Ein völlig außer Acht gelassener Aspekt


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbglweb.de ]

Abgeschickt von H.Heim am 18 November, 2007 um 11:40:39

HvD hat uns u.a. im „Apfelbäumchen“ einleuchtend und verständlich vor Augen geführt, dass die Gattung homo sapiens allem Anschein nach ein „evolutionärer Irrläufer“ ist. Er hat uns gezeigt, dass darum unsere Tage auf der Erde gezählt sind, weil wir „nicht aus unserer Haut können“, die conditio humana lässt uns keine andere Wahl, als auf unserem Irrweg zu beharren und unseren Untergang zielstrebig und uneinsichtig weiter zu betreiben.
Hier in diesem Forum ist dieser Ansicht teils zugestimmt, teils aber auch widersprochen worden. Ich möchte diesen Argumenten ein weiteres hinzufügen, das HvD aus welchen Gründen auch immer überhaupt nicht ins Kalkül gezogen hat:
Glauben und Religion.

Seit Jahrtausenden erzählen uns Heilsverkünder verschiedener Provenienzen, wofür es sich zu leben lohnt. Richtigerweise muss man sagen, sie erzählen uns, wofür es sich zu sterben lohnt. Ob nun die „natürliche“ Variante vorgezogen wird, oder ob man dem Ganzen etwas nachhilft, ändert sich je nachdem, was die angeblich geistigen Führer der jeweiligen Glaubensvariante für opportun halten.
Z.Zt. schlägt das Pendel in Richtung Islam aus, wie wir jeden Tag in der Presse verfolgen können.
Für den christlichen Teil der Welt ist das jedoch kein Grund, sich zufrieden und überheblich lächelnd zurückzulehnen. Nordirland ist so weit weg nun auch nicht.
Und in letzter Zeit ist eine in meinen Augen erschreckende Tendenz dahingehend zu beobachten, dass eine immer größer werdende Anzahl selbsternannter Gottesbeweisführer meint, sich ungefragt in der Öffentlichkeit profilieren zu müssen. Man verfolge nur einmal die einschlägigen Talkrunden, egal ob bei Kerner, Maischberger oder Tietge.

Vor seinen Schöpfer zu treten, egal, was man denn nun, bzw. ob man denn nun überhaupt etwas darunter versteht, war eigentlich schon immer relativ einfach.
Das alleine könnte uns relativ egal sein. Wer’s denn gar nicht abwarten kann, bis der Sensenmann ihn holt, na bitte, solange er uns nicht damit belästigt.
Diese Toleranz, in deren Glanz besonders die „Weltoffenen“ unter uns sich gerne sonnen, ist ein weiterer Nagel zu unserem Sarg.
Denn dadurch, dass die Erkenntnisse über Massenvernichtungswaffen langsam aber stetig bis in den letzten Winkel der Welt durchsickern, tun sich für die, die die Geschichten ihrer jeweils zur Wahrheit erkorenen Märchenbücher wörtlich nehmen, und sich z.B. als Märtyrer den direkten Weg ins Paradies ebnen wollen, ohne den lästigen Umweg über eine der Läuterung dienende Vorstufe, Möglichkeiten auf, von denen die Verfasser dieser Märchenbücher vor 2000 Jahren nur haben träumen können.
Der Koran z.B., der immer wieder als zum Frieden aufrufendes Gotteswort dargestellt wird, schreibt u.a. vor:
„O Prophet, erkläre den Ungläubigen und Heuchlern den Krieg und verfahre hart mit ihnen. Die Hölle soll ihr Zuhause sein: ein böses Schicksal“ (Koran 9:73)
Oder:
„O ihr Gläubigen, erkläret den Ungläubigen, die in eurer Mitte leben, den Krieg. Verfahret streng mit ihnen. Wisset, dass Gott der Gerechte ist.“ (Koran 9:123)
Oder:
„Die Gläubigen, die zu Hause bleiben – abgesehen von jenen, die an einer schweren Behinderung leiden - , sind jenen nicht gleichzusetzen, die für die Sache Gottes mit all ihrer Habe und ihren Leibern in den Kampf ziehen...Wer seine Behausung verlässt, um für Gott und Seinen Apostel zu kämpfen, und dann vom Tod ereilt wird, den wird Gott belohnen... die Ungläubigen sind eure Feinde durch und durch.“ (Koran 4: 95-101)
Oder:
„...wer für die Sache Gottes kämpft, ob er nun stirbt oder triumphiert, wird von Uns reich gelohnt werden... Die wahren Gläubigen kämpfen für die Sache Gottes, die Ungläubigen aber kämpfen für den Teufel. Kämpfet also gegen die Freunde des Satans...“ (Koran 4: 74-78)

Sollen wir uns angesichts derart deutlicher Aufrufe zur Vernichtung Andersgläubiger wirklich noch über die Nachrichten „aus aller Welt“ wundern?

Die Bibel, das andere erfolgreiche Märchenbuch, gibt sich scheinbar gemäßigter. Doch mangelt es unter den Anhängern des „Buches der Bücher“ in keiner Weise an jenen, die in seinem oder auch Seinem Namen zum Krieg aufrufen. In den USA z.B. erfreuen sich sogenannte „Camps“, in denen Kinder „erzogen“ werden, verbrämt ist das Ganze mit Pfadfinderspielchen und Lagerfeuerromantik, sich Gott ganz und gar zu verschreiben und für ihn zu kämpfen, denn nur so könnten sie gerettet werden, immer größerer Beliebtheit. Es wird von den jeweiligen Vorbetern unmissverständlich von „war“ (Krieg) geredet und dieser Begriff gebetsmühlenhaft in die Hirne der Jugendlichen eingehämmert.
Der in Erwartung des Paradieses verklärte Blick der Vorbeter lässt erahnen, zu welchen Greueltaten sie im Namen Gottes jederzeit bereit wären. Es wird in dem Zusammenhang bereits von Kreuzzug und Heiligem Krieg gesprochen.
Wie sich die Bilder gleichen.

In den USA bekommt die Bewegung der „Kreationisten“ immer größeren Zulauf.
In Deutschland sind die ersten „Lehrer“, auch die professionellen, unterwegs, die dafür plädieren, den Kreationismus nicht nur im Religionsunterricht zu behandeln, sondern ihn als gleichwertige „Theorie“ im Biologieunterricht an den Mann, bzw. an die Kinder zu bringen.

Wenn es uns nicht gelingt, und es sieht nicht danach aus, als ob es uns in absehbarer Zeit gelänge, endlich damit aufzuräumen, dass Geschichten von vor 2000 Jahren, die damals schon veraltet waren, für uns "mit der Wissenschaft in Einklang" zu bringen sind, dass es sinnvoll ist, für irgendwelche Bücher irgendwelcher Autoren, deren Weitblick und Sachkenntnis in keiner Weise unter Beweis gestellt wurde, sich und vorzugsweise andere umzubringen, brauchen wir die Klimakatastrophe nicht zu fürchten. Wir werden sie nicht mehr erleben.
Die „Probleme“ die z.B. Indien und Pakistan miteinander haben, beruhen bei Lichte betrachtet darauf, dass sich die jeweiligen Landesreligionen nicht vertragen. Die Atombombe ist auch dort bereits bekannt!
Der Physiker Martin Rees schreibt in dem Zusammenhang: „Wir sind auf dem Weg in eine Zeit, in der ein Einzelner, auf Grund einer still und leise ausgeführten Tat, Millionen von Menschenleben auslöschen oder eine Stadt auf Dauer unbewohnbar machen kann...“
Märtyrer sind unter diesem Aspekt nicht unbedingt die Bewahrer der Menschheit.
Unsere Mythen, an denen wir trotz besseren Wissens festhalten, drohen uns mit einem Schlag zu vernichten.


Solange z.B. Präsidenten, egal welchen Staates, danach beurteilt werden, wie "fromm" sie sind, und nicht, wieviel sie vom Geschäft des Regierens wirklich verstehen, solange diese Präsidenten auch noch immer bejubelt werden, wenn sie behaupten, Gott würde es „schon richten“, solange ist die Möglichkeit, dass unsere Probleme auf der Erde auch nur den Ansatz einer Lösung erfahren, mehr als verschwindend gering.
Jeder Installateur würde achtkantig rausgeworfen, wenn er versuchen würde, den Wasserrohrbruch durch Beten zu beseitigen.
Jeder Busfahrer würde sofort vor Gericht gestellt, wenn er sich darauf verlassen würde, dass ein höheres Wesen es schon hinbekommen wird, den Bus rechtzeitig zum Anhalten zu bewegen.
Aber wir wählen Präsidenten wie Bush, die auf dem Standpunkt stehen, Amerika sei von Gott auserwählt und Gott würde Amerika schon so "blessen" dass sich alles regeln würde.

Wenn in einer Diskussionsrunde völlig unmotiviert den anwesenden Wissenschaftlern (!) die Frage gestellt wird, ob sie an Gott glauben, wird, zumindest öffentlich, nicht einer den Mut haben, das zu verneinen. Mit allen Konsequenzen zu verneinen. Es kommen Formulierungen wie: "Also, ich bin an sich kein gläubiger Mensch, aber dass es da ein Wesen geben muss, dass..." und dann werden je nach Geschmack und Anbiederungspotenz verschiedene Dinge genannt, die dieses höhere (!) Wesen regelt.
Beliebte Floskel ist, dass es nach dem Tode "irgendwie" doch weitergehen werde. Oder, etwas gläubiger, "müsse"!

Die jeweiligen Gläubigen der jeweiligen Religionsvarianten „wissen“, dass ihre jeweiligen heiligen Bücher frei von Irrtümern sind. Aha!
Woher? Weil es in den Büchern selbst steht. Na, toll.
Derartige wissenschaftlich fundierten Beweise sind gerade dabei, uns den Garaus zu machen.

Im 21. Jahrhundert ist es eine völlige Unmöglichkeit, dass jemand ein höheres Staatsamt bekleidet, der öffentlich die Existenz von Himmel und Hölle bezweifelt.
Im 21. Jahrhundert sind 90% der Weltbevölkerung der Überzeugung, dass das von ihnen erdachte höhere, „allmächtige“ Wesen sich z.B. ernsthaft Gedanken über die Rocksaumlänge seiner weiblichen Geschöpfe macht, oder sich darum kümmert, auf welche Art und Weise und Häufigkeit seine Geschöpfe es zu loben haben.

Und für diese Überzeugungen ist die Menschheit bereit zu sterben und natürlich auch zu morden. Kleinigkeiten wie das ja angeblich auch so göttliche Gebot: „Du sollst nicht töten!“ haben da natürlich zurückzustehen. Es ist ja für einen guten Zweck. Nämlich die Erlangung der eigenen Unsterblichkeit.

Zusätzlich zu den von HvD stringent nachgewiesenen genetischen Gegebenheiten der Gattung „homo sapiens“, wobei ich den Begriff „sapiens“ für reichlich überheblich ansehe, wird uns unsere offensichtliche Unfähigkeit, uns endlich auf unsere eigenen Füße zu stellen und uns nicht daran zu klammern, dass ein nach unseren Vorstellungen gebastelter Allmächtiger, der uns nach diesem Leben in einem weiteren, angeblich ewigen – hat einer der Heilsverkünder schon einmal konsequent zu Ende gedacht, was es heißen würde, „ewig“ weiterleben zu müssen? – Leben empfängt, das unseren oberflächlichsten Wünschen entspricht und, natürlich mit von jedem noch ein wenig luxuriöser ausgestaltbaren Details, einer Art Karibik-Kreuzfahrt gleicht, das Licht auslöschen.
Wir sind ja nicht einmal willens oder fähig (?), wenigstens die Meinung derer gelten zu lassen, die unseren „Glauben“ (eben: Glauben, nicht etwa Wissen!) nicht zu teilen gewillt sind. Nein, nein, sie werden von uns bestenfalls lächerlich gemacht, schlechtestenfalls zum Abschuss freigegeben. Egal, ob „nur“ gesellschaftlich oder wörtlich.

Und, ich bitte den geneigten Leser, diese Bemerkung zu verzeihen, Schamanen werden uns auch nicht retten können.
So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen...

H.Heim




Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbglweb.de ]