Sinn & Unsinn von Endebüchern


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Abgeschickt von olfd am 07 August, 2008 um 16:24:11

Antwort auf: Re: Palaver: Pro & Contra von ENDE-Büchern (über Endzeit) von Halil Güvenis am 06 August, 2008 um 17:29:18:


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Vorbemerkung

Das Schreiben war ziemlich schön und anstrengend. Ich habe mir Mühe gegeben. Und ich bin auch bereit, EINIGE Erklärungen nachzureichen (für meine geliebt-gewagten Thesen). Mit Herrn Güvenis kann ich auch mal telefonieren/skypen. (Da ist es manchmal echt einfach, etwas zu 'bebildern'.) Aber insgesamt muß sich dieses "Palaver" in den Grenzen der Alltags bewegen. Falls ich zuviel Gegenfragen reinkriege, dann werde ich Heinz bitten, dieses-mein 'Posting' (vorerst) zu löschen, weil ich momentan "echt noch andre Sachen zu tun habe" - zumindestens im Jahr 2008 :-))

Das auto-Forum meldet mir, daß mein Text "viel zu lang" ist. Ich muß 2 Postings machen.

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"An dieser Stelle möchte ich mir die Bemerkung erlauben, dass die allermeisten Leser/innen von HvD und CL nicht hoch erfreut sein werden, dass die beiden Autoren ihnen die Wahrheit, d. h. den Tod der menschlichen Art, so unumwunden ins Gesicht „geschleudert“ haben! Die Menschen sind halt keine Wahrheitsfanatiker, eher Fanatiker ihrer eigenen Interessen!

Aus diesem Grunde möchte ich die grundsätzliche Frage stellen, nach welchen ethischen Prinzipien es zu rechtfertigen ist (außer Meinungsfreiheit), dass HvD und CL absichtlich derart „subversive“ Bücher in die Welt gesetzt haben, obwohl sie wussten, was für verheerende Reaktionen sie bei den allermeisten Leser/innen auslösen würden?"

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: Dieses Thema regte Herr Güvenis an. Ein gutes Thema. Ein sinnvolles Thema. Ich möchte es hier in einem neuen Thread zur breiten Besprechung stellen. Für mich selbst ist es wohl zu schwer - wenn ich versuche tatsächlich bei den ethischen Prinzipien zu bleiben. .... : Ich würde daher das Thema einfach nur 'bewegen' wollen, ganz im Sinne eines "Palaver's" - also das anbieten, was ich weiß.

: Mir ist das Wort "Moral" lieber. Da kann ich mir mehr drunter vorstellen. Da weiß ich, worüber ich rede. "Moral" ist mein Gewissen. Es meldet sich über meine Gefühle (oder Emotionen) - als gutes Gewissen oder schlechtes Gewissen.

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“Ethik und Moral” über ein intaktes, gefühlsmäßig funktionierendes Gewissen zu definieren, finde ich in Ordnung. So würde ich es auch tun.

+olfd+ Langsam lese ich mich ein - in mein "Lexikon der Ethik" - da wird "auch nur mit Wasser gekocht". Beim Lesen habe ich gedacht: Ethische Prinzipien, also die Ethik, sind eine Art "Knigge", also eine Erweiterung des instinktiven gut/böse/richtig/falsch mit "künstlichen" Geboten/Verboten/Tabus - damit auch Massengesellschaften funktionieren können. Also erstmal gar nichts "Schlimmes" (etwa ein Hobby von Kant, mit dem er uns ärgert), sondern etwas Notwendig-Nützliches. -- Aber im Moment noch - und das macht mehr Spaß - dürfen wir aus uns innen schöpfen, also erstmal diejenigen ethischen Prinzipien befragen, die wir verinnerlicht haben und die sich als unsere Empfindungen (Emotionen) "melden" - auch "Gewissen" genannt. -- Natürlich ist zu erwarten, daß bei unserem großen Thema, Herr Güveneis, daß wir nicht alles gut/böse aus uns selbst entscheiden können. Das liegt irgendwie auf der Hand, weil ich mich ja schon bei meinen ganz privaten Problemen (die ich also völlig alleine entscheiden kann) manchmal "irre", also meine inneren Instanzen mit ihren naiven und verschrobenen Bereichen - mir manchmal "grünes Licht" geben, wo "rot" besser gewesen wäre.

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: Und dann ich die obige Frage ja auch erstmal auf mich beziehen, denn mein erstes Buch, daß ich im Jahr 2000 gescannt und ins Web gestellt habe, war: "Das Ende - Von heiteren Hoffnungslosigkeit der ökologischen Katastrophe." Das fand ich damals wichtig. Das sollte die Welt wissen! Das fand ich auch "moralisch" - und hatte dabei ein gutes Gewissen.

: Wie sollte denn die schlechte Zukunft jemals verhindert werden, wenn man (das Volk) gar nicht um sie weiß. "Gefahr erkannt - Gefahr gebannt" -war mein Motto. In diesem Zusammenhang auch der Link zu Jesaja (unten).

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Ihr Beispiel ist gut gewählt: Um die Gefahr bannen zu können, muss man (dem Volk) die Wahrheit ohne Umschweife (ins Gesicht) sagen. – Das akzeptiere ich.
Ich bemerke nur: Das ist die Moral der Wahrheitssuchenden.
Sehr viele Menschen würden es in einer ähnlichen Situation nicht als ihre moralische Pflicht ansehen, in die Welt „hinauszuposaunen“, dass wir Todeskandidaten sind.
Daraus folgt, dass der Lebensinhalt der Menschen nicht darin besteht, Wahrheit zu suchen!

Ihr Beispiel erinnert mich an meinen Entschluss, ein Buch über „Rettungsszenarien in der globalen Klimakrise“ zu schreiben.
Meine Gefühle waren Ihren Gefühlen sehr ähnlich. Ich glaubte, zu wissen, dass es doch einen Rettungsweg aus der Katastrophe gibt. Das musste ich unbedingt „dem Volk“ erzählen. Das war meine moralische Pflicht und verursachte bei mir ein unheimlich gutes Gewissen.

Mit dem Unterschied aber, dass ich niemals den Entschluss gefasst hätte, ein Buch zu schreiben, wenn ich keinen Rettungsweg gesehen hätte.
Zu wissen, dass es keinen Ausweg gibt und ein Buch darüber schreiben, das hätte ich moralisch niemals über mich gebracht.
Mein schlechtes Gewissen hätte das verhindert.

+olfd+ Hier sehe ich die Frage, ob das FnZ-Kollektiv (12 Leute, darunter 5 Doktortitel und 4 Frauen) WIRKLICH OHNE HOFFNUNG IST..... daß gerade ihr konkretes Buch etwas Gutes bewirkt. Sie können es zwar abstreiten, sowohl im Buch als auch mir mündlich schwören.... aber das wäre dann immer noch kein "Wahrheitsbeweis"..... denn es steht geschrieben: "Wenn ein Wunder eintritt, dann kann alles ganz anders kommen, aber es müßte wirklich ein Wunder sein." :-))

Ich will sagen: Niemand weiß, wie es im Keller des (gesellschaftlichen) Unbewußten "arbeitet", also was dort los ist. Aus der Analyse von 5000 Jahren menschlicher Geschichte hat man zwar "Konstanten" herauskristallisiert, die man "Conditio Humana" nennt, aber damit ist eben noch nicht bewiesen, ob in unserem Hirn gar nichts mehr Gutes schlummert (was kollektiv-gesellschaftliche zum Tragen kommen könnte).

Aber zurück zum konkreten Problem: Lauterburg erachtet sein Buch als NÜTZLICH (so schreibt es in FnZ, ich werde die Sätze noch konkret nachreichen) weil "man" (der entsprechende Leser), sein Leben besser planen kann (letzteres sind meine Worte). Und hier scheint mir irgendwo, Herr Güvenis, sogar ein echtes "ethisches Prinzip" zu schlummern. Nämlich: Wenn er (oder irgendjemand) mit einem größeren Überblick als ich mir NICHT sagt, was AUCH MICH BETRIFFT, dann würde er mich ja "verarschen" oder betrügen und belügen. Insofern hätte Lauterburg sich (sogar) schuldig gemacht, hätte er "mich dumm sterben lassen". Ergo müssten wir im Regelwerk der ethischen Prinzipien auch zwischen den Zeilen suchen, dort wo steht, daß die Unterlassung einer ethischen Tat genauso böse ist, wie eine unethische Tat.

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: Als Gegenthese: HvD's Buch Apfelbäumchenbuch hat (auch mit vieln anderen Initiativen) den Weltkrieg und Atomtod verhindert. Es wirkte also aufbauend, lebensverlängernd.

HG=Wo und wie haben ökologische und Friedensinitiativen den Weltkrieg und den Atomtod verhindert? Das verstehe ich nicht. Habe ich etwa eine akute Weltkriegsgefahr verschlafen?

+olfd+ Ja, das ist eine meiner beliebten gewagten Thesen. Die Leserei von Mumford, Toynbee, Spengler animiert mich (eine naive Fehlstelle in mir). Pardon. -- Aber gut, daß Sie nachgefragt haben. Es ist nämlich gar nicht wichtig, weil der Hauptgrund war: Ich beharre auf einer gründlichen Unterscheidung vom Apfelbuch und FnZ. In ihrer Antwort hier haben Sie beide Bücher schon differenziert und damit bin ich voll zufrieden !! Aber da wir nun einmal dabei sind (ist es vielleicht jetzt nötig, darauf einzugehen, als die dann offenen Fragen weiter mitzuschleppen).

1. These: "Das Apfelbuch war hochwirksam" ( und das rechtfertigt auch den apokalyptischen Grundtenor, oder wie ich immer sage: "Das Drohen mit der Weltuntergangskeule.") -- Wie hoch war denn 1984 die Kriegsgefahr zwischen der USA und der Sowjetunion? Ich habe darüber noch keine neueren Informationen. Das muß ich noch "aufarbeiten". Über die "Berlinkrise" (1948), Mauerbau, "Kubakrise" habe ich schon gute TV-Dokus gesehen, auch Bücher gelesen und sowas wie SPIEGEL-Dossier. Aber über "1984" weiß ich nur hauptsächlich das von damals. ("1984" - als Wort für den "NATO-Doppelbeschluß" und die Hochrüstung der Sowjetunion und USA.) -- Also ich gehe davon aus, daß entsprechend der nun bekannten Militärdoktrin der Russengenerale ( vergleiche etwa <samberg.de/strukturen> ) es bei "Krieg" kein Halten gegeben hätte, und alle Waffen abgefeuert worden wären. Also, kurz gesagt, Weltuntergang. -- Und die "Gefahr" fand ich aus eigenem Erleben sehr hoch (weil ich den "Siegeswillen" der Russengenerale in Augenschein nehmen konnte - also ihren Willen, alles zu vernichten, damit 'der Sozialismus siegt'.) Zur Erinnerung: Die Russen waren in Panik geraten, weil durch die flachfliegenden neuen US-Computerraketen ihre "Vorwarnzeit" nur noch 7 Minuten betrug. Da haben sie gleich mal dann ihre Militärdoktrin "verbessert", und gesagt, dann müssen wir eben als erste angreifen.

Aber an dieser Stelle will ich mich den 'Gegenmaßnahmen' der Friedensbewegung zuwenden. (in USA, West und auch Ost). Aber jetzt nur über das Ditfurth-Buch (unserem Thema). 1985 kam "Gorbi" an die Macht und er traff sich öfter mit Reagan und sie redeten englisch und lachten. Entspannung. Gottseidank! Wie konnte das geschehen? AUCH durch solche "Endebücher" wie Gruhl 1982 (Das irdische Gleichgewicht) Horstmann 1983 (Untier) und Ditfurth 1985. Davon bin ich fest überzeugt. Ein Glaube nur, sicher. Aber irgendwoher kam die großen westlichen Friedensdemonstrationen - irgendeine "Energie" hat die Leute mobilisiert - gegen die "Hardliner" ("Falken"). -- Aber nun zum Schluß und zum Thema damalige Wirkung des Apfelbuches: Normale Anti-(ABC-)kriegsbücher gab es schon genug. HvD konnte die "Dosis" noch steigern. Auch um den "Preis" (was Bahro richtigerweise bemängelt, also "metaphysisches Coda"), daß er (HvD) "überzieht". Aber das finde ich hier vollkommen korrekt!! Notwendig. Das "wollen" die Leute (Normalleser). Nur so sind sie ansprechbar. Ditfurth mußte ja mit Däniken und Buttlar konkurrieren (pars pro toto). -- Also so meinte ich das: HvD hatte zwar ein totales Endebuch geschrieben, aber es WIRKTE erstmal GEGEN ein vorfristiges Ende. Und das ist doch auch schonmal was.

2. Unterscheidung Apfelbuch 1985 und FnZ 1998

Also meine These ist: Bei Ihrer Fragestellung (Wird das Menschsein durch Endebücher entwürdigt, bis ins Mark getroffen, entheiligt?) muß ich beide Bücher unterscheiden, als die Unterschiede herausarbeiten. Sie müssen im konkreten gesellschaftspolitischen Umfeld gesehen werden. Und da ist mir am allerwichtigsten zu sagen:

Von FnZ gibt es 2000 Exemplare. 1500 Stück davon haben ihren Weg in die "richtigen Hände" gefunden - 500 in die "falschen". Es war das letzte Endebuch. Es wird kein neues geben (können). Eine Nachauflage wird es auch nicht geben. Einzig ich hatte es noch für einige Jahre im Netz gehabt (als Ausklang). Das Buch ist nunmehr - und in Zukunft - ohne Bedeutung, unbekannt. (Aber es ist nicht ohne Bedeutung -für mich-, daß es das einzige Buch war, wo ich mit dem Verlag ernsthafte Schwierigkeiten hatte.)

Das habe ich mal thesenhaft 'runtergerattert'. Das war mir wichtig. Gut, daß Sie, Herr Güvenis, nun ihre Zielrichtung konkretisiert haben. Nun ist das (vorherige) nicht mehr so wichtig. Ich will sagen: Es gibt auch ein ethisches Prinzip der "Lesefreiheit", also passiven Meinungsfreiheit. Der Autor (Prophet, Zukunftsvisionär) kann sagen, was er "schaut". Aber ICH habe auch das Recht, zu lesen, was ich will. DAHER mußte FnZ auch in einem ordentlichen Verlag erscheinen und eine ISBN-Nummer bekommen, damit ich davon ERFAHRE. Vergessen wir nicht: Ich bin vollkommen im Ostblock sozialisiert und kannte bis 1989 fast keine "Westbücher" oder "freien Bücher" (weil gerade Solschenizyn beerdigt wurde). 1989 war ich 30 Jahre alt. - Ich will damit sagen: Hier habe ich eine "Restneurose", daß man mir was vorenthalten könnte/will.

Daher: Ihre Eingangsthese kann ich nicht mitgehen oder "unterschreiben". Die (Ihre) "allermeisten" (Leser) beim FnZ-Buch sind qualitativ weniger (ein Viertel) und quantitativ (500) auch. Hinzu kommt: Durch Klappentext und Vorwort "warnt" der Autor mehrmals vor dem Inhalt. Und ( eine neue gewagte Olf-These): Wer es dennoch liest, den treibt sein Unbewußtes. Auch wenn er danach "meckert" ob seines neuen Wissens ("Hätte ich das Buch bloß nie aufgeschlagen.") - so kann es nach ein paar Jahren dennoch sein, daß er innerlich aufgeräumter ist (also diesen "Krebs-Prozeß" gut durchmacht, AUCH WENN ER UNS DAVON NICHT BERICHTET (ähnlich wie wir auch keine Befragungen haben, ob/was das Apfelbuch damals 'angerichtet' hat - positiv gesehen.)

Nun ist natürlich dennoch die Frage, ob mein Argument trägt, daß "1500 mehr sind als 500". (Davon mal abgesehen, daß ich ahne, daß ich '500' noch ausführlich erklären muß. Ich schicke mich in mein Schicksal. Aber das kann nicht bis ins uferlose weitergehen. Man findet bei dem Thema immer was zum Widersprechen. Ich muß dann einfach auf die Bücher verweisen, wo alles erklärt ist. Und einmal im halben Jahr mache ich ein Palaver mit.)

Es ist wohl ein ethisches Prinzip, daß man nichts Böses tun soll, auch wenn es sich nur um EINEN Menschen handelt. Insofern stehe ich auf tönernden Füßen, wenn ich behaupte, daß die Minderheit (500 Leser) weniger Gewicht hat als die Mehrheit (1500 Leser). Daher noch eine abschließende Betrachtung zur Verhältnismäßigkeit.

3.Verhältnismäßigkeit

Ich weiß jetzt, Herr Güvenis, daß Ihr Hauptinteresse nicht so gemeint ist, wie ich es zuerst verstanden habe, nämlich: Die Weltuntergangstheoretiker kochen hier ihr eigenes Süppchen und drängen der Masse (Mehrheit, Volk) ihr eigenes pessimistisches Weltbild auf. (Menschenbild, Zukunftsbild). - So hatte ich das erst verstanden.

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"Aus diesem Grunde möchte ich die grundsätzliche Frage stellen, nach welchen ethischen Prinzipien es zu rechtfertigen ist (außer Meinungsfreiheit), dass HvD und CL absichtlich derart „subversive“ Bücher in die Welt gesetzt haben, obwohl sie wussten, was für verheerende Reaktionen sie bei den allermeisten Leser/innen auslösen würden?"

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Und da hätte ich zwar (auch) meine Meinung gesagt, aber mit dem Gefühl: "Ich kann sagen, was ich will, es hat eh' keinen Sinn." - also ohne mir (viel) Mühe zu geben.

Also beim HvD-Buch GLAUBE ich, daß es zur damaligen Zeit seine Berechtigung hatte (hinsichtlich der damaligen-aktuellen Krise). Das FnZ-Buch gehört hinsichtlich Ihrer Frage in eine völlig andere Kategorie. Also kurz: bei diesen beiden Büchern antworte ich: Sie war gerechtfertigt ("richtig") - nicht unbedingt nach Ethik und Moral, aber doch nach Nutzen, Sinn, Zweck, Vorteilen, also "pragmatisch gesehen". --- Aber Ihre Frage - wenn wir sie von diesen beiden Bücher 'wegnehmen' - bleibt immer wichtig, ja: immer von höchster Bedeutung. Hat nun eine 'Seher' die Verpflichtung, seine Zukunftsvisionen öffentlich zu machen - oder nicht - oder gar im Gegenteil: Sind sie ein Angriff auf das letzte Refugium der Menschlichkeit? (Und würden sie in der Praxis sogar Chaos und "Titanic-Stimmung" bewirken-befördern, also "was Schlechtes".)

Ich habe mir keinesfalls vorgenommen, hier eine Antwort zu finden. Jedoch fällt mir hier mein Stichwort der "Verhältnismäßigkeit" ein, was ich aber heute nur thesenhaft abhandeln will:

Warlam Schalamow, ein Gulag-Poet wie Solschenizyn, beschreibt "würdeloses Sterben", also Krepieren. Eine ähnliche Sichtweise fand ich bei Primo Levi, der aus dem Nazi-KZ berichtete. Und bei Gustaw Herling, aus dem sowjetischen KZ (ohne Arbeitspflicht). Worauf will ich hinaus: Jetzt, wo wir beide überlegen, inwieweit wir die Seele der (wenigen) lebenden Menschen schützen wollen (die überhaupt solche Bücher lesen)..... in dieser Zeit geschehen diese Geschichten... und zwar in der REALITÄT, massenhaft, vielleicht 1000mal pro Tag. (Ein verhungerndes Kind stirbt IMMER würdelos - es krepiert bzw wird zu Tode gefoltert.) Also der "Weltuntergang" findet ja nicht irgendwann in der Zukunft statt, also erst dann wenn der 'letzte Mensch' stirbt oder schon gestorben ist. Sobald strukturell-systematisch in großer Anzahl die Menschen getötet werden - so wie das heute und in Zukunft der Fall ist, und zwar ohne Aussicht auf Besserung - sobald entsteht ein neues ethisches Prinzip, welches frühere, ältere ethische Prinzipien, die dem neuen entgegenstehen, außer Kraft setzt. Einen Prinzip-Namen dafür habe ich noch nicht. Und in meinem ethischen Lexikon steht es auch noch nicht. Es soll auch nicht moralisierend und schuldzuweisend klingen. Ich nenne es: "Über den Tod des letzten Menschen DARF (nicht: muß!) nun deshalb geredet werden - weil die alltägliche (massenhafte) Krepiererei in der Realität sonst nicht mehr auszuhalten wäre." -- Und auf den Segen der Erbsenzähler verzichte ich. (Vieles sinngemäß-frei 'nach Lauterburg'). - Vielleicht hat Horstmann mit seiner "Rachsucht" doch mehr recht als auf den ersten Blick scheint. -- Welche empfindlichen Seelen wollen wir denn (be-)schützen? Die Papstes in Rom? Die der Milliardäre? Wer kann denn das NICHT aushalten-hinnehmen-"akzeptieren", daß der Mensch (als solcher) offensichtlich 2 Millionen Jahre von Gott "eine Überlebensgarantie" hatte, einen "Persilschein", aber nun "Ende der Fahnenstange ist"? - Wo ist er denn? Also ICH kann jenen nicht finden-sehen. Und daher haben die Bücher der 90er Jahre, die dann auch - konsequenterweise - eine "Zeitangabe" für die Zukunft geben/sich durchringen, auch keine Leser gefunden.

Ditfurth hat 1985 keine Zeit (Endzeit) genannt. Auch daher wurde das Apfelbuch ein Bestseller. Das war noch auszuhalten.

1988 arbeitete Rieseberg erstmals mit einem - nahen - Szenario (2050).

Gruhl bestritt im Buch 1992 eine Zeitangabe, aber bei der Buchvorstellung in Berlin nannte er: "Höchstens 70 Jahre", also 2062.

Maxeiner / Miersch in ihrem Buch 1996 machen die ganze (tödliche) Zukunftstheorie lächerlich. Aber gut: Sie nennen auch Argumente. Vergleiche Kapitel "Ökostalinisten" (ab Seite 114 von "Öko-Optimismus"). - Ich will damit sagen: So "wehrt" sich das Volk. Und das okay!! ICH finde das in Ordnung. DAS ist -vermutlich- auch ein (neues) ethisches Prinzip. (Also die Propheten lächerlich zu machen - etwa wie "Hirngespinste eines Todgeweihten") Vergleiche ...../u1/M/Maxeiner

Und dann wird sich die Diskussion irgendwie 'leerlaufen' - oder auch neue Formen erfinden wie: Die BILD-Zeitung ist ja seit ca. 2004 vollkommen umgeschwenkt. Sie ist jetzt "Pro-Weltuntergang". Also sie hat den Weltuntergang nun für ihren Absatz / Rendite entdeckt. Sie "verwurstet" den Weltuntergang ("Sie macht ihn zu Bar-Geld."). BILD* raubt uns (mir) die letzte Würde. -- Wenn ich nicht genau wüßte, wie schrecklich und menschenfeindlich der Kommunismus war (und zwar aus eigenem Erleben), dann würde ich den Kapitalismus zur Wurzel alles Üblen erklären. (* BILD pars pro toto für die Boulevardmedien - heute muß man auch den SPIEGEL dazurechnen.)

Ich will (nur) sagen: Die Zeit der ernsten Bücher ist vorbei. "Fünf nach Zwölf" war das letzte - als "Gesamtschau". "Klimabücher" (pars pro toto) werden weiterhin Konjunktur haben. -- Möglicherweise wird es noch eine "Übersetzungswelle" geben, also die deutschen Gesamtschaubücher (Endebücher) werden in andere Sprachen übersetzt und dadurch nochmal ins Gespräch kommen. -- Und, das darf noch hinzugefügt werden: WENN natürlich jemand (ein Autor) nochmal den Mumm hat und eine Utopie (neue Gesellschaftsordnung) erfindet und aufschreibt.... DANN darf und muß er natürlich nochmal 'den Weltuntergang zitieren / referieren', um die Radikalität seiner Utopie begründen zu können. (Falls jener Utopie-Autor faul und bequem ist, dann kann das FnZ-Buch als "ersten Teil nehmen" - nachdrucken.)


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Ende 1. Teil




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