Re: Zusammenhang: Klimawandel Erdbeben Vulkanausbrüche


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Abgeschickt von Henry Grimmer am 21 April, 2010 um 11:53:57

Antwort auf: Re: Zusammenhang: Klimawandel Erdbeben Vulkanausbrüche von Walter Keil am 21 April, 2010 um 00:16:41:

Hallo, Walter!

Ich hab mich wohl nicht klar genug ausgedrückt, mein Fehler. Worauf will ich hinaus? Ich will es versuchen.

Zunächst einmal denke ich schon, eine klare Linie zu verfolgen. Für jedes Szenario gibt es Argumente, und fast immer kann man davon ausgehen, dass es auch Fakten gibt, die eine andere Sicht der Dinge nahe legen. Was mir auch in diesem Forum immer wieder auffällt ist, dass gezielt in eine Richtung argumentiert wird und dass Argumente für eine andere Sicht geflissentlich übersehen oder als unrichtig abgetan werden. Niemandem hier sollen unredliche Absichten unterstellt werden, es ist alles viel zu ernst. Ich will z. B. die globale Gefahr, in der wir Menschen aus den verschiedensten Gründen stecken, überhaupt nicht bagatellisieren. Nur tun wir uns mit unserem Anliegen, darauf hin zu weisen, schon rein rhetorisch keinen Gefallen, wenn wir die Gegenargumente den Zweiflern überlassen.

Vom Allgemeinen zum Besonderen, nämlich dem Klimawandel.

Niemand kann bezweifeln, dass es Menschen gibt, die den Klimawandel bezweifeln, oder doch zumindest den Anteil des Menschen daran (echte Zweifel, dass es ihn gibt, werden wohl immer seltener). So gibt es das Interesse am Profit, also letztlich am Machterhalt. Ein gewiss sehr kurzsichtiges, egoistisches und daher dummes Interesse, aber es einfach als dumm abzutun hilft uns nicht weiter, wenn die Entscheidungsmacht in den Händen eben solcher Leute liegt. Ein anderes Interesse liegt meines Erachtens im Fundmentalistischen Glauben jeder Couleur begründet. Der Islam geht von einem Gott aus, der beständig in das Weltgeschehen eingreift, wenn etwas geschieht, ist das Allahs Wille. Siehe ebenso das Karma im Hinduismus. Und die us-amerikanische Gesellschaft ist sehr stark durch den Kalvinismus bzw. Puritanismus geprägt, beide christlichen Richtungen gehen von einer Vorbestimmung durch Gott aus, was geschieht, geschieht durch Gottes Willen. Der Amerikaner kann deshalb ganz unverblümt seinen Reichtum zeigen, weil er durch Gott so reich geworden ist. Wer das nicht weiß, wird vieles in der us-amerikanischen Gesellschaft nicht verstehen. Was will man all diesen Menschen sagen bzgl. des Klimawandels? Man sieht, Glaube kann sehr gefährlich sein. Aber bevor es wieder heißt: „Ha, Atheist!“ – Die Atheisten in China sind mit Sicherheit genau so gefährlich.

Eine Gruppe von Menschen, deren Argumente ich für wesentlich ernster halte, ist die, die sagt, dass es Klimawandel schon immer gab (was niemand ernsthaft bestreite, außer den Kreationisten vielleicht) und dass der gegenwärtige Wandel ein solcher, natürlicher sei, an dem der Mensch nur einen geringen Anteil hat. Die Frage ist dann, wie gering unser Anteil ist? Vielleicht so gering, das im Gegenzug jede unserer Maßnahmen keine Wirkung hat? Die Möglichkeit ist nicht auszuschließen, birgt aber die fatale Gefahr eines Weiter-wie-bisher. Die Argumente dieser Menschen muss man ernst- und aufnehmen um zu zeigen, dass es auch hinsichtlich eines Klimawandels, der nicht mehr zu verhindern ist, Gründe für ein Umdenken gibt, dass ein Weiter-wie-bisher absolut keine Option darstellt.

Was nun den Zusammenhang zwischen Vereisung und Vulkanausbrüchen angeht, so bezweifle ich den gar nicht. Die Frage ist aber doch: War nicht die Vereisung Folge der Vulkanausbrüche? Und waren nicht die Vulkanausbrüche Folge der Plattentektonik? Ich mag mich da irren, aber das ist nun mal mein Wissensstand. Die Kräfte, die bei den Verschiebungen der Kontinentalplatten im Spiel sind, sind den Kräften, die sich durch das HEUTIGE Abschmelzen der Gletscher auswirken, um Größenordnungen überlegen. Es bedurfte der kilometerdicken Vereisung beinahe der gesamten nördlichen Hemisphäre, um einen Einfluss auf den europäischen Teil der euro-asiatischen Platte zu bewirken (ihre Absenkung). Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Eis der Arktis einen messbaren Einfluss auf Erdbeben am Andreasgraben in Kalifornien haben sollte. Hier ist doch ein anderer Punkt viel wichtiger: Mit keinem Mittel der Welt werden wir das Große Beben, dass dort erwartet wird, verhindern können. Hier gräbt sich mit aller Urgewalt die pazifische unter die nordamerikanische Platte. Das Beben wird kommen, Klimawandel hin oder her, und das Chaos, das über diese Region hereinbrechen wird, mag ich mir nicht vorstellen. Wer aber stellt sich hin und ruft die Menschen dort zur Vernunft auf? Es wäre nämlich nur vernünftig, diese Regionen nicht besiedelt zu lassen. Aber das wird nicht geschehen und das Elend wird gewaltig sein. Und für andere Weltgegenden gilt selbstverständlich Entsprechendes.

Ich gebe dir in allen Auswirkungen des Klimawandels vollkommen Recht und könnte noch einige dazu anführen. Ich relativiere keineswegs die Gefahren und die materiellen, sozialen, kulturellen Schäden. Wir haben das gleiche Anliegen, Walter. Ich möchte zeigen, dass man Menschen ernst nehmen muss, ihren Argumenten zugänglich sein muss. Denn es hilft ja nichts, jemanden, der von der Unabwendbarkeit des Klimawandels überzeugt ist, einfach als uneinsichtig und dumm zu bezeichnen, aber es hilft vielleicht, andere Gründe für ein Umdenken anzuführen. Siehst du, Walter, es mag ja sein, dass es diesen von dir angeführten Zusammenhang von Vergletscherung und Vulkanausbrüchen/Erdbeben gibt. Aber die Vergletscherungen etc. fanden schon immer statt und werden immer stattfinden. Es ist doch viel sinnvoller, sich prinzipiell mit ihren Folgen auseinander zu setzen, um eine entsprechende Lebensform zu finden (z. B. Siedlung an gefährdeten Stellen vermeiden), als sich auf EINE mögliche Ursache zu versteifen.

Liebe grüße
Henry




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