Re: Depression


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Abgeschickt von Pfeifer Helmut am 21 Juni, 2011 um 09:49:16

Antwort auf: Re: Depression von Walter Keil am 10 April, 2011 um 17:15:36:


: Hallo Herr Pfeiffer,
: wie schön von Ihnen zu hören.
: Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall Besserung und Kraft für die Überwindung dieses Zustandes.

: Nun sind Sie bei der Schulmedizin zwar in guten Händen, aber ich denke, auch in teilweise überforderten Händen.
: Ich wage es hier nun mal meine allgemeine Meinung zur Krankheit Depression hier niederzuschreiben, ohne den Anspruch zu erheben, ein Fachmann, Experte oder ähnliches zu sein.

: Ich denke dabei, dass in gewisser Weise die geistige Seite der Evolution des Universums dahinter steckt.
: (Geistig ist meiner Meinung nach, alles was mit Steuerung, Lenkung, Informationsverarbeitung von Materie zu tun hat. Das findet so vor allem in den Zellen und im Nervensystem statt).

: Ich will hier jetzt mal ausdrücklich keine religiöse Diskussion entfachen !

: Grundsätzlich gilt: Alles was lebt will leben, überleben ! Da sind wir uns doch einig, oder ?

: Leben heißt dabei eben nicht nur passiver Spielball der umgebenden Kräfte und Kraftfelder zu sein. Sondern darüber hinaus gehende Gestaltung der Welt zu betreiben.
: Passiver Spielball zu sein geschieht zwar durchaus oft, ist aber nicht alles.

: Ich kann entgegen der Gravitation einen Berg hinaufsteigen, aber eben begrenzt durch die Größe der Gravitation und durch die Leistungsfähigkeit meiner Muskulatur und durch mein Gewicht. Ich kann in begrenztem Ausmaß als Lebewesen gegen den Strom schwimmen, ungünstige Temperaturverhältnisse aushalten, Krankheit überwinden, körperliche Bedürfnisse unterdrücken und unangenehmen Wahrheiten ausweichen.

: Nun Leben heißt eben überleben wollen und dass ist eben nicht automatisch garantiert, sondern verlangt uns immer etwas ab.
: So müssen wir in unserem Leben lernen, lernen, lernen.
: Damit wir uns in der Lebensgemeinschaft der Menschen einbringen können und unseren persönlichen Lebensweg gestalten können. Wenn das in etwa klappt, dann bezeichnen wir das als Erfolge.
: Erfolg wird so zu Befriedigung und das halte ich für einen wesentlichen Bestandteil seelischer Gesundheit. Erfolge im Leben, so denke ich, sind schon mal eine gute Medizin gegen Depression.
: Wenn auch kein Allheilmittel.

: Nur, wer eben rigoros gesellschaftlichen Erfolg anstrebt, treibt seinen Individualismus zu weit.
: Leben heißt eben Gewinnen und Verlieren.
: Verlieren lernen ist schmerzhaft und im gewissen Ausmaß lehrreich. Weil wir nun mal kein "Allmächtiger" sein können, der alles kann, alles will und alles erreicht.
: So kann den Gewinner auch das Verlieren krank machen, wenn es ihm an realer Einschätzung fehlt.

: Wir sind Teil der Einheit und das heißt Individuum und Universum zugleich.
: Ohne unsere Umwelt können wir nicht sein und ohne die Entwicklung des Kosmos auch nicht.
: Wir sind Welle und Meer zugleich. (nach Willigis Jäger)
: Das heißt, ich bin Teil von einem Ganzen unglaublichen Ausmaßes.

: Nimmt man das Ernst, also verdrängt es nicht, macht mich das froh und demütig zugleich.
: Denn ich bin ja ein aberwitzig kleines Licht in dieser Wirklichkeit, aber auch total damit beschenkt diese Situation hier auf der Erde und meinen geschichtlichen Platz in etwa überhaupt zu erkennen.
: Also Verlieren zu können, geht sicher leichter, wenn ich meinen Blick ausweiten kann und mit so klarem Blick auch erkenne, wie die Talente sich nicht entfalten können, weil sie in Unterschichtverhältnissen, in Krankheit, Armut, Krieg und Hunger - als auch in Naturkatastrophengebieten, sich nicht entfalten können.

: Ich würde zusammenfassen:
: Die Depression, als Erkrankung findet sicher gute Vorrausetzungen dort, wo man kaum noch Erfolge erzielt - und wo man nicht verlieren gelernt hat.

: Das hat so natürlich etwas mit der Selbsteinschätzung zu tun und mit dem Verständnis
: von der eigenen Lebenssituation und des tieferen Lebenssinns. Letzteren würde ich als die stete Optimierung des persönlichen Lebens und unserer
: Lebenszusammenhänge (Gesellschaft und Umwelt) bezeichnen.

: Ich hoffe Sie können meine Darstellung in etwa nachvollziehen. Wir also sind im Grunde immer dabei unser seelisches Gleichgewicht, zwischen Optimismus und Pessimismus zu halten.

: Nun kommt es gegenwärtig immer häufiger zu depressiven Erkrankungen.
: Da die Psychiatrie eher von organischen Ursachen ausgeht und vor allem medikamentös behandelt, verbleibt eine tiefere gesellschaftliche Analyse der Ursachen aus.

: Ich vermute dringend, es ist vor allem die kapitalistische Krise, die die Lebensverhältnisse breiter Gruppen destabilisiert. (Aktiengesellschaften fordern von der Politik das Aushebeln sozialer Sicherungen, weil unbezahlbar - ? Bankensicherung dagegen?)

: "Was gestern noch galt stimmt heute und morgen nicht mehr" sang Hannes Wader im Lied „Heute hier morgen dort“. Die Veränderungen im sozialen Umfeld, am Arbeitsplatz, bei der Wohnung, in der Freizeit, gehen einher mit einer drastischen Veränderung des geistigen Umfeldes. Verunsicherung ist eigentlich allgegenwärtig.

: Ich bin ja der unverbesserliche Optimist und könnte mir eine depressive Erkrankung für mich unter bestimmten Umständen vorstellen.
: (Wie zum Beispiel Verlust des Gehörs (meine Musik), meiner Frau usw.)
: Aber das ist vage Spekulation.

: Wir sind hier auf der Erde unglaublich beschenkt, durch die Vorleistungen der globalen Evolution und müssen versuchen durch Bildung von Herz und (!) Verstand einen Ausweg aus der schwierigen Lage des Menschen und der Biosphäre uns zu finden.

: Ich hoffe Ihnen nicht belehrend zu nahe getreten zu sein und wünsche Ihnen
: baldige Fortschritte auf dem Weg aus der Krankheit.

: Mit lieben Gruß
: Walter Keil

Lieber Herr Keil!

Entschuldigen Sie vielmals, dass ich nicht früher geantwortet habe, aber ich habe Ihre Ausführungen jetzt erst gelesen. Ich war von Ende Februar bis Mitte Mai im Spital. Jetzt bin ich auf Rehabilitation und glücklicherweise gibt es hier zwei Computer mit Internetanschluss.
Auf jeden Fall danke ich für Ihre interessanten philosophischen Ausführungen und den Genesungswünschen. Die Ursache meiner Depression dürfte eher eine Stoffwechselentgleisung im Gehirn sein und mit den Botenstoffenhaushalt in Zusammenhang stehen. Ich muss noch immer eine Reihe von Arzneimittel nehmen, welche meinen Zustand etwas verbesert haben. Mein Apettit ist wieder normal und ich schlafe gut. Ich bin jedoch physisch und psychisch nicht voll belastbar und ich fürchte, dass dieser Zustand noch eine Weile andauern wird. Jedenfalls erhalte ich jetzt eine Reihe von Therapien, welche meinen Zustand verbessern sollen. Die Aufenthalts Dauer beträgt 6 Wochen, aber ich möchte diese auf vier Wochen verkürzen.
Nochmals danke für Ihre "moralische" Unterstützung. Ich melde mich wieder.
Ich bin neugierig, wie es jetzt mit der Webseite weiter gehen soll!

Liebe Grüße

Helmut Pfeifer





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