Re: Eckart Löhr: HvD-Aspekte seines Denkens / Geist-Materie


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 03 Juni, 2010 um 17:11:36:

Antwort auf: Re: Eckart Löhr: HvD-Aspekte seines Denkens / Geist-Materie von Walter Keil am 02 Juni, 2010 um 23:02:48:

Hallo Herr Keil,

ich habe den Eindruck, dass Sie methodischen und universellen Atheismus verwechseln. Es geht nicht darum, Glauben grundsätzlich abzulehnen, sondern um die Methodik, mit der Naturwissenschaften arbeiten. Das Ziel ist nicht eine „finale atheistische Deutung der Welt“ und auch nicht eine „rein naturwissenschaftliche Deutung der Welt“. In welchen Glauben die naturwissenschaftlich beschreibbare Erfahrungswelt eingebettet wird, ist ein anderes Thema, welches spekulativ ist. Die Naturwissenschaften machen dazu keine Aussage. Von Bedeutung – und u.U. auch überlebensnotwendig - ist lediglich, dass Glaubensaussagen nicht den Erkenntnissen der Naturwissenschaften widersprechen sollten. Es wäre einfach unvernünftig, bei Rot über die Straße zu laufen, in dem Glauben, Autos könnten einem nichts anhaben. Auf einer solchen oder ähnlichen Glaubensgrundlage wären wir längst ausgestorben. Die Gesetze der naturwissenschaftlich beschreibbaren Erfahrungswelt sind für uns primär von Bedeutung. Es ist hilfreich, wenn wir weltweit unter H2O Wasser verstehen. Was Wasser im Sinne von Kant „an sich“ ist, wissen wir nicht, da wir nicht in der Welt, sondern in dem Bild, welches wir uns von der Welt machen, leben.

Zu Ihrer Frage „Warum sind Lebewesen auf Überlebensvorteile bedacht?“, kann ich nur antworten: Sie sind nicht im Sinne einer Teleologie auf Überlebensvorteile bedacht, sondern sie unterliegen den Gesetzen der Evolution. Und diese hat Arten, die nicht auf Überlebensvorteile aus waren, aussterben lassen. Es ist daher kein Mysterium. Damit ist nicht die Frage nach den Anfangsbedingungen beantwortet, warum es überhaupt eine Evolution gegeben hat. Aber das ist keine naturwissenschaftliche Frage, sondern eine Frage, die sich auf den „Rahmen“ bezieht.

Was ist „passive Materie“, was ist „aktive Materie“? In den Fragen steckt bereits eine anthropozentrische Sicht. Auch Steine fließen, man muss diese nur in geologischen Zeiträumen betrachten.

An anderer Stelle kommen Sie zu dem Ergebnis: „der methodische Atheismus, ist ja zunächst einmal gar keine Methode, sondern es gibt nur die naturwissenschaftliche Methode“. Halten Sie das für unterschiedliche Dinge? Naturwissenschaften beruhen auf dem methodischen Atheismus, sonst wäre der Esoterik Tür und Tor geöffnet. Niemand verbiegt Löffel mit dem Geist.

Zu dem Beispiel mit der nackten Frau: Es geht nicht darum, dass Geist nicht vorliegt, sondern darum, dass Geist nicht kausal verantwortlich ist für physische Reaktionen. Die Physiologie kann rein physikalisch/biologisch erklärt werden. Wenn Geist auf Materie wirken würde, hätten wir Probleme mit der Kausalität und der Energieerhaltung. Und der Physik vertrauen Sie doch, wenn ich Sie richtig verstehe.

Geist ist ein Gummibegriff, dessen Definition Bände füllen kann. Ich verstehe darunter individuell erlebbare mentale Zustände wie z.B. Vorstellen, Denken, Erinnern, das Ich-Erleben. Ihren Ausführungen entnehme ich, dass Sie Ihre eigene Definition von Geist haben, die ich nicht immer nachvollziehen kann.

Sie schreiben „Ich denke ja auch, dass sich die naturwissenschaftliche Methode bald auch mit der Aufklärung von geistigen Phänomenen hervortun kann.“ Der naturwissenschaftlichen Methode sind Grenzen gesetzt. Selbst wenn ich die physikalisch/biologischen Bedingungen von Geist im Sinne von subjektivem Erleben vollständig erfasst habe und gezielt bestimmte mentale Zustände hervorrufen kann, habe ich nicht die Frage beantwortet, was Erleben denn nun ist. An dieser Stelle erfolgt der Wechsel von der Naturwissenschaft hin zur Philosophie. Genauso wenig wie ich erklären kann, was Wasser seinem Wesen nach ist, kann ich erklären, was Geist seinem Wesen nach ist.

Es stört mich nicht, wenn wir unterschiedliche Auffassungen haben. Wobei ich mir bewusst bin, dass ein Teil der Differenzen auch mit unterschiedlichen Begriffsdefinitionen zu tun hat.

Mit freundlichen Grüßen
K.T.




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