Re: Eckart Löhr: HvD-Aspekte seines Denkens / Geist-Materie


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Abgeschickt von Henry Grimmer am 04 Juni, 2010 um 14:44:10

Antwort auf: Re: Eckart Löhr: HvD-Aspekte seines Denkens / Geist-Materie von Klemens Taplan am 03 Juni, 2010 um 17:11:36:

Hallo, Herr Taplan, Walter!

Wenn ich im Folgenden Dinge anspreche, die schon gesagt wurden, so bitte ich um Nachsicht, ich habe diesen Beitrag begonnen, bevor neue Beiträge ins Forum gestellt wurden.

Die Formulierung „methodischer Atheismus“ finde ich sehr gelungen, sie lässt nach meiner Ansicht auch dem Gläubigen die Möglichkeit, sich naturwissenschaftlich zu betätigen. Wenn wir dem Axiom zustimmen, dass Gott nicht erklärbar ist, folgt zwingend der Schluss, dass eine Erklärung der Welt aus Gott heraus ebenfalls nicht möglich ist. Die Naturwissenschaften können niemals das „Warum“ der Welt erklären, aber sie können die Gesetzmäßigkeiten, die sie bestimmen, herausfinden (wobei sich das „Warum“ der Gesetzmäßigkeiten wiederum einer Erklärung entzieht, was zeigt, dass es für einen Gott immer noch genügend Gründe geben könnte). Der Mensch will und muss wissen. Das ist für mich treffend im biblischen Gleichnis vom Baum der Erkenntnis geschildert, ich sehe nicht einen Sündenfall, sondern die Aufforderung, sich von aller blinden Autoritätsgläubigkeit zu befreien und das Leben in eigener Verantwortung zu gestallten

Aber ist es nicht bemerkenswert, wie mangelhaft wir scheinbar ganz Offensichtliches definieren können? Was ist Leben? Auch der Erde als Ganzes könnte man „Stoffwechsel“ zuschreiben, es ist das Leben, das ihn bewirkt (der Stoffwechsel in uns selbst wird unter anderen durch unsere Darmflora durchgeführt, legt das eine Analogie nahe?); ja, selbst in der Sonne finden wir Stoffwechsel (Kernfusion) und man könnte sogar sagen, dass sie – die Kernfusion – der eigentliche Stoffwechsel wäre, für uns als „belebte Systeme“ gilt doch, dass wir nur eine „Durchgangsstraße für Materie/ Energie sind“; und vor Allem befinden sich Sonnen in einem Zustand niedriger Entropie . Haben wir es bei all diesen Systemen mit Leben zu tun? Vielleicht fehlt „Geist“? Aber da wir „Geist“ überhaupt nicht definieren können… Im Beispiel der nackten Frau ist meines Erachtens etwas anderes viel bedeutender, als die Frage nach dem Geistigen (denn selbst die Bestätigung, dass es sich beim Erkennen der Frau und der erotischen Folgen um etwas Geistiges handelt, erklärt noch nicht, was das Geistige denn ist, es kann ja immer noch ein Konstrukt der Materie sein), nämlich bedeutender ist die Frage, ob wir in der Welt leben oder in einem Bild, das wir uns von der Welt machen.

Ich bin mir nicht sicher, ob man Wellen-/Teilchen-Dualismus, Energie-/Materie-Dualismus und Geist-/Materie-Dualismus einfach so ineinander gleiten lassen kann. Zwar können wir nicht wirklich verstehen, was Wellen-Teilchen-Dualismus ist, uns fehlen einfach die Sinne für solche Gegebenheiten. Aber wir können äußerst genaue Voraussagen machen, im Experiment bestätigt, was für mich zeigt, dass wir uns tatsächlich noch im Diesseits und nicht im Bereich der Metaphysik befinden (die Quantentheorie ist die am besten bestätigte Theorie, die der Mensch je hervorgebracht hat, näher konnten wir bis jetzt der Ratio nicht kommen). Vielleicht ist es ja gar nicht so überraschend, dass es diesen Dualismus gibt, denn immerhin sind Energie und Materie zwei Seiten einer Medaille. Energie ist nicht etwas völlig anderes als Materie, sie sind „wesensgleich“ (auch „Wesen“ ist wie „Geist“ so ein Begriff, der sich letztlich jeder Deutung entzieht, wenn man ihn ontologisch betrachtet).

Die Gleichsetzung Gott=Licht= Energie ist doch nicht schlüssig, ja, sie ist sogar unzulässig, weil hier eine religiöse, uralte Seinsbetrachtung – Gott ist Licht – mit einer neuen, rein rationalen Formulierung, die die Fähigkeit, „Arbeit“ in weiterem Sinne verrichten zu können, beschreibt – Energie.

Die Wärme, die die Dampfmaschine erzeugt, sind elektro-magnetische Wellen, Licht ist ein Teil des elektro-magnetischen Spektrums. Hier haben wir den rein physikalisch verstandenen Bezug von Licht zu Energie. Und wir haben noch einen anderen Bezug, nämlich den Bezug von Welle und Teilchen, den Teilchenaspekt des Lichtes, die Quanten des Lichtes, die Photonen.

Das Quanten im naturwissenschaftlich verstandenen Sinne Energie sind – damit rennst du, Walter, doch offene Türen ein! Um nichts anderes geht es doch bei dem Versuch, eine „Große, vereinheitlichte Theorie“ auf zu stellen (siehe z. B. CERN). Sie, die GVT, als „Weltformel“ zu bezeichnen, halte ich aber für völlig übertrieben.

Ich fürchte, Walter, du befindest dich in einem begrifflichen Definitionsdilemma, was sich meines Erachtens in deinem Beispiel mit dem Informationsgehalt von Sprache zeigt. Nehmen wir den Satz: „Fritz studiert Musik.“. Wir kennen Fritz nicht, wir wissen noch nicht einmal, ob er existiert. Welche Information enthält dann dieser Satz? Wenn ich den Satz nur für mich auf einen Zettle schreibe, und Fritz studiert tatsächlich Musik, und ich dann den Zettel verbrenne – welch Information ging dann verloren? Wenn Fritz tatsächlich Musik studiert und wir wissen nichts darüber – liegt dann Information über Fritz im „geistigen Raum“ vor?

Worauf ich hinaus will ist: Es liegt keine Information ohne Übertragungsmedium vor. Ja, selbst, wenn die Information in einem „geistigen Raum“ vorliegen würde, bräuchten wir immer noch ein Medium, das sie uns zugänglich macht. Das Beispiel verschränkter Quantenobjekte zeigt genau das. Eine Veränderung an einem der verschränkten Objekte erzeugt instantan eine Veränderung am anderen Objekt sie sind ein nicht zu trennendes System (solange Umwelteinflüsse ferngehalten werden können). Was nun die Information über die Veränderung angeht, so bleibt uns auch hier nur der indirekte Weg – wir müssen uns verständigen, und das geht nur mit höchstens Lichtgeschwindigkeit. So verblüffend die Quantenverschränkung dennoch ist – auch hier kann man durchaus ohne Geist auskommen – wobei ich nicht den Geist der Forscher meine. Die Beschränkung der Geschwindigkeit bezieht sich auf die Ausbreitung innerhalb des Raumes, der Raum-Zeit. Wenn im Falle der Quantenverschränkung aber Eigenschaften der Raum-Zeit selbst auftreten, könnten sich diese tatsächlich instantan ohne Verletzung irgendwelcher Gesetze manifestieren. Und wenn die GUT sich als richtig erweist, sich also alles aus einer Ur-Kraft entwickelt hat – kein Platz für Geister.

Ich weiß, dass du auch die Evolution oder auch den Zeitgeist so zu sagen als „geistiges Substrat“ als tatsächlich vorhanden ansiehst, nur, was ist mit dem Zeitgeist, wenn wir plötzlich nicht mehr sind? Könnte irgendeine fremde Spezies aus den Fernen des Alls unsere „geistige Spur“ aufnehmen? Ich glaube das nicht, ich glaube, dass Geist (im hier verstandenen Sinne) eine materielle Basis braucht.

Für mich ist nicht Struktur an sich schon etwas „geistiges“, sondern es ist unser erkennender Geist, der in Vorhandenem Struktur entdeckt – oder auch gar nicht vorhandene Struktur hinein deutet.

Na ja, erst mal wieder

Friede den Hütten

HG




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