Abgeschickt von H.Heim am 10 Januar, 2008 um 20:01:25:
Antwort auf: Wieviel Utopie braucht der Mensch ? von Walter Keil am 25 Dezember, 2007 um 11:04:24:
Hallo, Herr Keil,
Sie haben völlig Recht, John Lennon war ein Visionär. Und, auch da haben Sie Recht, sein "Imagine" ist sehr wohl als Aufruf zum Humanismus zu verstehen. Für gelebten Humanismus scheint Religion allerdings eher schädlich. Lennons "Imagine" enthält ja nicht nur die von Ihnen zitierten Zeilen, sondern auch folgende:
Imagine there's no countries
It isn't hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace ...
Schon die Textstelle, wir mögen uns vorstellen, es gäbe weder Himmel noch Hölle - und John Lennon kann damit nur die religiösen Erfindungen gemeint haben, unterscheidet er doch sehr genau zwischen "heaven" und "sky" - spricht eine deutliche Sprache. Beziehen wir den o.g. Teil des Textes mit ein, wird deutlich, dass John Lennon Religion dem friedlichen Zusammenleben der Menschheit als im Wege stehend ansah.
Sie, sehr geehrter Herr Keil, schreiben, wir bräuchten Utopien. Da bin ich ganz Ihrer Ansicht. Hätten wir sie nicht, wäre schon jetzt ein Weiterleben ziemlich sinnlos. Und eine dieser Utopien, zugegeben eine wohl recht schwer zu realisierende, wenn ich mir die Welt so ansehe, ist, dass sich Religionen, wenn sie denn schon nicht verschwinden, endlich zumindest dahingehend entwickeln, dass sie ihren Fanatismus, ihren Alleinigkeitsanspruch aufgeben und sich endlich wirklich dem friedlichen Zusammenleben auf der Erde verschreiben mögen. Nur damit könnten sie John Lennons Überzeugung, und er ist mit dieser Überzeugung wahrhaftig nicht mehr alleine, es wäre besser, sie existierten nicht, ansatzweise ad absurdum führen.
Wenn, wie Sie richtig schreiben, Künstler aufgerufen sind, kleine und große Utopien in ihren Werken zu propagieren, so sind wir aufgerufen, diese Utopien - besonders die hier angesprochene von John Lennon - in die Tat umzusetzen. Er schreibt es ja wörtlich:
I hope someday you'll join us
And the world will live as one
So wollen wir uns denn auf den Weg machen.
Sehr freundliche Grüße
H.Heim