Re: Hoimar v. Ditfurth wäre 87 jahre


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Abgeschickt von Walter Keil am 12 Dezember, 2008 um 14:18:15

Antwort auf: Hoimar v. Ditfurth wäre 87 jahre von Helmut Pfeifer am 23 Oktober, 2008 um 14:27:23:

Hallo Herr Pfeifer,
liebe Forumsbesucher,
schade das HvD nicht mehr da ist, ich würde nur zu gern Kommentare von ihm zur Lage heute hören.
Nun zu ihren Ausführungen.
Es ist für mich sehr interessant, dass Sie den Aspekt heraus stellen, dass Hoimar von Ditfurth
die naturwissenschaftliche Methode zum Verständnis der Welt als ziemlich unbegrenzt ansieht.
Da muss ich aber schon mal etwas dazu sagen.

Wir haben den Gott der Bibel mit naturwissenschaftlicher Methode nicht gefunden. Das könnte zum Schluss führen, es gibt keinen Gott, denn unsere Erkenntnismethode hat ihn nicht gefunden und daher sollte man sich hüten,
übernatürliche Ursachen anzunehmen.

Ditfurth hat aber, nicht nur in seinem letzten TV-Auftritt, die Gottesfrage stets positiv beantwortet, oder zumindest offen gelassen.
Trotzdem schreibt Ditfurth immer wieder im Stile
eines atheistischen Wissenschaftlers und vermittelt, die "Natürlichkeit" wird scheinbar leicht zu früh aufgeben und Übernatürlichkeit zu schnell postuliert.
Andererseits hat er immer sehr plakativ darauf hingewiesen, dass Geist, Phantasie und Zielstrebigkeit in dieser Welt auch ohne Gehirne
da sind. Aber vertritt er auch die These, die viele atheistische Evolutionsbiologen a la Mayr vertreten, die Evolution ist nicht zielgerichtet.
Aus all diesen Widersprüchen habe ich wesentliches gelernt und sehr wesentliche Schlussfolgerungen gezogen. Denn sie treten auch allgemein in vielen anderen Bereichen der Erkenntnis auf.

Schlussfolgerungen:
z.Bsp. Die Kluft zwischen Naturwissenschaft und Religion ist zunächst gewachsen und nimmt zur Zeit wieder ab.
1. Weil Naturwissenschaft ein einheitliches
Energiegebilde (hell und dunkel - genauer aber sichtbar und unsichtbar) postuliert das wir Universum nennen und alles hervorbringt.
2. Weil sich zwei verschiedene Prozesse dabei
abspielen, die sich ergänzend als Basis für Lebewesen erweisen.
Nämlich Auf- und Abbau von Materie (Entropie und Negentropie - letzteres auch Enthalpie genannt)
Ohne die Zerfallsprozesse, die verschiedenster Art sind, könnte im Bereich lebensfähiger Welten keine Energie freigesetzt werden.
Der Stoffwechsel aller Lebewesen beruht darauf, dass Materie relativ instabil ist. Auch wäre die Erde längst ausgekühlt, würde sie nicht durch eine relativ große Menge an radioaktiven Elementen, die ja permanent zerfallen, zusätzlich aufgewärmt werden. Erst dieser Umstand ermöglichte die Langzeitentwicklung der Biosphäre.
(Google: Woher kommt die Geothermie/Erdwärme)

3. Wenn eine biologische Evolution sich als Expansionsgeschichte und qualitative Aufwärtsgeschichte präsentiert, kann man das ja sehr wohl als Zielrichtung ausgeben.
Hat aber eine schwer zu beschreibende philosophische und religiöse Dimension.

4. Das Jenseits.
Ditfurth hat immer wieder darauf hingewiesen, dass einfache Lebewesen, wie z.Bsp. die Zecke, die Welt vollkommen anders und in viel geringeren Umfang wahrnehmen. Was außerhalb der Wahrnehmung, auch unserer menschlichen, liegt, so Ditfurth, ist das Jenseits.
Im Grunde kann ich da zustimmen. Obwohl ich persönlich meistens eher etwas anderes meine: etwas wie verborgene Dimensionen.

Diese Definition des Jenseits würde im religiösen Sinne bis vor einigen Jahrhunderten, das Universum höchst perfekt erfüllen. Es wurde ja höchst unvollkommen nur von ein paar kundigen Sterndeutern wahrgenommen.
Hinzu kommt, dass die Quantenphysik, mit der Verschränkung, eine Art Jenseits gefunden hat und das mit der dunklen, unsichtbaren Energie und Materie sich ebenfalls jenseitige Aspekte öffnen.

Abschließend will ich also damit sagen, die von Ditfurth gebrauchten Formulierungen, über natürliche und übernatürliche Ursachen, sind von ihm eigentlich keine wirklichen Widersprüche, sondern Ausdruck von bestem Wissen und Gewissen zum damaligen Zeitpunkt.
Würde er heute noch leben, würde er, so vermute ich, diese Annäherung von religiösen und naturwissenschaftlichen Aussagen über die Welt noch stärker als schon zuvor heraus stellen.
Und heraus stellen: die Hypothese "Gott" kann nicht aufgegeben werden.

Der Astro-Physiker Prof. Harald Lesch hat dies ja auch in ähnlicher Weise immer wieder so formuliert. Leider ist er jetzt beim ZDF nicht so philosophisch präsent. (Seine Arbeit dort ist aber ok.)

Für mich persönlich erscheint das Religiöse als eine Art kosmisch evolutionäre Zeiterscheinung, in der Periode vor der Apokalypse. Die religiöse
Periode wandelt sich dann in die wissende Periode. Dabei entwickelt sich eine überkonfessionelle Mystik und Lebensethik.
So verhilft uns, das glaube ich persönlich, eine naturwissenschaftliche Weltsicht dazu
eine intelligentere und tröstlichere, philosophische und religiöse Ebene zu erreichen.
Ein etwas mehr an Erleuchtung.

Die Apokalypse steht vor der Tür und muss sich nicht, denk ich mal, in vollem Umfang vollziehen.
Sie scheint mir als eine Art Engpass, Flaschenhals, Geburtskanal der biologischen Evolution in eine wesentlich andere Zukunft zu sein.

Es tut mir leid, dass ich nicht früher antworten konnte.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Keil

meine evolutionsphilosophische Website: www.walterkeil.de





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