Re: Ist Simulation des Ur.. - die Welt usw


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbgl.net ]

Abgeschickt von Heinz Boente am 23 Dezember, 2008 um 13:43:10

Antwort auf: Re: Ist Simulation des Ur.. - die Welt usw von Walter Keil am 21 Dezember, 2008 um 23:55:40:

Hallo Herr Keil, liebe Forumsbesucher,

ich denke, es ist an der Zeit, meinen persönlichen Standpunkt noch ein wenig deutlicher zu machen, denn ich neige keinesfalls (Zitat) "...zu tiefster Schwarzmalerei und Sarkasmus". Ich werde also versuchen, diese beiden Begriffe aus meiner Sicht ein wenig zu relativieren.

Sarkasmus ist laut Wörterbuch "eine vernichtende Verhöhnung" oder "eine verletzende, spöttische Aussage". Den "Spott" lasse ich mir gerne gefallen, aber alle meinen anderen Aussagen, mögen sie auch manchmal bewußt überspitzt formuliert sein, möchte ich doch keinesfalls als Verletzung, Vernichtung oder Verhöhnung verstanden wissen! Daß ich zu satirischer Übertreibung neige, gestehe ich ebenfalls gerne zu, denn das halte ich für ein legitimes Stilmittel, auf vorhandene Mißstände hinzuweisen.

Ich habe auch schon mehrfach hier im Forum ausdrücklich geschrieben, daß ich nach wie vor eine optimistische und positive Lebenseinstellung habe. Nicht daß ich mich auch nur annähernd mit einem HvD vergleichen möchte, aber auch er war gewiß kein Pessimist, sondern ein Mensch, der die Situation auf unserem Planeten Erde aufgrund seiner umfassenden wissenschaftlichen Bildung, seiner sorgfältigen Beobachtung der Gegebenheiten und seiner Analyse der Situation einfach nur realistisch gesehen hat. Daraus resultierte sein "Apfelbäumchen", was ihm ebenfalls den Ruf eines Schwarzmalers eingebracht hat. Oberflächlich betrachtet, ist ja seitdem auch gar nichts wirklich Schlimmes passiert. Im Gegenteil, keine einzige seiner düsteren Voraussagen ist bisher eingetroffen. Bis auf ein paar Dutzend kleinerer Scharmützel gab's keinen Weltkrieg. Alles geht seinen gewohnten Gang, jeden Morgen wird's hell, die Jahreszeiten wechseln wie eh und je, lebensbedrohliche Krisen kennen wir in Deutschland nur aus den Nachrichten, und wer sein Geld auf einem Sparkassenbuch hat, spürt nicht einmal etwas von der Finanzkrise. Dennoch läßt es sich nicht leugnen, daß der Gesamttrend eindeutig "nach unten" zeigt!

Besonders Hoimar von Ditfurth hat es immer wieder hervorragend verstanden, "einen Schritt zurückzutreten", die Situation unseres Planeten aus einem größeren Abstand zu betrachten, sich vom konkreten Einzelproblem bzw. von einer einzelnen wissenschaftlichen Erkenntnis zu lösen und alles langfristig, sprich: philosophisch zu betrachten. Genau das war seine große Stärke, die bisher kein Wissenschaftsjournalist oder -moderator je wieder in diesem Maße erreicht hat. Das und nichts anderes versuche ich - in aller Bescheidenheit (!!!) - den Lesern dieses Forums zu vermitteln! Das "Wagen" von Optimismus ändert aber gar nichts. Sie sagen ja selbst: "ohne Apocalypsenaussicht keine elementarer Fortschritt - so meine Meinung". Also spieße ich die Mißstände zumindest satirisch auf. Vielleicht - ich wage es kaum zu hoffen - gelingt es mir damit, den vielen anonymen Besuchern und Mitlesern dieses Forum ein paar Gedankenanstöße zu geben.

(Zitat) "Gerade Menschen wie Sie, aber auch Herr Boente, die mit Verstand und Wissen gesegnet sind, sollten einen Schuß mehr an Optimismus wagen." Noch einmal: ich bin kein Pessimist und sehe Optimismus nicht als Wagnis an, aber die Augen vor der Realität zu verschließen, bringt auch nichts. Das Problem ist nämlich hier wieder einmal mehr der Zeitfaktor. Bezogen auf unsere eigene noch bleibende Lebenszeit haben Sie sicher recht, Herr Keil. Alle, die wir heute hier diskutieren, werden vermutlich (hoffentlich) keine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes erleben, aber wenn wir mal nicht nur die nächsten 50 Jahre betrachten, in denen sicherlich viele kleine Einzelprobleme gelöst werden können, sondern wenn wir, sagen wir 100 oder 200 oder mehr Jahre in die Zukunft blicken, sieht die Sache ganz anders aus. Und ich fürchte, sehr viel düsterer.

Genauso, wie wir uns (nur zwei kurze Beispiele) heute fragen, wie der Nationalsozialismus ein ganzes Volk hat blenden können oder - noch ein paar Jahrhunderte weiter zurück - warum das Volk der öffentlichen Folterung und Verbrennung von "Hexen" nicht nur zugesehen, sondern dies sogar gutgeheißen hat, genauso werden wir Heutigen uns von unseren Ururururenkeln fragen lassen müssen, warum wir sehenden Auges und wider besseres Wissen.... hier können Sie jetzt alle die Mißstände einsetzen, die ich mir aus Platzgründen aufzuzählen erspare.

Ich darf Sie noch einmal zitieren: "Hätte ich Meister Boente vor 1 Jahr gefragt ob Obama Präsident wird, hätte er wahrscheinlich, auch aus seiner Amerika-Kenntnis heraus, gesagt: nein - die Amis sind noch nicht so weit. Aber der an allen Fronten versagende Mr.Bush hat es wohl ermöglicht." Zunächst einmal bedanke ich mich für den Titel "Meister" und gebe Ihnen sofort recht: Eine Präsidentschaft Barack Obamas habe ich in der Tat für sehr unwahrscheinlich gehalten, genauso wie die von Hillary Clinton (die, nebenbei bemerkt, meine Wunschkandidatin war, aber nun wird sie zumindest das Amt der Außenministerin bekleiden). Trotzdem denke ich, daß dies nicht allein auf das Versagen des Herrn Bush zurückzuführen war, sondern - das schreibe ich jetzt, weil ich mir einbilde, die Mentalität der Amerikaner einigermaßen gut zu kennen - auf die weit wirksamere Werbestrategie Obamas. Vorsicht, ich werde jetzt wieder satirisch, aber (insbesondere) einem Amerikaner kann man alles verkaufen, was vorher entsprechend intensiv beworben wird. Nicht daß ich mit einem Präsidenten Obama nicht einverstanden wäre, bitte verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, aber ich hätte bei Ihrer Präsidentenfrage vor einem Jahr tatsächlich die Werbemaschinerie unterschätzt. Darüber hinaus hat McCain m. E. den großen Fehler begangen, die stockkonservative Sarah Palin als Vizepräsidentin vorzustellen, die - um nur ein einziges Beispiel zu nennen - einerseits vehement gegen Geburtenregelung eintritt, andererseits eine minderjährige schwangere Tochter hat. Und wenn Amerikaner eines überhaupt nicht leiden können, dann ist das Unehrlichkeit. Nicht die Tatsache hat damals Bill Clinton geschadet, daß er eine Affäre mit einer Praktikantin hatte, sondern daß er lautstark im Fernsehen getönt hat: "I did not have sexual relationship with that woman!" Doch lassen wir Obama erst einmal beweisen, ob er es wirklich besser macht als sein Vorgänger.

Noch einmal: auch ich sehe natürlich, daß viel getan bzw. (meine satirische Ader kommt wieder durch) versucht wird in der Politik, daß heute auf vielen Gebieten ein ganz anderes Problembewußtsein herrscht als zu Zeiten HvDs, aber trotzdem habe ich, global gesehen, kein besonders gutes Gefühl. Solange wir Menschen immer nur die Symptome bekämpfen und nicht die Ursachen, solange werden wir zwar Einzelerfolge erzielen, aber die Gesamtsituation als solche nicht ändern. Jede grundsätzliche Gesamtlösung, oder, wie man so schön sagt: jeder Paradigmenwechsel würde außerordentlich schmerzhaft sein für alle Beteiligten, aber wie sagte HvD schon 1948 (!): "Wir haben nur die Wahl, durch Vernunft zu lernen oder durch Katastrophen belehrt zu werden." Und deshalb halte ich einen konstruktiven Pessimismus für weitaus vernünftiger als Optimismus, selbst wenn er kurzfristig gesehen sogar durchaus angebracht ist.

Besonders Ihnen, Herr Keil, aber auch allen anderen Forumsbesuchern wünsche ich ruhige und frohe Feiertage und einen verletzungsfreien Übergang ins Jahr 2009. Ich verspreche hiermit offiziell, daß die HvD-Webseite (ich stelle sie gerade auf eine neue Version um, allerdings ohne am Design selbst allzuviel zu verändern) bis spätestens Ende Februar aktuell und verfügbar sein wird.

HB



Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbgl.net ]