Re: Kinder des Weltalls


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Abgeschickt von Henry Grimmer am 06 Oktober, 2009 um 15:28:21

Antwort auf: Re: Kinder des Weltalls von Klemens Taplan am 26 September, 2009 um 13:32:09:

Hallo, Herr Taplan, Walter!
Dank für die ausführlichen Antworten.
Zunächst möchte ich gleich ein Missverständnis ausräumen, ich hab mich falsch ausgedrückt bzgl. der Esoterik. Ich schreibe ja nicht, dass H.v.D. esoterisch angehaucht wäre, sondern dass einige seiner Leser in seinen Schriften möglicher Weise etwas Esoterisches gesehen haben. Wenn ich weiterhin vermute, dass H.v.D. die Entwicklung des Kosmos bzw. des Lebens als etwas selbst Lebendiges betrachtet, hat das meines Erachtens nichts mit Esoterik oder Zeitgeist (dieser Bezug ergibt sich aus meinem Beitrag an dieser Stelle, mein Fehler) zu tun, sondern mit einem ernsthaft zu begründendem Glauben. Herr Taplan, in Ihren kurzen Ausführungen über „Am Anfang war der Wasserstoff“ schreiben Sie genau das, was ich eigentlich sagen wollte.
Bzgl. der Quantenmechanik muss ich einräumen, dass sie erst seit relativ kurzer Zeit in der wissenschaftlichen sowie der allgemeinen, interessierten Öffentlichkeit die Rolle spielt, die ihr zukommt. Zwar ist es unter den Kosmologen und auch unter den Physikern schon lange bekannt, dass eine vollkommene Beschreibung des Kosmos nur in Verbindung von Allg. R. und Quantentheorie zu erreichen ist (Einstein hatte sich ja gerade auch damit bis zu seinem Lebensende – vergeblich – beschäftigt), man hatte in den entsprechenden Disziplinen aber soviel zu erforschen, dass man dieses Problem zur Seite schob. Aber nach dem heutigen Stand der Dinge kommen wir um den „Mikrokosmos“ nicht herum. Ich sehe ebenfalls Schwierigkeiten mit der Darstellung der Quantenmechanik, ihre Unanschaulichkeit lädt gerade zu ein, über das „Natürliche“ hinaus zu gehen. Was die Experimente so überaus genau bestätigen – Unschärfe, Verschränkung, Hyperposition, nicht lokale Informationsübermittlung usw. – lässt uns letztlich doch ziemlich ratlos zurück, und auch die Dekohärenz hinterlässt einen faden Beigeschmack. Denn auch wenn sich die Wirklichkeit tatsächlich erst dadurch „konstituiert“, indem alle Teilchen miteinander wechselwirken, bleibt die Frage nach den Teilchen selbst – was sind sie? Was IST die Raum-Zeit?
Auch die Entdeckung immer komplexerer Zusammenhänge bzgl. unser Existenz lässt manches wieder in anderem Licht erscheinen; siehe z. B. die gewaltigen Strukturen in den Galaxien, die enormen Kreisläufe, die nötig sind, um über Supernovae die „ausgebrüteten“ Elemente und die Elemente, die durch die Sternxplosionen erst erzeugt werden, in die Milchstraße zu bringen, damit dort wieder Sterne entstehen, die dann wieder … usw., bis ein Sonnensystem wie das unsere entstehen kann. Und das Sonnensystem darf nicht im Zentrum der Milchstraße liegen, nicht in Gebieten, in denen neue Sterne entstehen, es darf über Milliarden Jahre keine Supernova in der Nähe explodieren, es darf kein Doppel- oder Mehrfachsystem sein, was aber für die weit aus meisten Sternensystem mit Sonnen wie der unseren der Fall ist, usw.. Ähnliche Randbedingungen gelten für die Erde selbst – Stabilisierung durch den Mond, der auch noch viel größer ist als alle anderen bekannten Monde, Magnetfeld der Erde, die Schutzfunktion des Jupiter. Man möchte fast schon wieder annehmen, die Erde sei doch etwas ganz Besonderes.
Walter, die Welt IST ein Mysterium, daran wird auch die „Große Theorie von Allem“ nichts ändern, denn sie wird uns möglicherweise etwas über das „Wie“ erzählen, aber das „Warum“ wird auch sie nicht erhellen. Für mich hat aber „Mysterium“ in unserem Fall nichts mit Esoterik oder Zeitgeist zu tun (sieh oben), sondern das „Mysterium“ führt uns – ob religiös begründet oder nicht – zu den tiefen Wurzeln des Seins selbst, führt uns dorthin – ob religiös begründet oder nicht – über einen Glauben (und für manchen Menschen führ es auch zu einem Glauben). Die Schönheit des Mondes am Nachthimmel wird für mich nicht dadurch geschmälert, dass ich weiß, er ist ein kalter Gesteinsbrocken; denn der „gute Mond geht noch immer so still am Abendhimmel hin“. In seiner Entstehungsgeschichte kommt noch eine weitere Facette seiner Schönheit hervor, und die kann ich nur durch „nüchternes“ Erforschen erkennen. Und sein milder Silberglanz wird nicht dadurch matter, dass ich um die Reflektion des Lichtes weiß. Es gibt den Genuss des intellektuellen Erkenntnisgewinns, und ein „Heureka“ kann ein emotional zutiefst erschütterndes Erlebnis sein. Ich kann H.v.D. dahin folgen, dass der Kosmos selbst etwas Lebendiges ist, aber das ist eine These des Glaubens und nicht der Naturwissenschaften. Ich nehme beides in mein Leben hinein, aber ich sehe nicht, wie das eine mit dem anderen begründet werden könnte; die Naturwissenschaft stößt in Fragen des Glaubens an ihre Grenzen, und von Gottes Wollen kann ich nichts wissen.
Vielleicht noch zwei Anmerkungen zum Unbewussten. Es zeigt sich, dass um die neunzig Prozent unserer täglichen Handlungen und Entscheidungen unbewusst erfolgen. Das ist auch sinnvoll, denn wir würden am Leben scheitern, wenn wir alles ständig bedenken wollten. Diese Art des Handelns ist aber nur bedingt Folge der unbewussten Motivationen im psychoanalytischem Sinne, worauf du mit deiner Bemerkung „Das Unterbewusste hat uns doch alle im Griff und die Logik ist unvollkommen“ abzielst, wie ich vermute (aber dieses Handeln ist nicht mit rein emotionalem Handeln zu verwechseln, denn wir können sehr wohl der Meinung sein, ganz rational zu agieren, obwohl wir uns von unseren inneren Motiven leiten lassen). Diese Motivationen bestimmen sozusagen das „Wie“ unseres Handelns, also, in ganz großem Rahmen gesehen, ob ich dem Leben dienend, liebend handele, oder ob ich egoistisch, Besitz ergreifend und manchmal auch zerstörend handele (Handeln in weitem Sinne gemeint, das bewusste Denken einschließend). Diese unbewussten Strebungen sind durch unsere Charakterstruktur bedingt, gefördert oder gehindert durch unsere Erziehung. Der Aufruf. „Erkenne Dich selbst!“ meint, sich durch entsprechende Praktiken uns unserem Inneren zu nähern. Wir sind in der Lage, uns unsere inneren Motivationen bewusst zu machen, Meditation oder Psychoanalyse bzw. andere psychologischen Methoden sind z. B. Möglichkeiten. Und das bedeutet, dass wir uns durchaus von den Zwängen des Unbewussten frei machen können.
Wie dem auch sei – ich muss mich doch noch einmal mit H.v:D beschäftigen. Ansonsten erst noch mal Danke für die angeregte Runde!
Mit freundlichen Grüßen
Henry Grimmer




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