka, Prajnaparamita). Da ist das Drama dieser Welt, permanente Bestätigung der ersten edlen Wahrheit des Erhabenen: Leben ist Leiden. Da ist aber auch der edle achtfache Pfad, der auf Weisheit und Methode verweist, auf Erkenntnis und Mitgefühl als Weg aus diesem Leiden. Wer die ungeborene Natur des Geistes erkennt, für den gibt es keinen Tod – heißt es in einem alten Text eines buddhistischen Meisters, über den man lange nachdenken kann. Dieser Geist ist nämlich keine individuelle Seele, kein Ich und doch ist er auch keine totale Abwesenheit davon. Nicht dies und nicht das.... damit sind wir wieder beim Tetralemma.

(K) Wir können nämlich lernen ! Lernen und Nachdenken kann Gedenkminuten verhindern! Ich bin fest dieser Überzeugung.
Warum aber geschieht das Lernen auf dem Gebiet des kosmischen Weltbildes nur unzulänglich ? Ich denke, weil Wissenschaft und auch die Medien, sowohl auch die schulische Ausbildung, bewusst auf die Wirtschaft zugeschnitten agieren. Die Wirtschaft aber, hat sich überwiegend dem gedankenlosen Konsum verschrieben, den sie mit massiver, emotionaler und oft primitiver Werbung anheizt. Nun tun sich alle schwer, das ökologische Grundgesetz, das ein evolutionäres ist, umzusetzen.

(E) Man wird es wohl nur unter Schmerzen lernen. Der Legende nach leben wir seit Tausenden von Jahren schon in einer üblen Zeit. Kein Buddha wollte auf diese Erde kommen bis sich einer voller Mitgefühl erhob und dennoch kam. Das war unser Buddha Shakyamuni, der dafür höchstes Lob erhielt von den anderen Buddhas. Wenn es also schon für einen Buddha Überwindung kostete, hier zu leben, sollten wir uns nicht wundern über diese Welt. Das war also – pardon – in gewisser Hinsicht also schon immer ein „Sauhaufen“ hier. Er hat in letzter Zeit nur angefangen, vermehrt materielle Züge zu tragen und scheint zu eskalieren. Wir leben in einer Welt, die Buddhisten „Begierdebereich“ nennen. Immer jagen wir irgendwelchen Dingen hinterher, können kaum längere Zeit auf unseren vier Buchstaben sitzen. Und wenn wir sitzen, so jagt es in unseren Köpfen weiter. Das muss noch gemacht werden, dort will man noch hin, dieses muss demnächst beschafft werden, usw. Kommt man aber zwischen alledem einmal in eine ruhige „Lücke“ zwischen den Gedanken, sieht das alles nur noch lächerlich aus. Sicher, es müssen viele Dinge gemacht werden. Aber mit Achtsamkeit und ohne Hektik – selbst die banalste Arbeit kann ein meditativer Akt sein. Man kann selbst beim Toilettenreinigen Satori erlangen. Wir entziehen unseren Tätigkeiten unsere Autorenschaft, lassen sie natürlich fließen und werden so eins mit der Tätigkeit. Es ist nur der Fluss der Aggregate (Skandhas) dem wir einen Namen zuschreiben, der in meinem Falle Egon heißt.

(K) Eine Parallele dazu noch vom Fußball - ich war mal mäßiger jugendlicher Fußballer und beidfüssig – daher mal ein etwas seltsames Beispiel: Die Fans erfreuen sich an den Siegen Ihrer Mannschaft, lassen aber meist den Respekt für den Gegner vermissen und beschimpfen diese. Welch eine Kurzsichtigkeit, denn nur mit einem guten Gegner kann man einen gutes Spiel, einen schönen Sieg abliefern. Nur eine gute Bundesliga garantiert guten und unterhaltsamen Sport.
Das muss der Fan lernen, dass muss der Mensch lernen: es gilt immer auch die Gemeinschaft zu pflegen ! So muss, der Mensch eben auch mit seinem Planeten respektvoll umgehen. Weil alles vernetzt ist, ausgehend vom Mikro- bis zum Makrokosmos. Das muss in alle Köpfe, denn das ist die neue Basis für alle neuen religiösen und weltlichen Denkmodelle.
Das zu leisten ist die große Aufgabe für alle Dichter und Denker des Wassermann-Zeitalters. (Ich bin Wassermann, daher der nicht sonderlich ernst zunehmende Begriff)

(E) So ist es. Nichts existiert isoliert. Warum nennt man den Mittelfinger lang? Weil seine Nachbarfinger kürzer sind. Die Länge des Fingers ist nur Relation. Jedes Phänomen gewinnt seine Bedeutung nur durch andere.

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Gruss
Egon de Neidels




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