Re: Palaver: Pro & Contra von ENDE-Büchern (über Endzeit)


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbgl.net ]

Abgeschickt von Halil Güvenis am 06 August, 2008 um 17:29:18

Antwort auf: Palaver: Pro & Contra von ENDE-Büchern (über Endzeit) von olfd am 03 August, 2008 um 19:46:58:

Guten Tag Herr Olfd, guten Tag Forumsteilnehmer,

:
: #######

: "An dieser Stelle möchte ich mir die Bemerkung erlauben, dass die allermeisten Leser/innen von HvD und CL nicht hoch erfreut sein werden, dass die beiden Autoren ihnen die Wahrheit, d. h. den Tod der menschlichen Art, so unumwunden ins Gesicht „geschleudert“ haben! Die Menschen sind halt keine Wahrheitsfanatiker, eher Fanatiker ihrer eigenen Interessen!
:
: Aus diesem Grunde möchte ich die grundsätzliche Frage stellen, nach welchen ethischen Prinzipien es zu rechtfertigen ist (außer Meinungsfreiheit), dass HvD und CL absichtlich derart „subversive“ Bücher in die Welt gesetzt haben, obwohl sie wussten, was für verheerende Reaktionen sie bei den allermeisten Leser/innen auslösen würden?"

: #########

: Dieses Thema regte Herr Güvenis an. Ein gutes Thema. Ein sinnvolles Thema. Ich möchte es hier in einem neuen Thread zur breiten Besprechung stellen. Für mich selbst ist es wohl zu schwer - wenn ich versuche tatsächlich bei den ethischen Prinzipien zu bleiben.

: Von Ethik habe ich einfach zu wenig Ahnung. Zwar habe ich gerade zufällig das Stichwort "Nihilismus" aufgeschlagen, aber bei den ganzen Namen der Philosophen (Kant, Hegel, Fichte, Heidegger,...) brummt mir gleich der Schädel.

: Ich würde daher das Thema einfach nur 'bewegen' wollen, ganz im Sinne eines "Palaver's" - also das anbieten, was ich weiß.

Ich muss gestehen, dass mir Ihre Art des Herantastens – des Heranpirschens an die Sache sehr gut gefällt. Auch ich versuche also im Sinne Ihres „Palavers“, meine Gedankengänge zu ordnen.

:
: ### Ethik und Moral ###

: Mir ist das Wort "Moral" lieber. Da kann ich mir mehr drunter vorstellen. Da weiß ich, worüber ich rede. "Moral" ist mein Gewissen. Es meldet sich über meine Gefühle (oder Emotionen) - als gutes Gewissen oder schlechtes Gewissen.

“Ethik und Moral” über ein intaktes, gefühlsmäßig funktionierendes Gewissen zu definieren, finde ich in Ordnung. So würde ich es auch tun.

: Und dann ich die obige Frage ja auch erstmal auf mich beziehen, denn mein erstes Buch, daß ich im Jahr 2000 gescannt und ins Web gestellt habe, war: "Das Ende - Von heiteren Hoffnungslosigkeit der ökologischen Katastrophe." Das fand ich damals wichtig. Das sollte die Welt wissen! Das fand ich auch "moralisch" - und hatte dabei ein gutes Gewissen.

: Wie sollte denn die schlechte Zukunft jemals verhindert werden, wenn man (das Volk) gar nicht um sie weiß. "Gefahr erkannt - Gefahr gebannt" -war mein Motto. In diesem Zusammenhang auch der Link zu Jesaja (unten).

Ihr Beispiel ist gut gewählt: Um die Gefahr bannen zu können, muss man (dem Volk) die Wahrheit ohne Umschweife (ins Gesicht) sagen. – Das akzeptiere ich. Ich bemerke nur: Das ist die Moral der Wahrheitssuchenden. Sehr viele Menschen würden es in einer ähnlichen Situation nicht als ihre moralische Pflicht ansehen, in die Welt „hinauszuposaunen“, dass wir Todeskandidaten sind. Daraus folgt, dass der Lebensinhalt der Menschen nicht darin besteht, Wahrheit zu suchen!

Ihr Beispiel erinnert mich an meinen Entschluss, ein Buch über „Rettungsszenarien in der globalen Klimakrise“ zu schreiben. Meine Gefühle waren Ihren Gefühlen sehr ähnlich. Ich glaubte, zu wissen, dass es doch einen Rettungsweg aus der Katastrophe gibt. Das musste ich unbedingt „dem Volk“ erzählen. Das war meine moralische Pflicht und verursachte bei mir ein unheimlich gutes Gewissen. – Mit dem Unterschied aber, dass ich niemals den Entschluss gefasst hätte, ein Buch zu schreiben, wenn ich keinen Rettungsweg gesehen hätte. Zu wissen, dass es keinen Ausweg gibt und ein Buch darüber schreiben, das hätte ich moralisch niemals über mich gebracht. Mein schlechtes Gewissen hätte das verhindert.

:
: Soweit erstmal zum Anfang. Ich habe einen langen Stichwortzettel gemacht. Der reicht bestimmt für 10 Beiträge (Postings). Aber ich will es breit fassen: Pro & Contra; Schaden & Nutzen; Vorteile & Nachteile; Sinn & Unsinn; usw.

: ***
:
: Und zum konkreten Thema von Herrn Güvenis können wir uns dann weiter rantasten. Etwa: War es wirklich "verheerend"? Also dauerhaft die Lebenslust schmälernd? Also auch in der Masse?

: Als Gegenthese: HvD's Buch Apfelbäumchenbuch hat (auch mit vieln anderen Initiativen) den Weltkrieg und Atomtod verhindert. Es wirkte also aufbauend, lebensverlängernd.

Wo und wie haben ökologische und Friedensinitiativen den Weltkrieg und den Atomtod verhindert? Das verstehe ich nicht. Habe ich etwa eine akute Weltkriegsgefahr verschlafen?

: These: Die Ende-Bücher der 90er Jahre* sind nie über ihre erste Auflage hinausgekommen, und sind somit quasi unbekannt. (* Horstmann 1991, Rieseberg 1992, Fuller 1993, Lauterburg 1998) - Gruhl 1992 hat auch nie eine 2. Auflage erlebt, aber er war immerhin bei RTL-TV und im Spiegel. Ich persönlich würde "Himmelfahrt ins Nichts" auch zur obigen Gruppe der unbekannten und damit wirkungslosen Bücher rechnen.

Sie müssen aber sehen, dass diese Bücher von ihrer Hauptthese her HvDs Bestseller „Apfelbäumchen“ nichts hinzugefügt haben. Ein aktuelles Beispiel für dieses Nicht-Lesen-Wollen war hier im Forum Herrn Pfeifers Äußerung, dass er das Buch von CL nicht erwerben wolle, weil dieser ein Szenario beschreibt bzw. behandelt, von dessen Verwirklichung er ohnehin überzeugt sei.

:
: Wenn ich mich zurückerinnere an die Zeit vor 10 Jahren, als der Punkt da war, wo ich den Büchern dann wirklich glaubte - das war natürlich ein Schock - "verheerende", ja!

: Aber ich persönlich bin durchgekommen. Ich bin dankbar für alles (die bösen Bücher - die aber Gutes in mir bewirken, wie Mephisto). Ich kann jetzt genauso leben 'wie vorher'. - Aber Herr Güvenis hat recht: In der Jugend und im Alter kann ein Ende-Buch einen Schock auslösen, der nicht (automatisch) überwunden wird. Das muß ich stehen lassen !!

Sie müssen die Sache so sehen: Sie haben die Wahrheit, die Sie anfangs schockiert hat, mit der Zeit annehmen können. Das konnten sie aber nur deshalb tun, weil Sie von Ihrer Grundeinstellung her, den Glauben mit sich brachten, man müsse der Wahrheit ins Gesicht schauen, egal wie schockierend diese auch sein mag.

Nur ein Bruchteil der Menschen wird aber imstande sein, so zu handeln wie Sie! Die allermeisten werden das Aussterben der menschlichen Art als eine grundsätzliche Glaubensfrage betrachten, wo es um das Allerheiligste der Menschheit geht. Und den Autor, der solche schlimmen Zustände voraussagt, werden sie zum Bösewicht erklären und moralisch zu verurteilen versuchen.

Warum ist aber diese Situation entstanden? Ganz einfach deshalb, weil der Autor des Ende-Buches auf seiner Meinungs- und Redefreiheit insistierend die vielleicht viel grundlegendere Glaubensfreiheit verletzt hat… In diesem Konflikt einen Mittelweg zu finden, ist sehr schwierig. Die ruhigen, kurzen, besonnenen Sätze von Christoph Lauterburg können vom „Volk“ vielleicht gerade noch geduldet werden. Aber der Versuch HvDs, die Menschen mit provokativen Sätzen aufzurütteln und auf den Weg der Wahrheit zu bringen, muss von der Mehrheit zwangläufig als die „Hirngespinste eines Todgeweihten“ missverstanden werden.

: Dazu: Die Autoren sind ja keinesfalls 'alleinverantwortlich', denn sie brauchen einen Förderer bei einem Verlag. Fullers Buch wurde in 2 Verlagen herausgegeben. Beim Fischer-Verlag kennen wir seinen Förderer (vermutlich Willi Köhler). - Und das Lauterburg-Buch ist ja eigentlich eine Kollektivarbeit von 4 Frauen, 8 Männern und 5 Doktor-Titeln.

Das mit dem Lauterburg-Buch ist ja ganz interessant. Wer sind diese Leute? In welchem Verhältnis stehen sie zum Lauterburg-Buch.

: Ich will sagen: Das meine ich mit "Team-Ende-Bücher". Das sind ja keinesfalls nur Einzelpersonen. Also könnten wir hier VIELE fragen nach ihrer MOTIVATION, um bei so einem Projekt mitzuwirken. - Und dabei erfahren wir auch etwas über (ihre) "ethische Prinzipien".

Das wäre eine wunderbare Idee! Interessant wäre auch die Leser der Ende-Bücher nach ihrer Meinung zu fragen und dann beide Meinungen gegenüberzustellen!

: Ich als einfacher Ingenieur für elektronischen Gerätebau habe nie einen Philosophie-Professor persönlich kennengelernt (von Rudolf Bahro mal abgesehen).

: Und dann ist ja dann noch die Frage nach der VERBINDLICHKEIT eines ethischen Prinzips, so wir eines finden sollten.

: Und dann noch die Idee: Da die Sache mit dem (menschlichen) Untergang ziemlich neu ist, da gibt's vielleicht noch keine ethische Bewältigung dafür. Die entwickelt sich noch.

Ich bin ganz sicher, dass sich die Menschen im Prozess der Bewältigung der Klimakrise ihre globalen und historischen Grundrechte entdecken und entwickeln werden.

: Usw. - für heute erstmal genug.
: Eine schöne Woche - Euer Olfd
: ##########





Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbgl.net ]