Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 10 November, 2009 um 20:14:27:

Antwort auf: Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel von Egon de Neidels am 10 November, 2009 um 15:46:14:

Hallo Herr de Neidels,

bei ihrem umfangreichen Wissen werden Sie sicherlich nur noch selten „das eigene Weltbild beeinflussende“ Bücher finden.

Ich stimme Ihnen zu, dass alles Wissen subjektives Wissen ist; eine Unterscheidung in subjektives (mentales) Wissen und intersubjektives Wissen (empirisch prüfbar) macht m.E. Sinn, um den Rahmen der Naturwissenschaften abstecken zu können. Die Naturwissenschaften bieten nur einen Erkenntnisweg, aber immerhin einen, auf den wir uns weltweit einigen können.

Sie beschreiben am Beispiel der Eigenaktivitäten des Gehirns sehr schön, wie (überlebens-) wichtig aus evolutionsbiologischer Sicht die Filter sind, die dafür sorgen, dass nur ein kleiner Teil der Hirnaktivitäten ins Bewusstsein dringt; der größte Teil der Aktivitäten bleibt unbewusst – und beeinflusst, möchte ich ergänzen, wesentlich unser Denken und Handeln. Nicht das Ich entscheidet, sondern das Gehirn als Ganzes.

Von dem Konstruktivismus, wie Humberto Maturana und Francisco Varela ihn beschreiben, geht einerseits eine gewisse Faszination aus, auf der anderen Seite kann einem bei der Zirkularität bzw. Selbstbezüglichkeit schwindelig werden. Daher erscheint mir, auch wenn das ein Bruch mit der Logik ist, eine abgeschwächte Form des Konstruktivismus plausibler. Roth hat versucht, dieses Problem mit der Unterscheidung eines wirklichen und eines realen Gehirns in den Griff zu bekommen. Bei diesem Thema ist m.E. das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich denke, dass wir evolutionsbiologisch nicht reif genug sind, die Zusammenhänge verstehen zu können. Im Agnostizismus kommt diese Einsicht am ehesten zum Ausdruck. Das sehe ich auch so wie Sie.

Mit freundlichen Grüßen
K.T.

PS.: Humberto Maturana und Francisco Varela beschreiben zu Beginn ihres Buches „Der Baum der Erkenntnis“ das Gemälde „Die Dornenkrönung“ von Hieronymus Bosch, um daran die „Versuchung der Gewissheit“ zu thematisieren.




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