Überbevölkerung-Wurzel der apokalyptischen Reiter


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Abgeschickt von Holger Gröschl am 23 Januar, 2009 um 12:59:35

Hallo Forum,

in Bezugnahme auf den vorherigen Forumseintrag möchte ich anmerken, dass Herr Boente natürlich recht hat, die Finanzkrise kann man durchaus als einen weiteren apokalyptischen Reiter bezeichnen.
Ich möchte hier aber trotzdem darauf hinweisen, dass dies auch wieder letztlich nur ein Sekundärproblem darstellt.
Irgendwo schreibt HvD bei Lösungsversuchen an symptomatischen Problemen von einer unweigerlichen "Verstrickung in Nachfolgeschäden".

Ich habe es aufgegeben, mich über die idiologieabhängigen Degenerationen und Auswüchse unserer Gesellschaft aufzuregen.
Man muss sich die wirklich einzig rettende Strategie - Reduzierung der Überbevölkerung - immer wieder vor Augen führen.
Auch hier hat HvD mit seinen überaus klaren Gedankengängen die Situation treffend beschrieben.
Nachzulesen im Buch "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen" im Kapitel »Die Wurzel allen Übels«.
Es ist verschwendete Energie, wenn Lösungen für Probleme konzipiert werden, die nur die Symptome bekämpfen.

Zunächst noch einige Gedanken, die mich in diesem Zusammenhang beschäftigen:

Klimawandel
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Ich verstehe gar nicht, dass in Zeiten von Klimawandel, Artentod und Ressourcenknappheit das oben genannte wichtige Buch nicht eine Renaissance in den Medien erfährt? Können denn die Leute nicht denken?

Ich habe mir die Berichte des IPCC (der Bericht an die politischen Entscheidungsträger) heruntergeladen
und auch einige Kommentare dazu gelesen.
Auch ein Google-Alert über den Klimawandel informiert mich über die neuesten Erkenntnisse.
An dem Bericht des IPCC haben über 1000 der klügsten internationalen Wissenschaftler über mehrere Jahre gearbeitet.
Im Klartext: Bessere Daten haben wir nicht.
Leider muss man Kommentare lesen, bei denen einigen der Wissenschaftler bei der Veröffentlichung offenbar der Kragen geplatzt ist.
Angesehene Wissenschaftler mussten sich zurückhalten die Diplomaten nicht anzuschreien, da sie immer wieder mit Anfeindungen in dem Tenor: Ihr Wissenschaftler wisst es doch gar nicht genau, die Sonnenaktivität ist doch viel gewichtiger usw. usw. konfrontiert wurden.
Sicher, dahinter steckt politisches Kalkül, aber wenn man die Kommentare der "normalen Bürger" zu anderen Berichten und Forschungsergebnissen zum Klimawandel liest, dann schaudert es einem.
In vielen Kommentaren überwiegen die Abwiegler und Klimaleugner mit dummen Pseudoargumenten und dergleichen mehr.
Ein Großteil des Internets ist eine Tummelwiese für Verschwörungstheoretiker und esoterischem Hokuspokus.

Das Internet macht die schlauen Menschen schlauer und die dummen Menschen dümmer, da es aber exorbitant viel mehr dümmere Menschen gibt potenziert das Internet leider auch die Dummheit (die ja bekanntlich nach Einstein unendlich ist: "Zwei Sachen sind unendlich das Universum und die menschliche Dummheit, bei dem Universum bin ich mir nicht ganz sicher").

Ich habe selber Wirtschaft studiert und kann aus eigener Erfahrung anführen, dass in den Köpfen von Ökonomen und Wirtschaftswissenschaftlern in der Regel kein Platz ist für Evolutionstheorie oder
Biodiversität. Viele auch gebildete Menschen haben sich zu weit von der Natur entfernt, als das sie die komplizierten Interdependenzen der Biosphäre zur Kenntnis nehmen.
Das ist auch wieder das von HvD so oft zitierte "anthropozentrische Vorurteil".

Harald Welzer schreibt treffend in seinem Buch Klimakriege von der Verschiebung des Referenzrahmens, dem die Menschen seit längerem ausgesetzt sind. Der Autor verdeutlicht den Sachverhalt beispielhaft
an Fischern, die den anhaltenden und in stets steigender Geschwindigkeit ablaufenden Artenschwund über die Generationen unterschiedlich wahrnehmen und beurteilen. So kann beispielsweise ein 80jähriger Fischer noch
von 17-20 vorkommenden Fischarten aus seiner Kindheit berichten und die desaströse Entwicklung aus eigener Erfahrung beurteilen (heute werden nur 3 Fischarten in seinen Gewässern gefangen). In der Lebenszeit des
40jährigen sind aber "nur" 8 Fischarten verschwunden. Die noch Jüngeren wiederum sind wenig beunruhigt, da sie ohnehin nur 3 Fischarten kennen und empfinden, dass sich der Artentod bei ihnen nicht katastrophal auswirkt.

Dieses Verschieben des Referenzrahmens stellt die objektiv katastrophale Entwicklung in der
subjektiven Wahrnehmung des Individuums als weniger bedrohlich dar.

Die strohfeuerartige kapitalistische Ideologie wird sich in der bestehenden Form unweigerlich als ruinös herausstellen.
In unserer Gesellschaft unterentwickelte Tugenden wie Verzicht, Bescheidenheit oder Rücknahme werden nicht gefördert, ja sie sind kontraproduktiv und grundsätzlich konträr zu den Zielen einer Wachstums- und Expansionsstrategie.

Was man von Hitler lernen kann
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Es ist nicht politisch korrekt Adolf Hitler zu zitieren. Dieser Wahnsinnige, obwohl pausenlos
in seine Reden Phrasen verkündend, hat eigentlich überhaupt keine Zitate, Anekdoten oder Aphorismen hinterlassen. Ein Zeichen dafür, wie hohl, einfach und blind seine Aussagen waren.
Trotzdem hat dieser Demagoge ein ganzes Volk in einen Begeisterungssturm versetzt und mit schier überwältigenden Selbstvertrauen und Zuversicht ausgestattet.
Und die anfänglichen Erfolge Hitlers haben dieses Volk fast in Ekstase versetzt.
Erfolg blendet.
Was machte diesen Erfolg aus - ein ganzes Ursachenbündel, das zu genüge von unzähligen Autoren aufgedröselt worden ist.

Obwohl nichts Tiefgründiges von Hitlers Aussagen existiert hier nun doch ein Zitat
Hitlers: "Die große Masse ist blind und dumm!".
Ich wage aus einem ganz bestimmten Blickwinkel (gefährlich, weil man allzu leicht missverstanden werden kann) einen Vergleich der Hitlerischen Diktatur mit dem derzeitigen Kapitalismus.
Natürlich leben wir jetzt in einer freien Gesellschaft, natürlich leben wir nicht
(jedenfalls bei uns) in Unfreiheit oder werden verfolgt oder -später- mit unmenschlichem
Terror zur Gefolgschaft gezwungen, aber in dieser Hinsicht soll auch kein Vergleich
angestellt werden - der Vergleich hinsichtlich des Erfolges und das Beibehaltens des Kurses der breiten Bevölkerung gepaart mit deren eingeschränkten Weltsicht ist gemeint.

Damals wie jetzt blendet der Erfolg, damals wie jetzt ist die große Masse freiwillig
den Weg der verheißungsvollen Versprechungen, die von den Verantwortlichen verkündet wurden,
gefolgt (Hitler ist in den letzten freien Wahlen mit überwältigender Mehrheit legitim gewählt worden).
Damals wie heute gab es Warner (die heutzutage natürlich nicht mit drastischen Folgen
oder gar der Todesstrafe rechnen müssen).
Diese Warner werden zu den Hochzeiten nicht beachtet oder als Spielverderber belächelt.
Wer lässt sich schon gerne beim Feiern (Konsumfest) stören.

Viele Menschen sind irritiert und haben Zukunftsangst, die tägliche Nachrichtenkost
wie Klimawandel, Nahrungsmittelvergiftung, Artentod und dergleichen ist vielen geläufig.
Aber wie schlimm es wirklich ist, dass es wirklich zu Ende geht, das wird nicht klar
genug gesagt und mit vielschichtigen Verdrängungsformen vernebelt.
Die meisten Menschen sehen auch keinen Anlass ihren Kurs zu ändern, der Kapitalismus
mit seinem Güterreichtum ist doch ein Segen, niemals ging es uns besser.
Erfolg eben - weiter so.

Wir leben in einer Demokratie und in einer Demokratie (Volksentscheid) hat die
Durchschnittsmeinung "recht" und Leute, die diese Ansichten dann vertreten sollen, werden für die gesellschaftlich-staatlichen Entscheidungen autorisiert (Politiker).
Die Durchschnittsmeinung ist aber nicht die der besten Informationen, der weisesten Einsichten, sondern die subjektive, persönliche auf den eigenen Vorteil bedachte Einstellung jedes Einzelnen um
Nahziele zu realisieren.
Aus dieser Perspektive besitzt die Demokratie eine Schwäche.

Was man tun könnte
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Hans Jonas schreibt irgendwo, dass in einer komplizierten Welt auch die Antworten kompliziert sein müssen.
Ferner fürchtet er, dass Menschen wohl nur aus Katastrophen lernen werden.
Da ist guter Rat nun teuer.

In einer parlamentarischen Demokratie kann man natürlich immer die radikal ökologischste Partei wählen, bis diese an der Macht ist, um dann die noch radikalere ökologischste Partei zu wählen.
Ein Erfolg wäre dann aber sehr zweifelhaft und kommt wahrscheinlich zu spät (außerdem muss die Partei existieren).

Wichtig ist, dass man den Menschen die Wahrheit sagt und dazu muss man sie erreichen.
Auch da wieder HvD: Aufklärung tut Not!
HvD erwähnt zu Recht, das die Tiefenregionen der Psyche über die abstrakte Sprache
viel weniger aktiviert werden als durch das Bild (Film).
Das alles ist nicht neu, Warner gibt und gab es genug.
Ich denke, dass Problem des Klimawandels ist durchaus in den Köpfen der Menschen angekommen,
bei vielen werden aber sofort Verdrängungsmechanismen mobilisiert. Weil die Bedrohung zu fundamental, zu bedrohlich, zu abstrakt und in der Ferne liegt, wird sie verharmlost und kleingeredet bzw. ignoriert.
Das ist ein menschliches psychologisches Bewältigungsprinzip aber auch ein untrügliches Indiz dafür, wie ernst die Lage in Wirklichkeit ist.
Daran wird ferner deutlich, wie es um unsere so viel gepriesene Intelligenz wirklich bestellt ist.

Ich denke auch, dass eine zu große individuelle Freiheit eine Unsicherheit und fehlende Geborgenheit erzeugt, mit der viele Menschen nicht umgehen können. In eine zunehmend komplizierter werdende Welt ist
mehr Staat und Führung sicherlich eine Überlegung wert (die dann allerdings intelligent und weitsichtig sein muss).

Wieso sollte man die Freiheit nicht zeitweise partiell einschränken?
Frau Merkel könnte doch einen pressezensierten und autofreien Sonntag einführen (das Internt wäre da gewiss ein Problem).
Ich erinnere mich noch an die Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleier (RAF-Terrorismus), diese Situation hat es geschafft, dass auf allen öffentlichen Sendern zeitweise nur über dieses Thema berichtet wurde/durfte.
Sind unsere Probleme nicht groß genug auch jetzt mal den Medienschwachsinn auszusetzen und flächendeckend die Bevölkerung über die wahren Probleme zu unterrichten.
Die meisten Menschen können doch aus dem Nachrichten(müll)berg die wirklich wichtigen Informationen nicht mehr filtern.
Sicher das wäre eine Einschränkung der Freiheit, aber es wäre sinnvoll!
Auch Postwurfsendungen (während des medien- und autofreien Tages) an alle Haushalte in dem Tenor "Leute, wir haben ein Problem" mit detaillierte Problemauflistung sind bestimmt hilfreich, um dem einen oder anderen - viele hören und sehen ja nicht hin - die Wahrheit mitzuteilen.

Wie ist es mit der Angst?
Ditfurth schreibt sinngemäß: Nur eine das Ausmaß der Bedrohung angemessene Angst kann uns vielleicht noch dazu beflügeln, das Nötige zu tun. Es steht zu befürchten, dass wir uns vor den falschen Gefahren fürchten.
Bekommen unsere Kinder eigentlich die wirklich wichtigen Informationen, oder vermeidet man immer noch ihnen Angst vor der Zukunft zu machen. Gewiss, sie kennen die Gefahren, aber der Ernst der Lage wird doch nicht wirklich vermittelt.
Meiner Meinung nach muss bei jeder ressourcenbezogenen Wissensvermittlung (Schüler/Schule) und bei jedem Projekt
strikt als oberste Maxime die Überprüfung der Nachhaltigkeit eingefordert werden.
Der Konflikt mit der kapitalistischen Ideologie muss ausgetragen werden, da er eh unausweichlich ist!
Diskussionen sind wünschenswert, je früher revolviert wird, desto besser.

Auch wenn HvD schreibt, dass Tabus und Vorurteile die freiwillige Reduzierung der Weltbevölkerung unmöglich machen
bin ich der Meinung, dass mindestens versucht werden muss, diese Tabus und Vorurteile abzubauen.
Warum gibt es keine Strategien für eine 1- oder 2-Kind-Familie global oder national, könnte man hier nicht mit Aufklärung argumentativ mehr Menschen überzeugen?
Ich denke, dass halbwegs gebildete Menschen das einsehen können, aber viel zu wenig darüber nachdenken (das diese Form
der Einsicht bei bitterarmen, halbverhungernden Menschen in einem Großteil der Welt schwierig ist, bleibt unbestritten).
Ist eine rigide Familienplanung wie in China grundsätzlich falsch oder gar unmenschlich?
Ich meine nicht, die chinesische Familienplanung (1-Kind-Politik) hat zu einer Bevölkerungsreduzierung von 300 Millionen
Menschen geführt. Die Bevölkerung wächst erheblich langsamer.
Im Durchschnitt bringen Chinesinnen inzwischen weniger als zwei Kinder zur Welt.
Die gebetsmühlenartig vorgebrachten gesellschaftlichen Probleme - Männerüberschuss und eine drohende Überalterung der Gesellschaft - sind doch bei objektiver Betrachtung eine in den Griff zu bekommende Herausforderung, stellte doch die Alternative weitere 300 Millionen ressourcenverzehrende Konsumenten dar.
Sind diese Gedankengänge so schwer nachvollziehbar?

Ich glaube von Fritz Haber (aus einem Podcast) kommt der einleuchtende Vorschlag
in einer globalen Kraftanstrengung dieses Problem mit höchster Priorität anzugehen.
Haber zieht ein Vergleich mit dem Manhattan-Projekt oder der Mondlandung.
Beides extrem koordinierte Anstrengungen, die mit einem Höchstmaß aus Überzeugung betrieben wurden und beweisen, zu was Menschen fähig sein können.

Eine sichere Prognose, was die Zukunft bringen wird, ist unmöglich, dafür ist die Welt zu kompliziert. Gleichwohl ist die Ursache für all unsere Probleme bekannt.
Als Diskussionsbeitrag soll unter dem Strich nur der Hinweis hervorgehoben werden,
dass wir uns primär immer die Überbevölkerung als zentrale Ursache der Weltprobleme vor Augen halten müssen.

Wenn wir eine Chance haben wollen, dann nur über die Reduzierung der Weltbevölkerung.
(Wobei eine willentlich humane Reduzierung gemeint ist, nicht gemeint ist die Herabsetzung durch Katastrophen.)

Dazu Ditfurth: "Dies ist der offenkundige und der einzige Ausweg".

Vergleiche dazu auch http://www.naturspektrum/text_weltbev.php


PS: Was ist einem weltbekannten Professor und Naturforscher aus seiner ereignisreichen und langen Lebenserfahrung das wichtigste Anliegen? Auf der Startseite von http://www.hans-hass.de/ kann man die Antwort lesen.
Eine in seiner Einfachheit interessante Darstellung, wie ich finde.

Viele Grüße
Holger Gröschl



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