Re: Heinz Haber


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Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 25 August, 2009 um 18:59:15

Antwort auf: Heinz Haber von Rüdiger Koch am 19 August, 2009 um 08:38:33:

: Hallo,
Das Ganze haben wir schon im Forum etliche Male besprochen.
Die überproportionale Vermehrung der Weltbevölkerung ist ein besorgniserregendes Faktum, findet aber nur in den unterentwickelten Ländern dieser Erde statt. Der Kampf um Wasser und Nahrungsmittel wird sich zwangsweise verschärfen!
Eigenartig, Tiere stellen instinktmäßig eine gesunde Balance zwischen Nahrungsangebot und Vermehrung her. Dem vernunftbegabten Menschen ist diese Eigenschaft anscheinend abhanden gekommen. Müssen wirklich große Katastrophen stattfinden, um einen scheinbar notwendigen "reinigenden" Effekt auf unserem Planeten zu bewirken? Ich fürchte schon!

MfG

H. Pfeifer
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: Haber, Professor Heinz - Atommüll gehört in die AntarktisAstro Forum » wohin treibt die Welt... » Haber, Professor Heinz - Atommüll gehört in die Antarktis
: 1 Thema von manfred 2004-10-08 12:22:05manfred
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: Thema: Haber, Professor Heinz - Atommüll gehört in die AntarktisKurz vor seinem Tod (ich wusste nicht, dass er an Krebs erkrankt war) besuchte ich Heinz Haber und seine Frau in Hamburg für ein Interview. Obwohl dies nun fast fünfzehn Jahre her ist, möchte ich es hier ungeschminkt und unredigiert in das Forum stellen. Ich emfinde es auch nach all den Jahren als brandaktuell.

: Zunächst aber sein Horoskop, das ich bei der Gelegenheit erstellte:
: [size=18]Heinz Haber[/size]
: * 15.5.1913, 4:44:28 MEZ, Mannheim (nach Ereignissen und Hermes-Waage korrigiert)
: + 13.2.1990, Hamburg

: [~24] [~27] Capulus
: [~14] [~27] Asterion
: [~23] [~27] Caph, Alphirk
: [~20] [~27] Al Pherg, Vertex
: [~13] [~27] Sheliak, Dheneb
: [~12] [~27] Hyadum II
: [~17] [~27] Procyon
: [~24] [~27] Menkalinan
: [~21] [~27] Deneb Kaitos
: [~10] [~27] Mizar
: [~19] [~27] Capulus, Zaurak
: Haber, Heinz (1913-1990), deutscher Physiker, Astronom und Wissenschaftspublizist. Heinz Haber wurde am 15. Mai 1913 in Mannheim geboren. Nach einem Studium der Physik und Astronomie arbeitete er von 1942 bis 1945 am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin und ging 1946 in die USA. An der Luftwaffenschule Randolph Field für Luftfahrtmedizin in Texas, wo er bis 1952 tätig war, wurde er zum Professor für Astrophysik ernannt. Von 1952 bis 1956 wirkte Haber als Dozent an der California-Universität in Los Angeles. In Zusammenarbeit mit Walt Disney entstand sein erster populärwissenschaftlicher Fernsehfilm "Unser Freund, das Atom, ein Plädoyer für die Kernenergie". Seit 1958 arbeitete Haber als Wissenschaftspublizist für das deutsche Fernsehen. Er produzierte mehr als 350 Fernsehbeiträge und verfasste 30 Sachbücher zu naturwissenschaftlichen Themen. Besonders bekannt wurden seine Sendungen "Der blaue Planet", "Lebendiges Weltall" und "Geschichten aus Raum und Zeit". Einige seiner Bücher, wie "Der Stoff der Schöpfung", "Der offene Himmel" und "Stirbt unser blauer Planet?" verkauften sich als Bestseller. Seine Interessen galten vor allem der Astronomie, Meteorologie und den Geowissenschaften. Obschon eher unpolitisch, warnte er als einer der Ersten vor den Gefahren einer globalen Umweltzerstörung. Zu seinen zahlreichen Fernsehauszeichnungen gehören zwei Adolf-Grimme-Preise und die "Goldene Kamera". 1964 gründete Haber als Herausgeber die Wissenschaftszeitschrift "Bild der Wissenschaft". Heinz Haber starb am 13. Februar 1990 in Hamburg.
: 2 Antwort von manfred 2004-10-08 12:22:53manfred
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: Re: Haber, Professor Heinz - Atommüll gehört in die Antarktis[size=18]Atommüll gehört in die Antarktis[/size]

: Hier das Interview:

: Frau Haber: ... Mein Mann fand das Hamburger Klima so scheußlich, merkte dann aber, dass er die Großstadt brauchte....

: Frage: Sehen Sie sich als typischer Naturwissenschaftler, jemand, der sich in sein Studierstübchen zurückzieht ...

: Haber: Ich hab' bis zu meinem 48. Lebensjahr eine lupenreine akademische Karriere durchlaufen - studiert, den Doktor gemacht, war Abteilungsleiter im Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin. Anschließend bin ich nach Amerika geholt worden, war bei der Air-Force in einem Forschungs-Institut, danach Professor an der U.C.L.A. für Bio-Engineering. Ich bin also in die Weltraumfahrt eingestiegen, habe die Weltraummedizin mitbegründet. Ich habe an der Technik mitgearbeitet, wie man den Menschen im Weltraum am Leben erhält. Ich habe den ersten Raumanzug entworfen, die ersten Versuche gemacht, wie man den Menschen im Vakuum am Leben erhalten kann. Dann ging es darum, über einen Trick den Menschen eine kurze Zeit gewichtslos zu machen, mit Hilfe eines Parabelflugs. Hier bin ich etwas ganz Altmodisches: ein Privatgelehrter.

: Frage: Die gibt's eigentlich gar nicht mehr ...

: Haber: Nein, nicht mehr.

: Frage: Das ist wohl nicht finanzierbar.

: Haber: Die müssen halt andere Wege finden, ihr Geld zu verdienen. Das tue ich als Herausgeben der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft".

: Frage: ... etwas ungewöhnliches ...

: Haber: Meine Spezialität der letzten 30 Jahre ist das, was ich "öffentliche Wissenschaft" genannt habe.

: Frage: ... oder populärwissenschaftlich ...

: Haber: Nein (energisch). Das Wort populärwissenschaftlich ist bei uns so verboten. Wenn Sie das in der Redaktion benutzen, müssen Sie einen Kasten Bier bezahlen. Populär hat zwei große Nachteile. Dem Verbraucher wird gesagt, du bist zu doof, du musst schon eine pupuläre Schrift lesen. Der Hersteller, der Autor, hat Angst vor dem Kollegen, dem reicht's jetzt nicht mehr, der schreibt populär.

: Frage: Hybris...

: Haber: Populär ist abwertend. Das ist in Deutschland ganz besonders schlimm. In Amerika ist das viel schöner. Da sind die Deutschen furchtbar hochnäsig. Deshalb habe ich den Ausdruck geprägt: Bild der Wissenschaft, Zeitschrift der öffentlichen Wissenschaft.

: Frage: Sie haben noch ganz andere Sachen gemacht, in Disneyland...

: Haber: In den Disney Studios. Disney-Land wurde damals gerade gebaut. Deshalb habe ich ein paar Ausstellungen in Disneyland konzipiert. Disneyland ist doch bloß ein Jahrmarkt. Ich habe den Flug zum Mond und zum Mars entworfen. Man sitzt in einem großen Theater vor einem großen Schirm. Man sieht, wie man die Erde verlässt, wie sie immer kleiner wird. Die Sitze werden gerüttelt - das läuft heute noch. Ich habe vier Chefs gehabt, vor Disney habe ich den größten Respekt, von ihm habe ich sehr viel gelernt.
: 3 Antwort von manfred 2004-10-08 12:23:30manfred
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: Re: Haber, Professor Heinz - Atommüll gehört in die Antarktis

: Frage: Sie haben sich Ihre Träume bewahrt?

: Haber: Und die Romantik.

: Frage: Sie sind ein Romantiker...

: Haber: Wir waren doch jetzt in Afrika. Da habe ich schon drauf gelauert, dass ich den zweithellsten Stern des Himmels Canopus sehen könnte. Und als er am Himmel erschien, habe ich zu ihm gesagt: "Da bist Du ja."

: Frage: Sie haben ein besonderes Geschick, mit Medien umzugehen. Sie schaffen es, Menschen aufzuschließen.

: Haber: Man muss ein bisschen menschlich sein. Das habe ich bei Disney gelernt.

: Frage: Sie haben sehr früh auf Probleme hingewiesen, auf die unsere Bevölkerung hinsteuert, dass die Überbevölkerung das grundlegende Problem der Menschheit darstellt.

: Haber: Darauf hat schon der berühmte englische Schriftsteller Aldous Huxley ("Schöne neue Welt") hingewiesen, den ich als Kollegen an der U.C.L.A. kennenlernte. Er sagte einen Satz, an den ich mindestens einmal in der Woche denke: Das Problem der Überbevölkerung, ungelöst, wird all unsere anderen Probleme unlösbar machen. [size=18]Alle Ärgernisse, die uns bedrängen, die Umweltverschmutzung, das Ozonloch, Energienot können Sie auf die Überbevölkerung zurückführen.[/size] Nach meinen Überlegungen und Berechnungen kann unser "Raumschiff Erde" etwa eine Milliarde Menschen tragen. Eine größere Zahl von Menschen beginnt, eine Verschmutzung für unsere Erde zu werden. Zwei Milliarden sind noch zu ertragen, vier Milliarden sind furchtbar, heute sind wir fünf, werden demnächst sechs und zehn Milliarden Menschen auf der Erde sein. Das kann nur eine Katastrophe geben.

: Frage: Sie sehen keinen Ausweg?

: Haber: Nein, ich sehe keinen Ausweg. Irgend etwas wird passieren. Kriege? Mit Ausnahme des 30jährigen Krieges haben Kriege in der Bevölkerungszahl noch nicht mal einen merkbaren Dip (Delle, Einbuchtung) hinterlassen. 1945, am Ende des Zweiten Weltkrieges, gab es 300 Millionen Menschen mehr als 1939. Im Sinne der Bevölkerung und ihres Wachstums fallen also die 30 oder 50 Millionen Toten überhaupt nicht ins Gewicht.

: Frage: Solche Rechnungen klingen für einige Menschen immer etwas zynisch.

: Haber: Es ist sehr brutal. Aber ich muss es ja sagen.

: Frage:... weil die Menschen anfangen zu moralisieren.

: Haber: Aber dann soll' n Sie mal moralisieren, dass sie sich jährlich so unerhört vermehren! 1,7 Prozent! Das ist zu viel.

: Frage: Was sagen Sie zu einem Papst, der nach Afrika fährt und sagt: Seid fruchtbar und mehret Euch?

: Haber: Das muss der selber mit sich ausmachen. Es gibt zwei biblische Aufträge, die meines Erachtens für die heutige Zeit falsch sind. Die werden mit einer Intensität nachgepredigt, als ob wir noch so ein kleines Volk wären wie die Juden, die einfach wegen mangelnder Bevölkerungszahl sich gegen die Babylonier und Ägypter nicht durchsetzen konnten. "Seid fruchtbar und mehret Euch!" Das war damals absolut sinnvoll, um als Volk stärker zu werden. Diesen Auftrag haben wir übererfüllt. Ebenso den zweiten: "Macht Euch die Erde untertan!" Die haben wir uns schon so untertan gemacht, dass sie so langsam für uns zerstört ist. Einen dritten Auftrag haben wir überhaupt noch nicht erfüllt: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst."

: Frage: Gibt es Lösungsmöglichkeiten, den furchtbaren Konsequenzen zu entrinnen?

: Haber: Mit "normalen Kriegen" schaffen wir das nicht, das haben wir schon gesehen. Ein weltweiter Atomkrieg, der würde allerdings ein großes Loch reißen. Bis zu 50 oder 60 Prozent der Menschheit würden umkommen, große Landstriche würden weitgehendst unbewohnbar. Bestimmt würden eine Milliarde Menschen überleben. Es würden Gebiete übrig bleiben, wo sie auch noch leben könnten. Sie haben das ganze Erbgut der menschlichen Kultur und sind in vier- bis fünfhundert Jahren wieder genausoweit wie wir heute.
: Die zweite Möglichkeit - das habe ich schon vor 15 Jahren gesagt - besteht in den Mikroben, den Bazillen, den Viren. Die sind doch dauernd am Neuerfinden. In der ganzen Geschichte der Menschheit gab es ein Gleichgewicht. Wenn Sie sich die Weltbevölkerungskurve ansehen, sehen wir die einzige Zacke durch Seuchen mit der Pest 1330-60. Etwa ein Drittel der Menschen kamen damals um. Ich schrieb schon damals, dass nur eine Superseuche wirklich "helfen" kann, eine Superseuche, die wir nicht so schnell in den Griff bekommen, weil die Viren schneller sind als unsere hochentwickelte chemische und biologische Therapie - also die Antibiotika ( ... als neue und wirksame Medikamente entwickelt werden können.). AIDS ist nun die erste dieser Superseuchen.

: Frage: Eine geniale Antwort der Natur ...

: Haber: Natürlich! Alle Lebewesen, die über die Stränge schlagen, ob das die Heuschrecken sind oder die Lemminge, die werden dann zusammengeschlagen.

: Frage: Würden Sie die Menschheit als Lemminge bezeichnen, so wie sie sich jetzt benehmen?

: Haber: Ich gehöre ja selber dazu! Aber ich habe die Abstraktionsfähigkeit, nehme einmal an, dass ich der Besucher von einem fremden Planeten bin und mir das angucke. Lassen wir also einmal das Mitleid beiseite. AIDS ist ein erstes Anzeichen. Ob wir den Wettlauf mit AIDS gewinnen, ist noch offen. AIDS hat allerdings einen großen Nachteil: Der Virus ist zu "langstielig". [size=18]Es muss eine Seuche her, angesteckt, vierzehn Tage, und der Mensch ist kaputt.[/size]
: Frage: Die Situation ist äußerst bedrohlich und fast schon verloren. Ist der Zug schon abgefahren?

: Haber: Nehmen wir die Position eines Betrachters von einem fremden Stern ein. Betrachten wir diese komische Erde und die Gattung Homo Sapiens ganz kalt, indem wir nur Naturgesetze anwenden. Entschärft AIDS die menschliche Zeitbombe? (Artikel). AIDS ist dazu nicht geeignet.

: Frage: Sie meinen also, die Natur wird noch etwas Neues erfinden?

: Haber: Da können Sie sich drauf verlassen! Das kann morgen geschehen oder fünf oder tausend Jahre dauern. Die Natur befindet sich in einem goldenen Gleichgewicht. Sonst wäre das Leben hier nicht so alt geworden. Wir zerstören dieses Gleichgewicht durch unsere unerhörte Erfolgsstory. [size=18]Wir sind zu erfolgreich! [/size]

: Frage: Aber irgendwo auch zu töricht.

: Haber: Nein. Wir haben die ganz natürliche, angeborene Selbstsucht des Überlebens. Alle Lebewesen haben das. Wir sind zu klug für unsere Füße.

: Frage: Das reicht aber nicht, um als Menschheit überleben zu können.

: Haber: Wir sind so klug. [size=18]Aber den letzten Intelligenztest haben wir noch nicht bestanden.[/size] Jetzt kommt ein bisserl was Tröstliches. Auf die Pille hat man große Hoffnungen gesetzt. Aber aus zwei Gründen funktioniert sie nicht: Dort wo sie funktionieren müsste, in Afrika, in Indien, Südamerika, da sind die Frauen nicht klug genug. Es gehört eine gewisse Bildung dazu einzusehen, dass man an bestimmten Tagen die Pille nehmen muss, sonst ist alles umsonst. Die Versuche in Indien sind fehlgeschlagen. Hinzu kommen die traditionellen Religionen. Sie sind in ihrer Struktur absolut kinderfreundlich. Man spricht vom Kindersegen, Kinder sind die Altersversorgung, ganz abgesehen davon, dass im Schnitt die Hälfte der Kinder schon im Kindesalter starb, bevor die Hygiene kam. Jetzt kommt vor allem der Islam mit dieser idiotischen Fixierung auf das männliche Geschlecht. Wenn da eine arme Frau fünf Töchter kriegt, dann geht es weiter, weil sich nämlich der Mann bei seinen Freunden lächerlich macht, weil er nur Töchter hat. Das ist eine ungeheure Kraft.
: Es gibt also zwei Mittel zur Geburtenkontrolle. Die erste Möglichkeit ist der Wohlstand. Dies sehen wir in den großen Industrieländern. Bei uns ist die Geburtenrate sogar rückläufig. Warum? Weil der Umstieg vom Volkswagen auf den Mercedes wichtiger ist als das Kind. Und bei uns werden die Kinder immer teurer. Man kann sie sich finanziell eigentlich gar nicht mehr leisten. Der Wohlstand zwingt einfach zur Bedachtsamkeit in der Steuerung der Nachkommenschaft. Und die zweite Möglichkeit, die jetzt die Chinesen begehen: Es muss sich die Sitte ändern. Die Menschheit muss dazu kommen, dass mehr als zwei Kinder zu haben eine Schande ist. Davon sind wir noch weit entfernt. Heute ist es eine Tugend, viele Kinder zu haben. Die Chinesen machen es, aber mit einem ungeheuren Zwang. Die Freiheit des Menschen wird eingeschränkt.

: Frage: Stellen Sie sich einmal vor, Politiker würden auf Naturwissenschaftler hören. Was würden Sie einer deutschen Regierung heute raten?

: Haber: Ratschläge dieser Art kommen nicht an, weil die beiden wichtigsten Zukunftsprobleme langfristiger Natur sind. Und wenn eine neue Regierung gewählt wird, sei es ein amerikanischer Präsident oder ein Bundeskanzler, dann schielen sie vom ersten Tag des Amtsantritts an nach der nächsten Wahl. Das heißt, Sie werden alle diejenigen Projekte vorziehen, die ihnen in dieser Amtszeit Ruhm und Publicity (und damit Wähler) bringen. Jedes langfristige Projekt ist witzlos für das Fortkommen, das Bestehen der derzeitigen Macht.

: Nach der Überbevölkerung ist das zweite große Problem die Klimaänderung, insbesondere durch Kohlendioxid, Schwefel usw. Die Umweltverschmutzung des Wassers ist lange nicht so schlimm wie die der Luft. Das Wasser erneuert sich sehr viel schneller wieder. Das Kohlendioxid kriegen Sie aber nicht wieder aus der Luft heraus.

: Frage: Und die Nitrate im Wasser, die Pestizide?

: Haber: Ich will das nicht verniedlichen. Nur die Luft ist das Schlimmste. Das zu ändern, müssen wir aufhören, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen. Die Milliarden von Tonnen, die wir seit Beginn der technischen Revolution vor hundert Jahren verbrannt haben, reichern ganz deutlich die Luft mit Kohlendioxid an. Dadurch werden wir ein Treibhausklima bekommen. Dies schon in etwa 50 bis 80 Jahren. Nach den jetzigen Schätzungen wird das schwimmende Eis der Nordhalbkugel schmelzen. Damit steigt noch nicht so stark der Meeresspiegel. Das Grönlandeis wird noch etwa 500 Jahre halten, bis es weggeschmolzen ist. Dann fängt der Meeresspiegel zu steigen an. Die Antarktis wird noch bleiben. [size=18]Die einzige Energiequelle, die das verhindern kann, ist die Atomenergie. Und die wird verteufelt.[/size]
: 4 Antwort von manfred 2004-10-08 12:24:15manfred
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: Re: Haber, Professor Heinz - Atommüll gehört in die AntarktisFrage: Sie sind also für Kernenergie?

: Haber: Das kann man wohl sagen!

: Frage: Und die Entsorgung des radioaktiven Mülls? Wohin damit? Dieses Problem muss doch erst gelöst sein!

: Haber: Das habe ich schon vor 50 Jahren vorgeschlagen. Aber die Menschheit ist nicht dazu imstande. [size=18]Der Atommüll gehört weltweit in die Antarktis.[/size] Wir haben eine anderthalb bis zwei Kilometer dicke Eisschicht. Das Eis ist 160.000 Jahre alt und wird noch 200.000 Jahre bleiben. Die Antarktis ist der einzige Kontinent, der nicht an der Verschiebung der Kontinente teilnimmt. Es gibt
: dort keine Erdbeben und nur einen Vulkan auf einer vorgelagerten Insel, ein müdes kleine Vulkänchen. Es ist der stabilste, durch eine dicke Eisschicht geschützte Kontinent. Dort ist der Atommüll sicher aufgehoben.
: Es kommt noch eine andere Idee hinzu. Für uns ist Atommüll was ganz Scheußliches. Aber in hundert Jahren kann das völlig anders aussehen. Wenn die Technik unserer Urenkel weiter fortgeschritten ist, dann werden die sagen: Mensch, das ist ja eine tolle Schatzkammer. Was wir da an radioaktiven Elementen vorfinden, von allen Sorten, die man sich nur denken kann. Und das ist schön im Kühlschrank für uns aufbewahrt. Wenn wir etwas brauchen, holen wir es dort ab.

: Frage: Eine Wiederaufbereitungsanlage wäre demnach nur Geldverschwendung?

: Haber: Nein. Wiederaufbereitung muss natürlich genauso sinnvoll gemacht werden wie die Atomenergie überhaupt. Die schädlichen, heute unbrauchbaren Elemente müssen zur Antarktis. Und zwar müssen alle Länder dieser Erde dies machen. Aber es ist typisch (klopft erregt auf den Tisch): Die Menschheit packt das nicht! Die können sich niemals einigen. Das geschieht uns recht, unserer verteufelten Gattung! Die Menschheit bringt es nicht fertig, solch einen wirklich sinnvollen Vorschlag umzusetzen.

: Frage: Was sehen wir dagegen? Es wird bestochen, unverantwortlich gehandelt.

: Haber: Nun passen Sie einmal auf. Das ist doch bloß ein ganz kleines Detail. Grundsätzlich steht die Menschheit dem Problem des Atommülls gegenüber. Das muss doch gelöst werden.

: Frage: Und das wissen sie seit den 50er Jahren! Was sagen Sie zum Ozonloch, vor allem, dass die Bundesregierung die zerstörerischen Treibgase in den Spraydosen noch nicht verboten hat?

: Haber: Ich finde das erstaunlich, unglaublich!

: Frage: Ein Skandal?

: Haber: Das haben Sie gesagt. Ich finde das unglaublich.

: Frage: Halten Sie das für verantwortlich?

: Haber: Natürlich nicht! Warum werden die FCKW's nicht verboten? Da können doch nur irgendwelche wirtschaftlichen Interessen hinterstecken.

: Frage: Welchen Rat würden Sie einem Menschen geben? Wie kann man Vorsorgemaßnahmen treffen.

: Haber: Der Einzelne kann ja nichts gegen das Waldsterben oder die Störung der Ozonschicht oder die Überbevölkerung unternehmen. Ich finde, das wichtigste ist, dass die Öffentlichkeit diese Katastrophenmeldungen nicht mit der Ängstlichkeit akzeptiert, mit der sie in der Zeitung stehen. [size=12]Die Angst vor radioaktiver Verseuchung beispielsweise hat hysterische Ausmaße angenommen. Wir als Deutsche übertreiben so leicht.[/size]

: Frage: Welche Strategie würden Sie einer Regierung vorschlagen? Was könnte man machen?

: Haber: Ich bin kein Politiker, kein Fachmann. Im politischen Denken sollte man den Naturwissenschaften ein bisschen mehr Gewicht einräumen und etwas langfristiger denken, nicht bloß bis an die nächste Wahl. Es gibt nur ganz wenige Politiker, die langfristig zu denken vermögen. Und die beiden Hauptprobleme, die Überbevölkerung und die vom Menschen verursachte drohende Klimaschwankung, das sind langfristige Erscheinungen.

: Frage: Also langfristige Strategien entwickeln.

: Haber: Das ist nicht meine Erfindung, das sagt jeder Naturwissenschaftler, der auf diesem Gebiet tätig ist.
: [size=18] Zusammenfassung:
: Zusammen mit vielen Kollegen bedaure ich es, dass in den Regierungsplänen die Naturwissenschaften nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Politiker müssten sich ein langfristigeres Denken angewöhnen. Politiker beschäftigen sich meist erst dann mit den Problemen, mit Erscheinungen in der Natur, wenn es schon zu spät ist. Wir müssen uns innerlich darauf vorbereiten. Bei der Überbevölkerung kann unsere Regierung nichts machen.[/size]

: Frage: Wie wird der Träumer, der Romantiker Heinz Haber mit dieser Realität fertig?

: Haber: Ich bin in dieser Hinsicht zunächst einmal rational recht pessimistisch. Aber das möchte ich ungern der Öffentlichkeit mitteilen.

: Frage: Werden Sie darüber nicht manchmal depressiv?

: Haber: So ein bisschen. Ich will Ihnen einen ganz gemeinen Spruch darüber sagen: Ich bin jetzt alt genug, für mich reicht es noch. Bloß dass ich einen 18jährigen Bub hab', das ist mir bitter, was dieses Kind noch alles erlebt. Wir befinden uns auf einem Raumschiff. Und wir Industrienationen, wir sind die Passagiere erster Klasse. Es ist schlimmer als auf den Schiffen vor hundert Jahren, mit sozial skandalöseren Klasseneinteilungen als auf den Schiffen früher.

: Frage: Wenn man jetzt gleich verteilen würde, würde die Bevölkerungsexplosion ja nicht gestoppt! Es klingt manchmal etwas zynisch: Die ganze medizinische Vorsorge ...

: Haber: Die Überwindung der Kindersterblichkeit, eine furchtbare Situation früher, (Stiefmutter ....) Die Kindersterblichkeit war eine automatisch eingebaute Geburtenkontrolle. Natürlich möchte ich nicht, dass ein Kind stirbt. Nein. Es dreht sich darum, dass das Kind nicht geboren wird! Und zwar bevor es empfangen ist!! Jetzt bin ich wieder Naturwissenschaftler oder wenn Sie so wollen Romantiker: In dem Moment, wo der Zeugungsvorgang abgelaufen ist, sich die Chromosomen vereinigt haben, haben wir ein neues Lebewesen, ein Menschenkind! Da ist das Kind schon vorprogrammiert. [size=18]Eine Abtreibung ist daher Mord! [/size]Ich sage das nicht aus religiösen Gründen, sondern als Naturwissenschaftler.

: [size=18]Frage: Aber Verhütung ...

: Haber: ... das ist etwas anderes.

: Frage: ... und da muss die katholische Kirche lernen.

: Frau Haber: Das kann man wohl sagen ...

: Frage: Da will ich gar nicht von ihr reden. Ich möchte nicht öffentlich die katholische Kirche anklagen. Dann kriege ich furchtbar viele Feinde.

: Frage: Können Sie sich dies nicht mal leisten?

: Haber: Nein!
: Frau Haber: Ich denke, auf dem Gebiet kannst Du es Dir leisten.
: Haber: Dass Empfängnisverhütung verboten wird, ist ein biologisch-moralischer Unfug. Warum kommt es denn überhaupt zu einer Befruchtung? Weil die Natur grundsätzlich bei allen Lebewesen mit dem Begattungsvorgang eine ungeheure Belohnung verbunden hat: das Wollustgefühl. Ich kann manchmal den Kopf schütteln, wie beispielsweise Tiere sich anstrengen, was die für Umstände machen. Es ist unglaublich. Und diesen Trieb, der ein positiver Trieb ist, die Erfüllung des Darwinschen Auftrages, den als Sünde zu brandmarken, das ist falsch. Da kannste bloß gegen die Mauer laufen.[/size]

: Frage: Sexualität als etwas Schmutziges hinzustellen ...

: Haber: ... völlig falsch. Die katholische Kirche ist mit dem Sexus niemals eins geworden.

: Frage: Sie ist auch frauenfeindlich.

: Frau Haber: Aber natürlich.

: Frage: Wie werden die Menschen dieses 20. Jahrhunderts von späteren Generationen eingeschätzt werden?

: Haber: [size=18]Wir werden bestimmt von unseren Enkeln als eine der miesesten Generationen eingeschätzt werden, weil wir unglaublich selbstsüchtig sind. [/size]Wenn ich bloß an die Schätze der Erde denke. Wir haben in diesen 120 Jahren zwei Drittel des Öls und ein Drittel der Kohle verbraucht. Um diese Schätze bereitzustellen, brauchte die Erde 300 Millionen Jahre!! Wir benehmen uns wie die Erben einer reichen Familie, die das ganze Familienvermögen in einer Nacht verprasst. Und nach mir die Sintflut ... Und damit werden wir unseren Ruf unseren Kindern und Kindeskindern gegenüber restlos versauen. Wir mit unserer Technik, die doch eigentlich die Frucht der Intelligenz des Menschen sein soll, wir rotzen da rein ... das ist unglaublich ... Die Überbevölkerung wir in einer ungeheuren Beschränkung der Freiheit enden.
: 5 Antwort von manfred 2005-04-03 01:16:13manfred
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: Re: Haber, Professor Heinz - Atommüll gehört in die Antarktis
: Er war ein herausragender Wissenschaftler bereits in jungen Jahren, er war der Pionier naturwissenschaftlicher Fernsehsendungen in den USA und im deutschsprachigen Raum, er war Autor zahlreicher Bücher, die zu Bestsellern wurden, er ist hochverehrt und unvergessen in seiner Heimatstadt Mannheim: Prof. Dr. Heinz Haber, ein "Mannemer Bub", der am 15. Mai 2003 neunzig Jahre alt geworden wäre.

: Für Generationen von Jugendlichen war er der "Fernsehprofessor" schlechthin; Serien wie "Unser blauer Planet", "Was ist was" oder "Was sucht der Mensch im Weltraum" gehörten von den sechziger Jahren bis in die achtziger zu den beliebtesten TV-Sendungen überhaupt. Sein "Mathematisches Kabinett" hat vielen Menschen die Mathematik sympathisch gemacht, dieser Disziplin neue Freunde gewonnen. Sein bekanntes Credo "Die Wissenschaft muss öffentlich werden" hat er in mehreren Jahrzehnten seines Lebens beispielhaft in mehrfacher Hinsicht verwirklicht.
: Die Gründung und Herausgabe der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft", die sich heute noch hoher Auflage erfreut, gehört zu seinen bleibenden Verdiensten.

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