Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 21 November, 2009 um 12:11:49:

Antwort auf: Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel von Henry Grimmer am 20 November, 2009 um 13:41:58:

Hallo Herr Grimmer,

in Ihrem Beitrag gehen Sie tiefgründig existenziellen Fragen nach. Was ist das Ich? Was ist Bewusstsein? Leben wir in einer virtuellen Welt? Wenn ich diese Gedanken weiterspinne, muss ich sofort die Frage stellen: Was ist „wir“? Wer ist das „Ich“, das die Frage stellt? Wir verrennen uns in einem Zirkelschluss. Oder handelt es sich – ausgelöst unter anderem durch die Hirnforschung - eher um eine (Erkenntnis-)Spirale, wie Sie andeuten?

Fakt ist: Der Skeptizismus kann nicht widerlegt werden. Der Film Matrix war auch wohl deshalb ein so großer Erfolg, weil die Gedanken, die diesem Film zugrunde liegen, existenziell sind. Wir könnten tatsächlich ein Gehirn in einer Nährlösung sein, welches an einen Supercomputer angeschlossen ist bzw. könnten unsere Nervenstränge im Nacken – wie in Matrix – in einen Computer umgeleitet sein und uns eine virtuelle Welt vorgegaukelt werden. Unsere heutigen Erkenntnisse auf Basis der evolutionären Erkenntnistheorie, dass es außerhalb der durch Umweltbedingungen geprägten Erlebnis- und Erfahrungswelt eine reale Welt geben muss, würden sogar wunderbar dazu passen. Auch die Matrixbewohner würden ihre Welt nicht für die reale Welt halten. Was spricht also dagegen?

Mit Ihrer Aussage „Ich halte es für eine sinnlose Diskussion, ob wir nun Illusion sind oder nicht; wenn mir ein Stein auf den Kopf fällt, ist das unangenehm, Illusion hin oder her.“ geben Sie eine pragmatische Antwort. In diesem Gedanken steckt „Ich denke, also bin ich“ oder angepasst „Ich fühle Schmerz, also bin ich“. Der Mensch soll sich in dieser Welt entfalten, aus seiner Situation das bestmögliche machen und sich und die Welt nicht dauernd in Frage stellen. Es ist zweckmäßig, die Dinge so zu sehen und danach zu handeln.

Ich halte noch eine andere Antwort für plausibel: Laut Ockhams Rasiermesser, welches ein Ökonomieprinzip beschreibt, kommt von zwei möglichen Hypothesen der einfacheren Hypothese die größere Wahrscheinlichkeit zu. Daher glaube ich nicht (wissen kann ich es nicht), dass ich in einer Matrix lebe. Es ist vernünftiger zu glauben, dass es nicht zwei Welten gibt, wie in der Matrix thematisiert, sondern nur eine Welt, auch wenn wir uns dieser nur konstruktiv nähern können.

Mit freundlichen Grüßen
K.T.




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