Re: Zuviele Probleme vs. Optimismus


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Abgeschickt von Heinz Boente am 08 Oktober, 2009 um 13:15:10

Antwort auf: Re: Zuviele Probleme vs. Optimismus von Walter Keil am 08 Oktober, 2009 um 00:12:49:

Hallo Herr Keil & Diskutanten,

ups.. da sind wir ja - ausgehend vom Nobelpreis für Medizin - wieder einmal unversehens in der religionsphilosophischen Ecke gelandet (was man natürlich auch so interpretieren kann, daß tatsächlich alles mit allem zusammenhängt).

Ich habe alle Beiträge mit großem Interesse verfolgt und möchte mich zunächst Herrn de Neidels anschließen, der sich zu Recht über Ihre Offenheit freut, Herr Keil. Deshalb auch von meiner Seite einen Dank für Ihr Vertrauen, damit in diesem Forum gut aufgehoben zu sein. Sie sind es, dafür werde ich als Moderator sorgen!

Ich möchte hier zwar nicht auf alle Beiträge detailliert eingehen, aber doch ergänzend einige Anmerkungen machen:

Sie, Herr de Neidels haben das schöne Beispiel der Demenz im Zusammenhang mit dem eigenen Bewußtsein gebracht. Das kann ich nur unterschreiben, weil ich dies in meiner eigenen Familie erlebt habe und derzeit immer noch erlebe. Dazu paßt auch die Frage, wo mein Bewußtsein, also mein 'Ich', sich eigentlich in meinen ersten Lebensjahren aufgehalten hat, als es noch gar nicht "erwacht" war? Man ist in der Tat "der Strom seiner Nervenbahnen", was wiederum bedeutet, daß alle mentalen Leistungen, auch die der Phantasie oder der Möglichkeit, vollkommen Irrationales denken zu können, nur mit der Kenntnis neurobiologischer Prozesse erklärt werden kann, eine Kenntnis, die derzeit jedoch leider noch recht lückenhaft ist.

Herr Pfeifer hat in einigen seiner früheren Beiträge mehrfach zu recht auf HvDs dualistische Sichtweise hingewiesen, also darauf, daß (ich zitiere sinngemäß) "unser Gehirn das Denken nicht erfunden hat, sondern - ähnlich wie die Fischflosse ein Abbild des Wasser darstellt (Lorenz) - das Abbild einer höheren, systemimmanenten Intelligenz" ist. Wenn wir jetzt noch die Evolution nicht als "Geschichte zufälliger Prozesse, sondern als die Geschichte einer sich entfaltenden Komplexität" (Erich Jantsch) ansehen, halte ich es für durchaus legitim, dieser beim augenblicklichen Stand unserer Hirnentwicklung von uns nicht erfaßbaren intelligenten Komplexität eine Gottähnlichkeit zuzusprechen.

Gefährlich dünn wird das Eis erst - und jetzt tute ich in dasselbe Horn wie Herr Heim - wenn wir beginnen, diese Gottähnlichkeit aus einer anthropozentrischen Sichtweise heraus zu personifizieren, sprich: zu glauben, daß diese Komplexität (die sich "gespiegelt" natürlich auch in unseren Gehirnen wiederfindet) auch nur den allergeringsten Einfluß auf ein Individuum nimmt oder überhaupt haben kann. Es ist jedem Menschen unbenommen, sich so brav zu verhalten, wie Gott es angeblich in seinen zehn Ge-/Verboten vorschreibt, oder böse Dinge zu tun, die sich nur der Teufel ausgedacht haben kann, aber anzunehmen, es gäbe "da oben" jemanden oder etwas, der oder das darüber wacht und dem wir gar am Ende Rechenschaft abzulegen haben, um belohnt oder bestraft zu werden, ist Anthropozentrismus reinsten Wassers. Dann verstrickt man sich - ob man will oder nicht - in derartig viele logische Verwicklungen, aus denen man nicht einmal mehr mit den waghalsigsten intellektuellen Verrenkungen wieder herauskommt, so daß am Ende nur noch der rettende Griff zum "Mysterium" übrigbleibt.

Ich will hier auch nicht in die übliche Diffamierungskiste greifen und den Gottgläubigen vorwerfen, wieviel Unheil sie im Laufe der Menschheitsgeschichte im Namen ihres jeweiligen Gottes angerichtet haben, das wäre unfair, weil sicher ebenso viel (wenn nicht gar mehr) Gutes in denselben Namen getan wurde. Auch daß persönliche Schicksalsschläge, die ja auch als aufmunterndes Schulterklopfen verstanden werden können, und gleichermaßen besonders schöne Erlebnisse und Erfahrungen den Lebensweg und die Lebenseinstellung eines Menschen beeinflussen, ist ebenfalls unbestritten, aber - und da denke ich genauso wie Herr Heim - ich finde, wir sollten tatsächlich dem guten alten Zufall viel öfter eine Chance geben (daß dieser trotzdem oft gar keiner ist, sondern die Folge einer undurchschaubaren Verkettung von vorherigen Ereignissen, lasse ich jetzt mal großzügigerweise unberücksichtig).

HB



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