Evolution u. Alltag: Lernen als Natur des Geistes


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Abgeschickt von Walter Keil am 30 Oktober, 2005 um 16:32:37

Lieber Forumsbesucher,
als Liebhaber dieses Forums bin ich etwas bedrückt, das sich hier kaum noch etwas rührt.

Daher vorab ein paar Worte dazu:
Eine von mir vermutete Ursache könnte sein, das
ich persönlich, mit den düsteren Themen rund um die Klima-Ververänderung bzw. Klimakatastrophe hier als Stimmungskiller empfunden werde. Dass die Globalisierung vor allem ein Freibrief für große Wirtschaftsunternehmen geworden ist, eingeführte soziale und ökologische Standards zu unterlaufen, wird vielleicht von vielen so wie von mir gesehen. Aber, wie ich, den großen Zeigefinger mit dem Begriff "Apokalypse" zu erheben, da mag mir offenbar hier niemand folgen. HvD's "Apfelbäumchen" hat für mich jedoch noch immer ein beklemmende Aktualität, wenn sich auch die Lage deutlich verändert hat. Ich halte den großen Zeigefinger, aber für absolut notwendig, für die Zukunft des Menschen, seiner auf wirtschaftlichen Leistungen basierenden Lebensqualität. Was mich aber persönlich nicht davon abhält auch ein unbeschwerter, vergnüglicher Mensch zu bleiben, der mit Leidenschaft zur Gitarre greift oder auch Sportereignisse verfolgt.


Jetzt ein Forum-Belebungsversuch mit einem neuen Thema aus der Reihe Evolution und Alltag: das Lernen.
Wenn man rückblickend auf die Evolutionsgeschichte schaut, dann ist es die Geschichte der Biosphäre, die offenbar rastlos
Lebewesen verändert, und dabei einen Anreicherungsprozess in Bezug der Fähigkeiten
ihrer Arten erkennen lässt.
Dieser Anreicherungsprozess geschieht offenbar für die Individuen unbemerkt, unbewusst.
Er wirkt für mich wie ein umfassender und mehr oder weniger unbewusster Entfaltungsprozess der Biosphäre.
Der Mensch scheint sich nun in den letzten
Jahrtausenden immer deutlicher des Lernens bewußt zu werden, und hat dies mit zahlreichen
Neuerungen und Erfindungen unterstützt.
Ich zähle primär dazu die Erfindung der Schrift und die Einführung der Schule.

Nun, wenn wir heute den Begriff des Lernens hören, fällt uns sicherlich gleich die Schule ein und eventuell auch der Spruch: Wir lernen nicht für die Schule, wir lernen für das Leben!

Was ist das aber "Lernen" ?
Ich würde es pauschal als geistiges und körperliches Streben nach neuen Fähigkeiten bezeichnen. Es als einen Anneignungsprozess aber auch Anpassungsprozess ansehen. Damit ist es auch ein Vorgang der sich
traditionell naturwissenschaftlich, also materiell-energetisch einer Messbarkeit,Deutung entzieht.
Ich meine der Begriff des Lernens zeigt uns
die Natur des Geistes auf, er ist selbst keine
materiell meßbare Größe, setzt aber solche Phänomene um, die sich durchaus messen lassen. Mal ein Blick auf den Menschen:
So lernt das Kleinkind Laufen, Sprechen und manch andere Fähigkeit die man in den ersten Lebensjahren eben als Mensch erwerben kann. Das, geschieht fast ohne irgendeine Art systematischer Unterweisung.
Lernen erfolgt hier gleichsam, als ein unbewußter Prozess der Entfaltung ererbter menschlicher Fähigkeiten. Es ist aus Tierversuchen bekannt, dass diese Entfaltungsprozesse gattungsbezogener Fähigkeiten in zeitlich definierten Phasen erfolgen müssen. Sie sind bei Störungen später
nicht mehr nachholbar. (Mir bekannt: Katzenkinder die in Käfigen gehalten wurden, konnten später nicht das Klettern erlernen)

Das schulische Lernen:
Hier ist die Voraussetzung bestimmte Phasen des
Werdegangs eines Menschen gut durchlaufen zu haben. Die Sprache muss schon mündlich gut erworben sein, das Kind sollte bereits ausreichend soziale Erfahrungen im Lebensumfeld gemacht haben und die Abwesenheit von zu Hause nicht mehr schmerzhaft erleben. Es sollte mit einer gewissen Selbstsicherheit und Neugier die neue Welt des "theorethisch orientierten" Lernens erleben. Nach der Grundausbildung im Lesen, Schreiben und Rechnen" werden den Kindern die Leistungen menschlichen Wirtschaftens und Kulturschaffens in Gegenwart und Vergangenheit unter Einsatz dieser geistigen Fähigkeiten (Sprache, Schrift) nahegebracht.
Die Wissensvermittlung der Schule führt geradezu in eine neue Welt des Geistigen. Neben der an Bildern orientierten Organisation unseres Gehirns, wächst die an Sprache und Schrift gebundene, dabei exponential.
Dieses stets wachsende geistige Wissen führt dazu, dass nicht nur die Datenmenge wächst, sondern auch neue geistige Werkzeuge entstehen und sich neue Bedeutungen über die Welt offenbaren.
Zur Ebene des körperlichen Lernens:
Dass Lernen als unbewußter körperlicher Prozess
wird als Anpassung oder Training erfahren.
Wohnt ein Mensch im kenianischen Hochland und muss alltäglich ca. 15 km in die Schule gehen, entwickelt er in Anpassung an diese ihm auferlegten Bedingungen läuferische Ausdauer bei reduzierter Sauerstoffmenge in der Atemluft.
Bei Sportwettkämpfen zeigen Menschen aus dem kenianischen Hochland dann außergewöhnliche Leistungen.
Will ein europäischer Langstreckenläufer seine
läuferischen Fähigkeiten stärken, so macht er immer wieder wochenlanges Lauf-Training in Höhenlagen und das aus naturwissenschaftlicher Erkenntnis heraus.
Warum diese umfangreiche Darstellung des Lernens ?
Ich halte das deutliche Erkennen des Lernens, als fundamentale Eigenschaft von Lebewesen, für den wesentlichen Schlüssel zum neuen und besseren Verständnis der Wirklichkeit.
Einer Wirklichkeit, deren geistige Seite nicht mehr in Frage gestellt werden kann, aber leider oft genug noch abgestritten wird.
HvD hat ja in seinem Buch u.a. die Lernfähigkeit von Bakterien beschrieben und oft genug Intelligenz ohne Gehirn bei zahlreichen Arten konstatiert.
Die Fähigkeit des Lernens kann keinesfalls als zufällige Neukombination von Molekülen
in Nervenzellen beschrieben werden.
Es ist Zeit über die Spaltung der Wissenschaft in atheistische, bzw. theistische Lager
hinweg zu kommen. Die geistige Seite der Wirklichkeit ist einfach unübersehbar geworden.
Denn Evolution und Lernen gehören zusammen.

Dazu noch ein Satz von HvD:
Geist und Verstand sind offensichtlich nicht erst mit uns Menschen in diese Welt hineingekommen. Diese Einsicht ist, wie mir scheint, eine der wichtigsten Lehren, die wir aus den Ergebnissen der modernen Naturwissenschaft ziehen können.
Im Anfang war der Wasserstoff, 1972, S. 16)
Hier auf der HVD-Webside unter Aphorismen zu finden)

Wer möchte dazu etwas sagen ?

Mit freundlichen Grüßen

Walter Keil

PS.: Hirnforscher Prof.Dr. Spitzer sagt: das menschliche Gehirn tut nichts anderes als pausenlos zu lernen.




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