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Abgeschickt von Egon de Neidels am 24 Mai, 2008 um 11:59:45:

Antwort auf: Re: Noch ein Link von Waler Keil am 23 Mai, 2008 um 20:42:40:

Hallo Herr Keil,

Danke für Ihren Kommentar.
Was Sie hier ansprechen, möchte ich etwas verallgemeinern. Es ist m.E. eine unumstößliche Tatsache, das gemacht wird, was machbar ist. In der zweiteiligen Querschnitte-Sendung „Gibt es ein Geheimnis der Pyramiden?“, in denen HvD u.a. den „Ufologen“ Erich von Däniken trefflich wiederlegte, kam er auch auf das „Warum“ des Pyramidenbaus zu sprechen und nannte außer den damaligen religiösen Weltbildern die schlichte Tatsache, das die alten Ägypter die Pyramiden bauten, weil sie es konnten. Es ist eine Eigenart unserer Spezies, der wir ja auch den in vielerlei Hinsicht nützlichen Fortschritt verdanken, ohne den keine Zivilisation auf Dauer bestehen kann.

Sie haben gleichwohl recht, denn alles trägt bekanntlich einen Januskopf. Was man gebrauchen kann, kann man leider immer auch missbrauchen. Wir können also nicht sicher sein, ob der Nutzen, der sich aus den Experimenten in den Teilchenbeschleunigern ergeben könnte, nur friedlichen Zwecken dienen wird. Und was man in den einen Ländern erfolgreich unterbindet, kann in anderen Ländern mit korrupten Behörden fortgesetzt werden. Das dürfte bei Nuklearforschung zwar schwieriger sein als bei der weit weniger aufwendigen Gentechnologie – ist aber denkbar und nur eine Frage des Kapitals. Aufhalten lässt sich da gar nichts.
Es ist nun mal die Tragik unserer Spezies, ein Vernichtungspotential zu schaffen, welches imstande ist, alles sog. höhere Leben auf diesen Planeten gleich mehrfach auslöschen zu können. Ich habe nie herausgefunden, warum eine mehrfache Overkillkapazität an ABC-Waffen existiert – die einmalige Globalvernichtung reicht ja aus. Aber allein an dieser Tatsache ist schon der ganze Wahnwitz erkennbar, der uns seit dem Heraustreten aus dem Tierreich begleitet. Dem Willen „zu sein“, steht immer der Wille „nicht zu sein“ gegenüber – Libido versus Thanatos. Zudem ist der Wille ohnehin nicht frei – nicht frei im Individuum und noch weniger frei im Kollektiv, in der Masse. Hier haben wir m.E. den Kern des Problems. Er besteht aus der unausrottbaren Überzeugung wir hätten einen über alle Maße hinaus freien Willen, dem die Erde untertan sei. Tauchen Widerstände gegen diese Willensillusion auf, so werden sie entweder beseitigt oder unter Aufwand von Kulten, usw. beklagt und bejammert.

Ich ringe mich daher mehr und mehr zur Auffassung durch, dass es uns nicht möglich ist und auch nie möglich sein wird, die multikausalen und überpersönlichen Netze von Beziehungen überhaupt in ihrer Totalität zu erfassen geschweige denn sinnvoll manipulieren zu können. Dem allen unseren Willen zu unterwerfen, ist so illusorisch wie der freie Wille selber. HvD hat ja in seinen Prognosen aus dem Jahre 1985 („Apfelbäumchen“) in vielen – den wesentlichen - Dingen recht gesehen – das wurde hier ja auch schon diskutiert. Beherrscht von „Programmen aus der Stenzeit“ spielen wir nicht nur mit dem Feuer der Sterne (Fusion) sondern betätigen uns jetzt auch – überspitzt gesagt – als Leichenfledderer derselben, denn Schwarze Löcher sind i.d.R. die „Leichen“ massereicher Sterne.

Es ist m.E. der Wahn vom unbegrenzten freien Willen, der uns schon bei Kleinigkeiten lamentieren lässt: „So oder so hätte man das ja nicht machen dürfen, denn ..... wenn.... oder anders...“ Wem nutzt eigentlich eine solche Haltung? Wie frei kann denn ein Wille sein, der auf der Basis von Genen (Stammesgeschichte) und Konditionierungen (z.T. inadäquate Traditionen, Vorurteile, usw.), die o.g. mangelnde Einsicht in den Bedingtheiten allen Geschehens und der neurobiologisch-unbewussten Antizipationen von erst später bewusst werdenden Entscheidungen beruht? Da bleibt doch nichts als die tragische Figur eines sich auf die Brust trommelnden Alphamännchens mit seinem „Ich will!“ während um ihn herum der Dschungel abgeholzt wird weil ein anderes „Ich will!“ in derselben Illusion auch nur die eigenen – immer nur kurzfristigen - Vorteile sieht.

Interessant ist, dass sich Gott – ob er nun existiert oder nicht – nicht mit einem „Ich will“ vorgestellt hat, sondern mit einem „Ich bin“. Das Sein, dessen wir uns nur zum Teil bewusst sind, ist eben größer und umfassender als jener lächerlich kleine Ausschnitt an Raum, Zeit und Erkenntnisfähigkeit auf dem unsere Weltbilder beruhen. Und da ich mich weigere, Pessimist zu werden, „sehe“ ich in dieser uns umgebenden und durchdringenden „Umfassung“ den Sinn von allem verborgen. Der o.g. Januskopf enthält m.E. ja doch so etwas wie eine Weisheit, denn er besagt ja auch, das dem Negativen immer positive Entsprechungen gegenüberstehen. Es ist wie in der christlichen Religion (und nicht nur der alleine): Nur durch die Sünde ist die Heiligkeit erkennbar, nur durch das Laster die Tugend und nur durch das Böse das Gute. Welt ist nun mal – Marx hin, Hegel her – ein zutiefst dialektischer Prozess, bei dem jede Position die Negation schon in sich trägt, bei der jede Grenze schon auf ihre Überschreitung weist. Daher nähert man sich, indem man sich entfernt. Dinge geschehen – Taten werden getan. Aber es ist keine erste Ursache auszumachen und kein Täter fixierbar. Anders gesagt: Da ist ein Wille – aber kein Ich. Da ist ein Ich – aber kein Wille. Ist da ein Ich, so ist es ein Tropfen – ist da ein Wille, so ist er ein Ozean. Frieden findet, wer den Tropfen ins Meer versenkt, wer anerkennt, dass Evolution ein Fluss ist, in dem der Einzelne nur Tropfen ist und alles da enden wird, wo es begonnen: „Und es wurde Abend und es wurde Morgen: Neuer Zyklus.“

“From too much love of living,
From hope and fear set free,
We thank with brief thanksgiving
Whatever gods may be
That no life lives forever;
That dead men rise up never;
That even the weariest river
Winds somewhere safe to sea.”
(Swinburne)

Mit freundlichen Grüßen
Egon de Neidels





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