Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 17 Oktober, 2009 um 12:49:54:

Antwort auf: Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel von Henry Grimmer am 15 Oktober, 2009 um 15:42:43:

Hallo Herr Grimmer,

ich stimme Ihnen zu, dass eine physikalische Theorie maximal Antworten zum „wie“ liefern kann und nicht zum „warum“. Von Bestrebungen der Entwicklung einer vereinheitlichten Theorie (GUT, String-Theorie, M-Theorie, Brane) mit dem Ziel der Zusammenfassung der vier physikalischen Grundkräfte habe ich gelesen. Ihre Erläuterungen dazu finde ich recht anschaulich. Allerdings sind die Modelle, die diesen Theorien zugrunde liegen hoch komplex und die zugehörige Mathematik ist was für Eingeweihte. Damit meine ich Theoretische Physiker, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben. Vermutlich sind wir uns auch bei dieser Einschätzung einig.

Die Frage, bei der unsere Meinungen evtl. auseinander gehen, ist die nach der Bedeutung einer solchen Theorie. Die Physik hätte eine allgemein gültige Theorie, welche spezielle Theorien ersetzen könnte. Wo würde man diese Formeln anwenden? Ich denke bei ingenieurtechnischen Aufgaben und im Alltag würde man nichts von einer solchen Theorie merken. Für den Mikrokosmos kämen weiterhin die speziellen Formeln der Quantentheorie in Betracht und im Makrokosmos (bei hohen Geschwindigkeiten) würde man weiterhin mit der SRT bzw. ART rechnen. Bei kleineren Geschwindigkeiten greift man auch heute auf Newton zurück, weil die Ergebnisse hinreichend genau sind. Der Formelapparat einer vereinheitlichten Theorie dürfte so komplex sein, dass eine Anwendung nur in einfach gelagerten Sonderfällen infrage käme. Ist das nicht bei der ART heute noch so? Ich lasse mich gerne belehren. In philosophischer Hinsicht und für das Selbstverständnis der Physik wäre eine solche Theorie allerdings bedeutungsvoll.

Kommen wir nun zum Beispiel mit der Rose. Ich erläutere mal, wie ich die Dinge sehe: Das Wachstum einer Rose kann man (im weitesten Sinne) als physikalischen Vorgang betrachten. Allerdings würde eine physikalische Beschreibung nicht wirklich etwas zum Verständnis beitragen. Für diesen Zweck hat man die Biologie entwickelt. Man könnte auch das Schwanzwedeln eines Hundes physikalisch beschreiben, aber wem nützt das was. Den richtigen „Werkzeugkasten“ würde in diesem Fall die Verhaltensforschung liefern. Die Physik beschäftigt sich mit den Eigenschaften der grundlegenden unbelebten Materie. Durch Selbstorganisation entstehen in der Natur neue Entwicklungsstufen (Physik, Chemie, Biologie, …, Soziologie) und diese benötigen ihre eigenen Werkzeuge und Interpretationen. Noch eine Anmerkung: Prof. Ernst Mayr hätte dem nicht zugestimmt, dass die Biologie auf die Physik reduziert werden kann.

Kommen wir zum nächsten Punkt: In der Quantentheorie gibt es seltsame Effekte (Unschärfe, Komplementarität, Nichtlokalität,…), die außerhalb unserer den Mesokosmos betreffenden evolutiv entwickelten Vorstellungen liegen, die aber Fakt sind. Informationen werden instantan übertragen, weil, wie Sie sagen „die Raum-Zeit dieses Geschehen IST“. An dieser Stelle endet die etablierte Physik und ab hier fangen unbestätigte Hypothesen an. Auf der Basis der etablierten Physik (letztlich auf Basis der Wissenschaften) gibt es ganzheitliche Überlegungen, die Psyche, das Sein, den Geist in einen Gesamtkontext einzubeziehen. Mir fällt hier spontan das fünfte Feld (Psi-Feld) ein, welches Ervin Laszlo kreiert hat oder die implizite Ordnung von David Bohm. Letztlich hat jede Religion Hemisphären für das Sein definiert. Auch wenn es gefühlt einen ganzheitlichen Zusammenhang geben muss, kommen wir hier mit wissenschaftlichen Methoden nur in kleinen Schritten voran und andere Methoden sind m.E. mit Vorsicht zu genießen.

Mit freundlichen Grüßen
K.T.




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