religiös ja - fundamentalistisch nein


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Abgeschickt von Egon de Neidels am 06 Dezember, 2007 um 18:01:55:

Antwort auf: Ein völlig außer Acht gelassener Aspekt von H.Heim am 18 November, 2007 um 11:40:39:

Sehr geehrter Herr Heim,

ich habe mit großem Interesse Ihren Beitrag gelesen, den ich hier mit einigen Anmerkungen (mit „(E)“ gekennzeichnet) versehen möchte.

(...)

(Heim) Seit Jahrtausenden erzählen uns Heilsverkünder verschiedener Provenienzen, wofür es sich zu leben lohnt. Richtigerweise muss man sagen, sie erzählen uns, wofür es sich zu sterben lohnt. Ob nun die „natürliche“ Variante vorgezogen wird, oder ob man dem Ganzen etwas nachhilft, ändert sich je nachdem, was die angeblich geistigen Führer der jeweiligen Glaubensvariante für opportun halten.

(E) Wenn ich mich richtig erinnere, war es der aus der psychoanalytischen Schule Alfred Adlers stammende „Großgruppentherapeut“ Josef Rattner, der in der Religion eine sadomasochistische Kulturneurose zu erblicken glaubte. In der Tat gebärdete sich z.B. das Christentum zuweilen sowohl sadistisch (Inquisition mit den sog. „peinlichen Befragungen“ bis hin zum Verbrennen von Menschen) als auch masochistisch (Selbstgeißelungen, Bußgürtel, extreme Askese). Der Hintergrund dürfte die nahezu totale Ablehnung dieser (materiellen, „fleischlichen“) Welt sein und die Ausrichtung auf ein ewiges Jenseits, das – dieser weit verbreiteten Glaubensvariante zufolge - entweder in ewiger Freude bei Gott oder ewiger Qual in der Hölle bei Satan auf jeden Menschen nach dem Tode wartet. Da es ja besser sei, lieber lädiert in den Himmel als „topfit“ in die Hölle zu kommen (Mt. 5, 29 und 30) erschien es offensichtlich den Inquisitoren legitim und geradezu notwendig, die Seelen mit allen Mitteln vor der ewigen Verdammnis zu retten – was ist angesichts einer freudvollen Ewigkeit bei Gott schon das bisschen Leiden einer ohnehin zeitlich begrenzten Folter? Es soll sogar Inquisitoren gegeben haben, denen diese Folter selber seelische Pein bereitete. Das hat Logik – „Pathologik“. Ein großes „Nein“ zum Leben in dieser Welt scheint uns aus dieser Ansicht leicht ableitbar zu sein. Ein „Nein“, dem Nietzsche – der derlei als dekadent erkannte – sein unbedingtes „Ja“ entgegenhielt. Wenn eine derartige Lebens- und Weltverneinung als gut und erstrebenswert gelten soll, dann muss das „Böse“ folgerichtig als Welt- und Lebensbejahung angesehen werden. Das meinte m.E. Nietzsche – dessen Werk so oft falsch verstanden und missbraucht wurde – mit seiner Forderung, der Mensch müsse böser und härter werden. Ich sehe da Ironie, wo andere bitteren Ernst wittern – übrigens auch in der Bibel. Dazu zwei Beispiele: Mt. 18, 17 dient der Kirche zur Vollmacht für die Exkommunikation. Wenn – so sagt dort Jesus – jemand nicht auf die mahnenden Worte seiner Glaubensgeschwister hören will, so sei er den Gläubigen wie ein Zöllner oder Heide. Wie aber ist denn Jesus mit Zöllnern und Heiden umgegangen? In Gen. 8, 21 sagt Gott, dass er niemals mehr wieder eine globale Katastrophe über die Menschheit hervorrufen werde, „wenn auch das Sinnen des Menschenherzens böse ist von Jugend auf“. Das bedeutet doch nichts anderes, als das Gott den Menschen so annimmt, wie er ist. Wozu dann die sog. Sintflut? (Sie ist vermutlich eine alte Erzählung, die einen wirklichen Kern in einer regionalen Flutkatastrophe infolge der zuende gehenden Eiszeit haben dürfte.). Es gibt viele alte Erzählungen, die zur Zeit Jesu in Palästina vielen Menschen gut bekannt waren – wie auch die des Jona, auf die er sich berief, als er nach himmlische Zeichen gefragt wurde (im Magen eines Wals dürfte niemand drei Tage überleben, es ist ein Sinnbild, eine Metapher). Bibelwidersprüche sind mir Pointen oder Ironien, zuweilen wie ZEN-buddhistische Koans. Vielleicht muss man auch den jüdischen Humor verstehen, um das zu erfassen. Mit fundamentalistischer Verbissenheit zerstört man das allerdings – eine Verbissenheit, die - entgegen den Sinn des Christentums - Gesetze, Gebote, usw. über den Menschen stellt. Sie sind für den Menschen da und nicht der Mensch für sie (Mk. 2, 27, Mt. 15, 9 und Mt. 23, 4). Die „Ich aber sage euch – Reden“ lassen sich spielend leicht gegen alle fundamentalistischen Tendenzen anwenden. Leider bringt der Fundamentalist immer wieder den Fundamentalisten hervor – auch im gegnerischen Lager, denn es gibt auch fundamentalistische Atheisten oder Materialisten.

Waren aber die Worte Jesu aus Mt. 5, 29 und 30 wirklich so gemeint? Zielten sie tatsächlich auf eine Weltverachtung ab? In Joh. 18, 36 sagt Jesus, dass er keinen (!) Kampf mit den Mächten dieser Welt führe, weil sein Reich nicht von dieser Welt sei, und die sattsam bekannte Bergpredigt, die nicht zuletzt Gandhi zu seinem gewaltlosen Widerstand gegen die britische Kolonialmacht inspirierte, spricht von der Abkehr des „Auge um Auge“ und von der Hinwendung zur Feindesliebe. - Können wir einen Dietrich Bonhoeffer einen sadomasochistischen Kulturneurotiker nennen? Wohl kaum.

Im Ernst: Historische Schriften müssen aus ihrer eigenen Zeit heraus erklärt werden. Es flossen dort alte Weltbilder hinein, es gab die Sklavenhaltergesellschaft und es herrschte eine andere Mentalität. Dinge waren selbstverständlich, die uns heute empören – wenngleich wir angesichts der Grauen des 20.Jahrhunderts wohl kaum berechtigt sein dürften, alten Völkern die ihrigen vorzuwerfen. Wir haben doch gar kein so hohes Ross, auf das wir uns setzen könnten um von dort die Welt zu begutachten oder gar zu „richten“.

(...)

(Heim) Und in letzter Zeit ist eine in meinen Augen erschreckende Tendenz dahingehend zu beobachten, dass eine immer größer werdende Anzahl selbsternannter Gottesbeweisführer meint, sich ungefragt in der Öffentlichkeit profilieren zu müssen. Man verfolge nur einmal die einschlägigen Talkrunden, egal ob bei Kerner, Maischberger oder Tietge.

(E) Einfache Weltbilder verfangen in kritischen Zeiten immer gut. Aber hatten wir eigentlich je eine unkritische Zeit? War die Zeit unseres sog. Wirtschaftswunders nicht auch die Zeit des kalten Krieges, in welcher sich die Großmächte ein Nuklearwaffenpotential anhäuften, um diesen Planeten gleich mehrfach zu entvölkern? Ich erinnere an 1962, als die Welt infolge der Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba und der anschließenden US-amerikanischen Blockade kurz vor dem nuklearen Holocaust stand. Aber Otto Normalverbraucher hat sich da noch den Wanst vollgeschlagen, denn der war näher als Castros Kuba. Jetzt erst, wo mit Hartz IV, Gesundheitsreform und Rentenbesteuerung die desolate Wirtschaftslage immer mehr Menschen auch bei uns in Sorgen treibt, wird eine Existenzangst wirksam, die nach Anxiolytika schreit. Und da bietet mal wieder das altbewährte „Opium des Volkes“ einen scheinbaren Ausweg an, denn dazu degenerierte das einstige Wachrütteln der Bergpredigt. Kreationismus und Intelligent Design sind u.a. die Zugpferde einer neuen religiösen Hysterie, die es v.a. auf die Evolutionsbiologie, die als zweiter Sündenfall gilt, abgesehen haben. Wenn Gott nicht in sechs Tagen die Welt geschaffen, wenn wir nicht alle von Noahs drei Söhnen abstammen, dann kann auch die Auferstehung nicht stimmen und alle Hoffnung ist dahin. So verkürzt sich die simple Logik naiver Bibelexegese zu einer Angst vor einer Gottlosigkeit, die es aber schon immer gab – ob mit oder ohne Darwin und Co. Es waren dann auch die losen Sitten – von der Evolution exculpiert - in New Orleans, welche die große Überschwemmung brachten – wie damals in Sodom und Gomorra. Ich frage mich, wo diese komischen Theologen oder Reverends, die derart dümmlich Evangelien und AT-Texte mischen, denken lassen (sie befürworten ja auch noch die Todesstrafe und ihre Vorgänger haben in sehr eigenwilliger Auslegung Gen. 9, 25 zur Rechtfertigung der Sklaverei und Rassentrennung missbraucht – die Afroamerikaner seien Kanaaniter – nur weil ein verkaterter Noah auf Kanaans Vater Ham wütend war – Gott hatte übrigens nichts zu gesagt). Ach, diese ganzen humorlosen und nervösen Fundamentalisten!

(...)

(Heim) Diese Toleranz, in deren Glanz besonders die „Weltoffenen“ unter uns sich gerne sonnen, ist ein weiterer Nagel zu unserem Sarg.

(E) Zum Islam vermag ich mich theologisch nicht zu äußern, da mir der Koran nicht ausreichend bekannt ist. Was Al Quaida und Co anbelangt, so ist das für mich keine rein religiöse Sache sondern schlicht Kriminalität im Sinne von Verbrechen gegen die Menschlichkeit (durchaus im Sinne der Nürnberger Prozesse). Derlei wird von der Mehrheit der Moslems nicht gebilligt. Leider fällt aber immer derjenige auf, der am lautesten brüllt. Das verleitet dazu, aus einem Usama (d.h. Löwe) ganze Heerscharen zu phantasieren. Dass der Islam lange Zeit viel besonnener als mittelalterlichen Christen insbesondere mit der Wissenschaft umgingen, wird kaum noch zur Kenntnis genommen ganz zu schweigen von der mystischen und friedlichen Tradition der Sufis.

(...)

(Heim)Die „Probleme“ die z.B. Indien und Pakistan miteinander haben, beruhen bei Lichte betrachtet darauf, dass sich die jeweiligen Landesreligionen nicht vertragen. Die Atombombe ist auch dort bereits bekannt!

(E) Ich bin nicht sicher, ob es originär die Religionen (hier Islam und Hinduismus) sind, die hier als ursächlich verantwortlich zu nennen wären. Bevor ein Mensch sein Heil in der engen Sicht fanatischer Religiosität sucht, muss er selber an sich und anderen das Unheil empfunden haben. Und das wird wirtschaftlich und nicht theologisch generiert. Religion ist hier Folge und nicht Ursache. Selbst ein Usama bin Laden wäre nur ein weltfremder Spinner ohne die Armut und das Elend vieler Menschen. Grauenhafte Verhältnisse bringen grauenhafte Menschen und Bewegungen hervor.

(Heim) Der Physiker Martin Rees schreibt in dem Zusammenhang: „Wir sind auf dem Weg in eine Zeit, in der ein Einzelner, auf Grund einer still und leise ausgeführten Tat, Millionen von Menschenleben auslöschen oder eine Stadt auf Dauer unbewohnbar machen kann...“
Märtyrer sind unter diesem Aspekt nicht unbedingt die Bewahrer der Menschheit.
Unsere Mythen, an denen wir trotz besseren Wissens festhalten, drohen uns mit einem Schlag zu vernichten.

(E) Ich teile die Ansicht von REES nicht. Einem Einzelnen ist es schon aus logistischen Gründen nicht möglich, eine Millionenstadt unbewohnbar zu machen. Der Giftgasguru Shoko Asahara hatte professionelle Chemiker unter seinen Gefolgsleuten, die das von den Nazis entwickelte Nervengas Sarin synthetisieren konnten. Das Resultat war zwar grauenhaft genug, jedoch nicht in der Lage, eine Großstadt zu elimineren. Und im „Hobbykeller“ einen Nuklearsprengsatz zu basteln ist schier Unfug. Man braucht Reaktoren, um Plutonium zu erbrüten und muss dieses dann noch auf „Waffenreinheit“ bringen. Zudem wären Deflektoren, Neutronenquelle und Explosivlinse erforderlich. Die sog. Geschossmethode kann man ganz vergessen, da dazu U235 erforderlich wäre, was nur in sehr geringen Spuren im Uranerz enthalten ist, so dass riesige Diffusionstrennanlagen erforderlich wären – von der Größe eines Fußballfeldes. Bleiben noch Bakterien und Viren. Theoretisch könnte man zwar über einen Vorgang ähnlich dem Lederbergschen Stempelversuch antibiotikaresistente Bakterien züchten, müsste das aber in eine großen Anzahl von Kombinationen durchführen. D.h. man müsste zuerst Bakterienkultur X mit dem Antibiotikum Y „impfen“ und die dann überlebenden Mutanten mit Antibiotika Z impfen, usw. Dabei kann es aber vorkommen, dass am Ende das Antibiotikum Y wieder wirkt – ganz abgesehen von der Infektionsgefahr, der sich der Terrorist selber aussetzen würde. Viren vom Ebolatyp wären da schon effektiver, verlieren aber auch schnell ihre Effektivität. Zudem existieren oder lassen sich Vakzine entwickeln. Aber auch hier gilt, dass der Terrorist sich beim Umgang mit Viren – noch viel mehr als mit den Bakterien – sehr leicht selber in Gefahr bringt und nach wenigen Tagen an hämorrhagischen Fieber stirbt noch bevor er seine Tat ausführen kann. Das soll natürlich keine Verharmlosung sein. Ich halte es nur nicht für angebracht, Dinge zu übertreiben. „Nine-eleven“ war ein Schock – sicher. Aber haben wir Coventry, Hamburg, Dresden, Hieroshima und Nagasaki denn schon vergessen? DAS war echter Krieg – „Nine-eleven“ war eine „Pearl-Harboresque“, denn man wusste sowohl wie 1941 auch 2001, was da im Gange war.

(Heim) Solange z.B. Präsidenten, egal welchen Staates, danach beurteilt werden, wie "fromm" sie sind, und nicht, wieviel sie vom Geschäft des Regierens wirklich verstehen, solange diese Präsidenten auch noch immer bejubelt werden, wenn sie behaupten, Gott würde es „schon richten“, solange ist die Möglichkeit, dass unsere Probleme auf der Erde auch nur den Ansatz einer Lösung erfahren, mehr als verschwindend gering.

(E) Ich kann mir eine freche Frage nicht verkneifen: Seit wann regieren denn Präsidenten? Der letzte, der es versuchte, bekam ein Loch in den Schädel. Sog. führende Politiker sind nur Sprachrohre bestimmter Interessengruppen. Christlicher Fundamentalismus ist in den USA das, was für die UdSSR die Doktrin Lenins waren (der pharaonenähnlich noch als Mumie religiös verbrämt wurde) – ein ideologisch-rhetorisches Vehikel zur Machtausübung. CIA und Konsorten verstehen ihr Handwerk und sind Virtuosen im Lenken der Massen. Unter den o.g. „tumben“ Reverends gibt es vmtl. gezielt arbeitende „Special Agents“ – religiös-wirtschaftlich-politische Verflechtungen sind in „God`s own country“ ja an der Tagesordnung (da würden die Borgias und Medicis nur von träumen).

(...)

(Heim) Wenn in einer Diskussionsrunde völlig unmotiviert den anwesenden Wissenschaftlern (!) die Frage gestellt wird, ob sie an Gott glauben, wird, zumindest öffentlich, nicht einer den Mut haben, das zu verneinen. Mit allen Konsequenzen zu verneinen. Es kommen Formulierungen wie: "Also, ich bin an sich kein gläubiger Mensch, aber dass es da ein Wesen geben muss, dass..." und dann werden je nach Geschmack und Anbiederungspotenz verschiedene Dinge genannt, die dieses höhere (!) Wesen regelt.
Beliebte Floskel ist, dass es nach dem Tode "irgendwie" doch weitergehen werde. Oder, etwas gläubiger, "müsse"!

(E) Dagegen habe ich nichts. Wieso auch? Religion bekommt man niemals aus unseren Schädeln hinaus. Da ist es dann doch besser, gemäßigte Varianten anzubieten als Fundamentalismus. Und Hand aufs Herz: Wer kann schon sagen, dass nur das Wirklichkeit ist, was wir erforschen können? Anthropozentrischer Mittelpunktswahn – vor dem hat HvD immer gewarnt – könnte sehr wohl eine Konsequenz oder gar die Ursache für eine radikale Ablehnung jeglicher Transzendenz sein.

(Heim) Die jeweiligen Gläubigen der jeweiligen Religionsvarianten „wissen“, dass ihre jeweiligen heiligen Bücher frei von Irrtümern sind. Aha!
Woher? Weil es in den Büchern selbst steht. Na, toll.
Derartige wissenschaftlich fundierten Beweise sind gerade dabei, uns den Garaus zu machen.

(E) Dem ist doch im Falle der Bibel schnell der Garaus gemacht. Die Bibel Gottes Wort? Nein, das ist Jesus. Die Bibel unfehlbar? Nein, das ist nur Gott. Fall erledigt. Römer 1, 20 : „Lässt sich doch sein unsichtbares Wesen seit Erschaffung der Welt durch seine Werke mit dem Auge des Geistes wahrnehmen: seine ewige Macht wie seine Göttlichkeit. Darum sind sie nicht zu entschuldigen.“ Lässt sich sehr schön gegen den Fundamentalismus kehren, denn hier ist eben nicht von der Bibel als einzige und unfehlbare Quelle Gottes die Rede und eine Ermutigung für Kreationisten ist das auch nicht, denn die Werke sind ja überall und jedem erkennbar – also auch in der Evolution und auch einem Buddhisten.

(...)

(Heim) Zusätzlich zu den von HvD stringent nachgewiesenen genetischen Gegebenheiten der Gattung „homo sapiens“, wobei ich den Begriff „sapiens“ für reichlich überheblich ansehe, wird uns unsere offensichtliche Unfähigkeit, uns endlich auf unsere eigenen Füße zu stellen und uns nicht daran zu klammern, dass ein nach unseren Vorstellungen gebastelter Allmächtiger, der uns nach diesem Leben in einem weiteren, angeblich ewigen – hat einer der Heilsverkünder schon einmal konsequent zu Ende gedacht, was es heißen würde, „ewig“ weiterleben zu müssen? – Leben empfängt, das unseren oberflächlichsten Wünschen entspricht und, natürlich mit von jedem noch ein wenig luxuriöser ausgestaltbaren Details, einer Art Karibik-Kreuzfahrt gleicht, das Licht auslöschen.

(E) Fundamentalisten sind keine Mystiker und halten zuweilen Meditation für Teufelszeug. Die naiven Deutungen der Schriften haben nichts mit ihrem tiefen Wahrheitsgehalt zu tun. Auferstehung von den Toten heißt Bewusstwerdung und ewiges Leben hat nichts mit einer Existenz in einem unendlich andauernden Schlaraffenland zu tun. Für mich ist das eine Metapher für Synchronizität von Sein und Erleben im Hier und Jetzt. Zeitlosigkeit ist der Gegenwartspunkt, der nie darstellbar ist. Sünde wird übrigens in der griech. Übersetzung mit dem Wort „Harmatanei“ wiedergegeben. Ein Wort, dessen Etymologie auf „den Punkt (das Ziel) verfehlen“ hindeutet. Sünde meint demnach - völlig vom moralisierenden Beigeschmack gereinigt – nichts anderes als Zeitlichkeit, welche der Ewigkeit gegenübersteht, von ihr getrennt ist (Sünde, auch von Sinte, Sintern – für trennen).

(Heim) Wir sind ja nicht einmal willens oder fähig (?), wenigstens die Meinung derer gelten zu lassen, die unseren „Glauben“ (eben: Glauben, nicht etwa Wissen!) nicht zu teilen gewillt sind. Nein, nein, sie werden von uns bestenfalls lächerlich gemacht, schlechtestenfalls zum Abschuss freigegeben. Egal, ob „nur“ gesellschaftlich oder wörtlich.

(E) Das Maß der Toleranzfähigkeit ist ein Maß psychischer Gesundheit, jedoch darf es keine Toleranz gegenüber der Intoleranz geben. Hier ist mit allen friedlichen Mitteln der Kampf zu führen gegen Dummheit und Fanatismus. HvD hat diesen guten Kampf – und ich bin so frech, das sogar im paulinischen Sinne zu sagen – geführt.

(Heim) Und, ich bitte den geneigten Leser, diese Bemerkung zu verzeihen, Schamanen werden uns auch nicht retten können.

(E) Da gibt es nichts zu verzeihen.

(Heim) So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen...

(E) Und das ist dann doch der gute alte Optimismus eines Martin Luthers. So schnell geht die Welt nicht unter. Aber es wird turbulent.

Gruss
EdN




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