Re: Zu Hirnforschung hard- und Software...


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Abgeschickt von Henry Grimmer am 15 April, 2010 um 13:27:44

Antwort auf: Re: Zu Hirnforschung hard- und Software... von Aribert Böhme am 10 April, 2010 um 17:04:02:

Hallo, Herr Böhme!

Die „innere Struktur“ ist aber die einzige Struktur, über die wir uns ob ihrer Aussagekraft – siehe bestätigte Voraussagen, siehe stets wiederholbare Experimente, siehe die streng mathematische Form, die Konstanz der Naturgesetze usw. – einigen können, ohne in Konflikt mit der Auslegung von Begriffen zu kommen (bzgl. der Schlussfolgerungen sieht es schon wieder anders aus). In sofern ist die naturwissenschaftliche Sicht nicht eine Option unter vielen anderen; ich muss dabei bleiben, dass an den Planck-Grenzen keine kausalen Aussagen mehr getroffen werden können, und ich bleibe dabei, dass wir jenseits der physikalischen Sicht der Welt nicht mit physikalischen Argumenten weiter kommen.

Ich widerspreche hiermit auch gleichzeitig der Aussage von Herrn Welsch, dass es Hinweise in der Quantenphysik bzw. bzgl. Nahtoderfahrungen gäbe, die den Schluss auf einen geistigen Hintergrund zuließen. Schließlich gibt es ernst zu nehmende Wissenschaftler zu Hauf, die dem widersprechen – sind das alles Ignoranten? Man KANN das sicherlich so sehen, mehr aber auch nicht. Das ist und bleibt das Reich der Spekulation, oder weniger negativ ausgedrückt: des Glaubens.

Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass es eine „tiefere Ebene“ gibt, dass die Welt durch die Naturwissenschaften nicht vollständig erklärt werden kann, aber das ist ja auch gar nicht ihr Anliegen. Ich betone ausdrücklich, dass die Welt letztlich einen geistigen Urgrund haben KÖNNTE, wir können es aber nicht wissen.

Was meint denn nun „tiefere Ebene“? Für mich ist es ein „Etwas“, das nicht näher bestimmbar ist, ich nenne es gewöhnlich einfach „Sein“, um möglichst jeden geistigen Begriff vermeiden zu können. Im gewissen Sinne halte ich es mit dem alten Testament, wenn es heißt, du sollst dir kein Bild machen. Die Alten, die diese Zeilen verfassten, waren Weise Menschen. Nun bin ich Atheist, aber über dieses „tiefere Sein“ mag ich genau so wenig reden, wie man Gott keinen Namen geben, sich kein Bild machen soll (ihn nicht zum Begriff machen soll, zum be-greifbaren Gegenstand). Der Zugang zu dieser Erfahrungsebene entzieht sich für mich jeder Beschreibbarkeit und ist mit wissenschaftlichem Denken nicht zu erfassen. Unsere physikalische Welt ist so zu sagen ein Tanz des Unbegreiflichen. Dahinter liegt keinerlei Wertung, kein Gut oder Böse, kein Wollen in irgendeinem Sinne, es „ist“ schlicht nur.

Ich möchte auch keinen irgendwie gearteten missionarischen Eifer meinerseits aufkommen lassen. Es liegt mir fern, den Glauben eines anderen Menschen in Frage zu stellen; allerdings nehme ich für mich schon in Anspruch, dem missionarischen Eifer anderer zu begegnen. Ich denke, es gibt Wichtigeres, als sich ständig darüber zu streiten, was Gott den nun ist oder nicht. Wir werden es nicht erfahren, auch wenn von vielen Gläubigen etwas anderes behauptet wird.


Was nun die Wissenschaftsgläubigkeit betrifft, so denke ich, dass viele Menschen es schon immer vorgezogen haben, sich lieber führen zu lassen als sich dem anstrengenden Prozess eigener Meinungsbildung zu unterziehen. Die heutige Welt ist dermaßen komplex, dass ich durchaus verstehe, warum man sich auf den Ratschlag tatsächlicher und leider häufig auch angeblicher Fachleute verlässt. Das heißt aber nicht, dass ich es für Gut heiße. Auch heute kann man sich kundig machen. Was ich aber ablehne, ist dieser ständige Versuch, Verschwörungstheorien aufzustellen. Es ist ja – um auf Ihr Beispiel mit CERN zu kommen – keineswegs so, dass sich dort ein erlauchter Kreis von Wissenschaftern getroffen hat, der in eigener Machtvollkommenheit über Wohl und Wehe der Menschheit entscheidet. Es kann auf dem gesamten Globus über dieses Thema offen diskutiert werden, alle Fakten sind Laien und Fachleuten zugänglich. Die wissenschaftliche Gemeinde besteht doch aus völlig normalen Menschen, die im Großen und Ganzen ebenso ein Interesse daran haben, den morgigen Tag zu erleben wie jeder von uns. Selbstverständlich müssen solche Experimente kritisch begleitet werden. Der Laie ist dann aber auf die Kenntnis von Experten angewiesen, man kann nur raten sich ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Ich habe das versucht und kann die Bedrohungsszenarien nicht unterstützen. Ich kann auch das Spiel mit Risikoangaben in Prozenten nicht gutheißen. Wer will mir denn hier erzählen, ob es ein, zwei oder dreißig Prozent Risiko gibt? Wie sollte denn so etwas berechnet werden, schließlich reden wir hier von einem Experiment ohne Beispiel. Bin ich jetzt „ignorant „über die Köpfe der Menschheit hinweg“ kühl und rücksichtslos“?

Im Übrigen danke ich Ihnen für Ihre ausführliche Antwort. Und die Sache Dr. Lütgemeier werden wir sicher auch überwinden.

Mit freundlichen Grüßen

Henry Grimmer




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