Abgeschickt von Heinz Boente am 24 Maerz, 2007 um 16:22:08
Antwort auf: Re: Apfelbäumchen pflanzen von Helmut Pfeifer am 24 Maerz, 2007 um 11:58:30:
Hallo liebe Diskussionsteilnehmer,
hallo Herr Pfeifer,
Sie haben sehr recht mit Ihrem Beitrag, auch ich denke, daß die "Conditio Humana" (für Nicht-Lateiner: die "menschliche Beschaffenheit") der Schlüssel zum Ganzen ist. In einem früheren Beitrag habe ich dazu mal Schopenhauer zitiert ("Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will"). Wir Menschen stecken immer noch viel zu tief in unseren archaischen Instinkten als daß wir "vernünftig" handeln könnten. Im Einzelfall und in kleinen Gruppen mag das gelingen, aber das ist natürlich viel zu wenig. So gesehen stellt sich der technische Fortschritt, der immer so lautstark gepriesen wird, in Verbindung mit der Conditio Humana als das eigentliche Problem heraus. Die Technologie hat unsere eigene Entwicklung gewissermaßen überrollt. Der Evolution reicht es nunmal aus, daß es für das Überleben einer Art dem einzelnen Individuum völlig unwichtig ist, über seine eigene Lebensspanne hinaus zu denken.
Wie sonst ist es zu erklären, daß Industrienationen heute lautstark über den Geburtenrückgang klagen, während Schwellen- und Entwicklungsländer dafür sorgen, daß die Weltbevölkerung in den nächsten 50 Jahren von heute sechs auf fast 10 Milliarden Individuen anwächst, Individuen, die Energie verbrauchen und Schmutz produzieren? In diesem Zusammenhang ist es doch fast rührend naiv zu nennen, wenn wir hier über Stand-By-Modi und Enegergiesparbirnchen diskutieren, oder?
Warum stehen wir eigentlich allesamt untätig rum, wenn der Präsident des größten Energieverbrauchers und CO2-Produzenten sich einen Dreck um den Rest der Welt schert? Anders ausgedrückt: wenn er sich nicht um den Dreck der Welt schert?
Da finden sich hochrangige Politiker zusammen und verhandeln über Prozentsätze, um die man eventuell in den nächsten Jahren die Giftproduktionen vermindern könne, ohne die Wirtschaft zu arg zu belasten. Nicht wie man die Giftproduktion, die unseren Planeten zerstört, abstellt, nein, ob man sie vermindern kann. Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!
Da wird doch tatsächlich immer mal wieder über eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf deutschen Autobahnen diskutiert, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Wie gesagt, es wird diskutiert. Toll!
Ich belasse es mal bei diesen wenigen Beispielen und ich bin mir natürlich klar darüber, daß selbst eine einzelne Energiesparbirne oder ein einzelnes, vernünftig fahrendes Automobil einen, wenn auch winzigen Beitrag leistet, aber wie heißt es so schön? Die Masse macht's. Nur, leider, leider macht's die Masse nicht - ihre Condition Humana steht dem entgegen.
Bücher wie das "Apfelbäumchen", das eigentlich zur Pflichtlektüre eines jeden Menschen gehören sollten, sind - außer in diesem Forum - stillschweigend in der Versenkung verschwunden (das gilt selbstverständlich für alle mahnenden Bücher vieler namhafter Wissenschaftler, die es immer gegeben hat). Die Condition Humana verträgt es eben auch nicht, wenn man ihr unbequeme Wahrheiten vorträgt, und sie ist erst recht nicht in der Lage zu erkennen, daß wir Menschen alle gemeinsam auf einem einzigen kleinen Planeten leben und nicht nur in Deutschland, China, USA, Indien oder sonstwo. Daß der Flügelschlag eines Schmetterlings in Australien einen Wirbelsturm in Kanada auslösen kann, ist zwar inzwischen zu einem geflügelten Wort geworden, aber daß Autoabgase aus Texas auch einem Kind in Norwegen schaden können (und dies mit Sicherheit tun), will niemand so recht glauben. Die Conditio Humana ist vor allem auch noch recht kurzsichtig, will mir scheinen.
Auch ich habe ein Zitat zum Schluß. Es stammt von Bert Brecht: "Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen, und schrien sich zu ihre Erfahrungen, wie man besser sägen könne. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen beim Sägen, schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter."
HB