Re: Ein weiterer, düsterer Aspekt, - so so


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Abgeschickt von H.Heim am 03 Dezember, 2007 um 20:00:53:

Antwort auf: Re: Ein weiterer, düsterer Aspekt, - so so von Walter Keil am 02 Dezember, 2007 um 18:48:18:

Hallo, und guten Tag, Herr Keil,

vielen Dank für Ihre Antwort und das Kompliment, ich hätte Ihre Argumentation entweder nicht verstanden oder schnell beiseite geschoben und meine Vertiefung des Themas brächte im Grundsatz keine neuen Aspekte. Ich gebe es gerne an Sie zurück.

Ich bin, und auch da haben Sie mich offensichtlich überhaupt nicht verstanden oder verstehen wollen, in keiner Weise ein Eiferer gegen das Religiöse. Darin unterscheide ich mich deutlich von eben den religiösen Eiferern, die im 21. Jahrhundert Dinge für wahr und unumstößlich halten, die den Erkenntnissen der von Ihnen bejahten Evolution in keiner Weise standhalten können, die aber dessen ungeachtet zwar immer wieder behauptet, niemals aber bewiesen werden.

Wenn Sie, im Gegensatz zu mir, den Weg der Annahme religiöser Botschaften und Rituale gegangen und nicht, im Gegensatz zu mir, stehengeblieben , sondern fortgeschritten sind, so hätte ich mir schon ein paar fundierte Widerlegungen der von mir geschilderten Tatsachen, wie wir sie z.B. in den USA oder den islamischen Ländern sehen, gewünscht.
Ich hätte erwartet, dass Sie zu den in Zitaten belegten Aufforderungen des Koran an alle, nicht nur an ein paar Fundamentalisten, Andersgläubige umzubringen, Stellung nehmen, und sich nicht in Allgemeinplätzen ergehen.

Ich kann, das weiß ich sehr wohl, nicht „beweisen“, dass es Gott nicht gibt. Den „Beweis“, dass es ihn gibt, sind Sie bisher allerdings auch schuldig geblieben.
Es ist im Endeffekt völlig irrelevant, ob Sie an Gott glauben oder ich nicht.
Ich stehe lediglich auf den Standpunkt, dass uns ein Festhalten an Überkommenem nicht weiterbringt. Ein weiteres Beharren auf „Wahrheiten“, die bei Lichte betrachtet nicht für zwei Cent sicherer sind, als die Behauptung, dass Zeus und seine himmlische Verwandtschaft die Herrschaft über die Welt hätten, wird, wenn wir uns nicht bald von diesen liebgewonnenen Mythen verabschieden, ein Nagel zu unserem Sarg sein.

Mir sei, wie Sie sagen, eine evolutionäre Sicht auf Entwicklungsstand von Ethik und Moral verbaut? Wo, und ich bitte Sie herzlich, mir das in allen Einzelheiten auseinanderlegen zu wollen, ist die evolutionäre Sicht auf Entwicklungsstand von Ethik und Moral bei den Menschen, die meinen, der Mensch sei vor 6000 Jahren am sechsten Tag einer damaligen Woche von einem imaginären Wesen erschaffen, und eine Partnerin aus seiner Rippe gezaubert worden, um mit ihr den Befehl auszuführen zu können „Wachset und vermehret euch!“? Egal, was daraus wird, muss man wohl aus heutiger Sicht hinzufügen.
Wo ist der von Ihnen bei mir vermisste Entwicklungsstand, wenn gefordert wird, jeden, der an diesen Nonsens nicht glaubt (!) – denn von Wissen kann, und da werden Sie mir doch zustimmen, nicht die Rede sein – aus der menschlichen Gesellschaft zu entfernen. Moralisch (!) oder existenziell.

Weiterhin wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir schlüssig darlegen könnten, wieso meine Behauptung, religiöse Menschen, die sich buchstabengetreu an die religiösen Führern genehme „Wahrheit“ zu halten gezwungen werden, nicht hoffnungslos verführt sind. Ich vermisse in dem Zusammenhang auch Ihre Stellungnahme dazu, welche der existierenden „Wahrheiten“ denn nun die verbindliche ist.
Ihr Hinweis auf Hitler und Konsorten ist überflüssig. Ich hatte die Verbrechen bereits erwähnt. Allerdings mit der von Ihnen ebenfalls in keiner Weiser widerlegten Anmerkung, dass das alles ohne die Unterstützung religiöser Menschen nicht funktioniert hätte.

Sie haben völlig Recht, dass Mystiken und Weltvorstellungen dadurch entstanden sind, dass Menschen versucht haben, die Ursache von zu beobachtenden Gegebenheiten zu erklären. Das ist völlig legitim. Wenn aber heute immer noch darauf bestanden wird, dass das, was in den der jeweiligen Gruppierung am besten passenden Büchern von vor 2000 Jahren steht, unumstößlich wahr ist, und die Behauptungen nicht einmal zur Diskussion stehen, ja, ihr Anzweifeln unter Strafe gestellt wird, so vermisse ich die von Ihnen behaupteten „neuen“ Gesamtkonzepte.

Religion bedarf der Erneuerung und evolutionären Ausrichtung. Da sind wir uns ja erstaunlich einig.
Bitte sagen Sie mir doch, wo besonders in letzter Zeit diese Erneuerung und evolutionäre Ausrichtung Fortschritte gemacht hätten.

Sie vermischen zum Schluss Wissenschaft mit Mystik, Medizin mit Philosophie. Das, ich zitiere Sie selber, erhellt die Sache nicht sonderlich. Warum muss (!) es eine Göttlichkeit geben, nur weil wir uns das eine oder andere (noch) nicht schlüssig erklären können? Die Phantasie des „Intelligent design“ ist weder neu noch wird sie dadurch, dass sie immer wiederholt wird, in irgendeiner Weise wahrscheinlicher.
Die biologischen Tatsachen sind mit einem Schöpfergott nicht in Einklang zu bringen. Das Wunder der Evolution reduziert sich auf folgendes: Dieselben Mechanismen, welche die unglaubliche Schönheit der Welt, die unfassbare Vielfalt an Lebewesen hervorbringen, sorgen auch für Hässlichkeiten und Tod. Lebewesen, die ohne Gliedmaßen zur Welt kommen, die, obwohl sonst sehend, blind geboren werden, die verschwundene Art, all das geschieht, weil „Mutter Natur“ mit ihren Rohstoffen um sich wirft. Kein vollkommener Gott, dazu versehen mit Allmacht, würde ein solches Ungleichgewicht dulden.

Es freut mich, dass Sie mir Recht geben in meiner Sorge, dass Gefahren von überholten religiösen Vorstellungen ausgehen.

Allerdings haben Sie bisher nicht erklärt, in welchen Ansichten sich die Religionen von ihren überholten Gedanken und dem, ich wiederhole und betone es hier ausdrücklich, rigorosen Einfordern des an sie Glaubens verabschiedet hätten. Es ist, und darum geht es mir besonders, im Gegenteil ein erschreckendes Maß an Rückschritt zu beobachten.
Generalleutnant William G. Boykin, hochdekorierter Offizier der Spezialkräfte und inzwischen Unterstaatssekretär im Pentagon, meinte u.a. bei einer Analyse eines Fotos von Mogadischu in gewissen Schatten auf dem Bild „die Fürstentümer der Finsternis“ zu erkennen, „...eine dämonische Gegenwart in jener Stadt, die mir von Gott als der große Feind offenbart worden ist.“ Und was den Krieg gegen den Terror angeht, so vertritt er die Ansicht, dass unser „Feind ein Kerl namens Satan ist!“
Solchen Leuten wollen wir allen Ernstes das Schicksal der Menschheit in die Hände legen?

Es geht nun einmal nicht: Ich kann den Kuchen nicht essen und behalten wollen. Entweder die verschiedenen Bücher sind die „Wahrheit“, dann haben sie, wie verlangt, auch heute noch uneingeschränkt zu gelten. Mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Und dann werden sie einem friedlichen, gedeihlichen Zusammenleben der Menschen nicht sonderlich zuträglich sein. Was ich davon halte, habe ich schon dargelegt. Oder sie sind es nicht. Dann können wir sie getrost endlich als das nehmen, was sie sind. Literatur wie jede andere auch, in keiner Weise dazu geeignet, Dogmen daraus zu formen.

Ich habe, auch wenn Sie es gerne hätten, nie behauptet, dass Atheismus gut, Religion schlecht sei.
Sie bringen Begriffe in dieser Diskussion ins Spiel, die hier nichts zu suchen haben.
Sie machen es sich da mindestens so einfach, wie Sie mir vorwerfen, dass ich es täte.
Es geht nicht um „Gut“ oder „Böse“, wer sollte da eine Grenze ziehen?
Es geht aber deutlich darum, dass in der heutigen Zeit der entsprechenden Waffen die deutliche Gefahr besteht, dass wir noch vor der Klimakatastrophe dadurch vernichtet werden, dass Menschen in der völlig unbewiesenen und unbeweisbaren Hoffnung auf ein „ewiges“ Leben, in dem ihnen z.B. u.a. 72 Jungfrauen zur Verfügung gestellt werden, dazu angestiftet werden, locker über Leichen zu gehen. Ja, dass ihnen erzählt wird, wenn sie Andersgläubige vernichten würden, würde ihnen das Paradies auf direktem Wege zugänglich werden.
Und dass auf der anderen Seite z.B. ein William Boykin den Satan auf Fotos erkannt zu haben glaubt.

Ob nicht jede Literatur ethisch-moralisch-religiös erziehend sei, fragen Sie. Bestimmt mag sie ethisch, manchmal auch moralisch erziehend sein. Und wenn sie es auch noch religiös wäre, nun denn.

Würden Sie mir aber bitte das geschichtliche Datum nennen, wann aufgrund von z.B. Goethes Faust oder Schillers Räuber der letzte Krieg angezettelt worden ist?

Affen z.B., die ja, wie Sie sagen, keine Religion haben, nehmen außergewöhnliche Entbehrungen auf sich, um andere Mitglieder ihrer Spezies vor Schaden zu bewahren. Elefanten kümmern sich aufopfernd um in Gefahr geratene oder verletzte Mitglieder ihrer Familie. Rücksicht auf andere geht nicht auf die Erfindung irgendeines Propheten zurück. Religion ist dafür, wie wir in der Geschichte gesehen haben, eher hinderlich.

Und was die in Ihren Augen nicht existenten religiösen Märchen angeht: Wie genau hat das mit Jona im Walfisch (?) funktioniert?

Sehr freundliche Grüße
H.Heim





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