Hirnforschung


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Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 28 Januar, 2010 um 19:44:16

S.g. Forumsteilnehmer,

Als Ergänzung zu meinem letzten Beitrag im Dezember 09 möchte ich zunächst noch einige allgemeine Aspekte anführen, welche dieses Thema betreffen.
Nun hat die Hirnforschung grundsätzlich die Erkenntnis gebracht, dass wir die Welt mit unseren Sinnen auf vielfältig Weise vermittelt bekommen, aber dass diese Bilder oft nicht so real sind und sich mit den neuesten wissenschaftlichen Interpretationen nicht decken.
Die moderne Hirnforschung hat durch das Vordringen in die innersten Sphären des Menschen eine tiefgreifende Veränderung unseres Menschenbildes bewirkt, welche in ihrer Bedeutung sogar mit der kopernikanischen Wende verglichen wurde.( Mir scheint dies aber etwas übertrieben)

Hirnforschung wurde zunächst von der medizinischen Fakultät betrieben, weil Beobachtungen bewiesen haben, dass hirnorganische Veränderungen, aus welchen Gründen immer, zu selektiven Funktionsausfällen führen, ja sogar psychiatrische Krankheitsbilder hervorrufen, wie etwa Depression, Verkennen der Wirklichkeit, Zerfall der Selbstwahrnehmung usw.
Das führte dazu, dass sich zunächst die Medizin bemühte, das Hirn systematisch zu erforschen, um Krankheiten heilen zu können oder zumindest dem Patienten Linderung bei seinen Leiden zu verschaffen. Neue Untersuchungsmethoden und neue Techniken wurden vorallem ab der 2.Hälfte des vorigen Jahrhunderts entwickelt und laufend verbessert. Als besonderes Beispiel gilt die Entwicklung des Elektroenzephalographen mit dem man die schon in den 30er Jahren entdeckten Hirnströme fortlaufend registrieren konnte. Dies war aber erst die Hälfte des Erfolgs, denn als Jahre später die Herkunft der Hirnströme geklärt werden konnte- sie gehen auf die elektrischen Aktivitäten der Nervenzellen zurück- waren die Signale interpretierbar, und die Elektroenzephalographie konnte sich dann zu einem unverzichtbaren Messinstrument fortentwickeln. Später wurde diese Methode verfeinert, indem es gelang, Elektroden anzufertigen, mit deren Hilfe sich die elektrische Aktivität einzelner Nervenzellen im Gehirn messen ließen. Damit konnte der Signalaustausch zwischen den Nervenzellen verfolgt und die "Sprache" der Neuronen aufgezeichnet werden. Allerdings war die neue Methode wegen der erforderlichen operativen Eingriffe nur im Tierversuch anwendbar, was wiederum genaue Untersuchungen der Anatomie des tierischen Gehirns verlangte.

Die Hirnforschung hat sich seit einigen Jahrzehnten ( so ab der 60er Jahre) zu einer interdisziplinären Wissenschaft entwickelt, welche folgende Sparten enthält:
Die Medizin, die Biologie bzw. die molekulare Neurobiologie, die Psychiatrie, die Pathologie/ Neuropathologie, die Biochemie, die Molekularbiologie, die Anatomie bzw. Neuroanatomie, die Neurophysiologie, die Neurologie, die Psychologie bzw. Tiefenpsychologie und die Biophysik. ( Ich erhebe aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

Besonders wichtig war der Vorstoß auf die molekulare Analyseebene. Dabei entdeckte man, dass sich Nervenzellen nicht nur über elektrische, sondern auch intensiv über molekulare Signale austauschen. Die wichtigste Erkenntnis bestand aber darin, dass sich Nervenzellen in ihrer molekularen Struktur von anderen Zellen nicht grundlegend unterscheiden. Damit stand all das Wissen, das in Untersuchungen anderer Organe und Organismen gesammelt worden war, auch für die Erforschung des Gehirns zur Verfügung. Auch gegenüber anderer Spezies, Insekten und Weichtiere wie Schnecken eingeschlossen, unterscheidet sich die molekulare Zusammensetzung der menschlichen Nervenzelle kaum. Bemerkenswerte Unterschiede finden sich nur hinsichtlich des Entwurfs und der Komplexität der Verschaltungsmuster.
Diese Erkenntnis legitimierte die Forschungsarbeit an niederen Organismen und reduzierte diese an höheren Wirbeltieren, weil aus vorhin genannten Gründen dieselben Ergebnisse wesentlich einfacher erzielt werden
konnten.
Heute verfügen daher alle wissenschaftlichen Institute, welche sich mit der Erforschung von Nervensystemen befassen über molekularbiologisch ausgerichtete Abteilungen.

Mehr über hirnforschungsmäßige Tätigkeiten folgt nächstes Mal.

MfG

H. Pfeifer



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