Re: Klimawandel – Dritter Versuch - Tipp: Al Gore


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Abgeschickt von Heinz Boente am 26 Oktober, 2006 um 14:55:52

Antwort auf: Re: Klimawandel – Dritter Versuch - Tipp: Al Gore von Dr.Lütgemeier am 21 Oktober, 2006 um 00:01:53:

Hallo Herr Dr. Lütgemeier,

Sie haben in Ihrem Beitrag meine eigenen Gedanken und Befürchtungen zu der grundsätzlichen Frage zusammengefaßt: "...also was um Gottes Willen soll man (sollen wir alle) tun, damit unsere Nachkommen noch eine ökologische Zukunft haben?" Das genau ist es doch, worauf alles bzgl. des Themas Klima-/Umweltschutz hinausläuft. Und ich fürchte genauso wie Sie, daß wir nicht (mehr) viel tun können.

Wir leben allesamt in einem System, das sich inzwischen verselbständigt hat (eine Eigenschaft aller dynamischen Systeme) und auf das demzufolge insgesamt ein Einzelner oder eine Gruppe keinen nennenswerten Einfluß mehr nehmen kann. Es wird wohl in der Tat darauf hinauslaufen, daß es irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft in sich zusammenbricht. Vereinzelte Insellösungen verzögern diesen Zusammenbruch zwar, aber sie werden ihn nicht verhindern. Die "irreversiblen Tatsachen" sind für den Menschen längst geschaffen (die Erde selbst wird sich allerdings nach dem Verschwinden des Homo sapiens kurz schütteln und in einigen Jahrhunderten wieder erholt haben).

Das schreibe ich hier, obwohl ich mich im Grunde für einen Optimisten halte. Sarkastisch ausgedrückt hoffe ich, daß ich - sollte ich diesen Zusammenbruch noch erleben müssen - dann mit meinem letzten Atem wenigstens noch ein "Siehste!" hauchen kann.

Leider bemühen sich zu wenige Menschen, in Zusammenhängen zu denken bzw. Zusammenhänge überhaupt zu erkennen. Dabei ist der berühmte Satz, daß der Flügelschlag eines Schmetterlings ausreichen kann, einen Wirbelsturm auszulösen, inzwischen fast zu einer Binsenwahrheit geworden. Aber in dem Augenblick, in dem es an die eigene Bequemlichkeit (in den modernen Industrie/Informationsgesellschaften) oder gar an das eigene Überleben geht (in den sog. Entwicklungsländern, was ja sogar irgendwie noch verständlich ist) geht, hört jedes Denken an die Zukunft unserer Kinder und Enkel auf. Da sind allerdings der Hubraum des Autos, die künstlich etablierten Statussymbole, das dicke Bankkonto, die eigenen Machtverhältnisse, der kurzfristige Gewinn und, und, und wichtiger als jede Ökologie und langfristige Planung menschenwürdiger Umwelt- und Lebensverhältnisse.

Ein paar besonders krasse Beispiele: derzeit leben auf der Erde ca. 6 Milliarden Menschen, die Jahr für Jahr Nahrung für etwa 12 Milliarden Individuen produzieren. Eigentlich bräuchte also nach Adam Riese kein einziges Kind zu verhungern, oder? Zweitens, einem Autorennfahrer (ich nenne keine Namen, aber der, den ich meine, hat sich kürzlich aus der Formel-1 verabschiedet) gesteht die Gesellschaft ein Jahresgehalt von 68 Millionen Euro (!) zu. Mit etwa der Hälfte des Geldes, nämlich 35 Millionen Euro, hätte man die Zukunft eines Handy-Herstellers sichern und damit rund 2000 Arbeitsplätze retten können. Ein deutsches Vorstandsmitglid kassiert im Durchschnitt 1,7 Millionen Euro Jahresgehalt, und wenn Assistenzärzte und Pflegepersonal für eine relativ bescheidene Einkommenserhöhung im einstelligen Bereich streiken, regt sich alles auf. Wenn die Unterhaltskosten eines einzigen Atomkraftwerkes in die Entwicklung alternativer Energien oder Fahrzeugantriebe gesteckt würden, wären wir schon einen gehörigen Schritt weiter. In der richtigen Richtung zudem. Und von den diversen Rüstungsetats will ich mal lieber ganz schweigen... All das grenzt nicht nur ans Obszöne, nein, damit sind die Grenzen zur Perversität m. E. bereits überschritten.

Übrigens kenne ich den Film "Lautlos im Weltall" (einer der wenigen, wirklich guten Science Fiction Filme, meiner Meinung nach). Aber ich fürchte, auf unserer (noch) einigermaßen schönen Erde wird sich niemand finden, der solche Kuppeln auch tatsächlich bauen könnte (wieso fällt mir jetzt gerade der Airbus A380 ein?!?). Solche Großprojekte bedürften einer gemeinsamen, ja, globalen Anstrengung. Und wenn wir schon nichts besseres zu tun haben, uns gegenseitig über solche Hypothesen die Köpfe einzuschlagen, wer an den einzig wahren Gott glaubt... tja, dann brauchen wir uns auch nicht zu wundern, daß die Welt zum Teufel geht.

HB




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