Re: Zu Hirnforschung hard- und Software...


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Abgeschickt von Aribert Böhme am 15 April, 2010 um 15:04:50

Antwort auf: Re: Zu Hirnforschung hard- und Software... von Henry Grimmer am 15 April, 2010 um 13:27:44:

Sehr geehrter Herr Grimmer,

haben Sie vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback.

Im einzelnen:

1.Zu Ihrer Formulierung „...ich muss dabei bleiben, dass an den Planck-Grenzen keine kausalen Aussagen mehr getroffen werden können, und ich bleibe dabei, dass wir jenseits der physikalischen Sicht der Welt nicht mit physikalischen Argumenten weiter kommen...„: dem möchte ich ausdrücklich zustimmen.
2.Zu Ihrer Aussage bzw. Frage „Ich widerspreche hiermit auch gleichzeitig der Aussage von Herrn Welsch, dass es Hinweise in der Quantenphysik bzw. bzgl. Nahtoderfahrungen gäbe, die den Schluss auf einen geistigen Hintergrund zuließen. Schließlich gibt es ernst zu nehmende Wissenschaftler zu Hauf, die dem widersprechen – sind das alles Ignoranten? „:
a) Rückwärts beginnend: nein, Wissenschaftler, die ernsthaft bezweifeln, es gäbe – wie Herr Welsch formuliert - „Hinweise in der Quantenphysik bzw. bzgl. Nahtoderfahrungen, die den Schluss auf einen geistigen Hintergrund zuließen...“ sind in der Mehrzahl vermutlich keine Ignoranten, wohl aber teils ggf. Menschen, denen entweder fachspezifische Kenntnisse (z. B. im Bereich neuerer Hirnforschung) fehlen könnten oder Menschen, denen der Gedanke an einen „geistigen Hintergrund“ - aus welchen Gründen auch immer – unangenehm sein könnte. Dies im Einzelfall seriös zu beurteilen, bedürfte einer sachkompetenten, psychologischen Analyse, die jeweils den „ganzen Menschen“ einbezieht.
b) Hinsichtlich des Teilarguments von Herrn Welsch in der Sache „Nahtoderfahrungen“ kann ich aus meiner begrenzten Sichtweise sagen: hier gilt es sorgsam zu differenzieren zwischen – zugegeben – mitunter publizierten „Wunschvorvorstellungen & schön klingenden Erzählungen“ (Stichwort: „helles Licht gesehen usw.....“ einerseits, und anders motivierten Erkenntnissen – vor allem im Bereich der Hirnforschung – die seit geraumer Zeit wissenschaftlich fundiert erklären können, wie dieser oftmals zitierte Effekt eines „Licht am Ende des Tunnels“ hirnphysiologisch erklärt werden kann.
c) Grundsätzlich, so meine Einschätzung, müssen sich die hier unter a und b geschilderten Beobachtungen keineswegs wechselseitig ausschließen. Vielmehr halte ich es da mit einem Leitsatz des auch von mir hoch geschätzten Prof. Hoimar von Ditfurth (den ich noch persönlich kennen lernen durfte), der sinngemäß sagte: „Stellen Sie sich bitte einen großen Berg vor. Von der einen Seite versuchen religiös motivierte Menschen den Gipfel zu erklimmen. Von der anderen Seite versuchen Wissenschaftler den Gipfel zu erreichen. Am Ziel angekommen werden beide „Lager“ plötzlich erkennen, dass sie schlussendlich alle gemeinsam „auf der Suche nach der Wahrheit“ gewesen sind, und dass all' die „Streitigkeiten“ einem – auf beiden Seiten partiell vorhandenen, engstirnigen – Denken geschuldet waren.“ Will sagen: ganz im Sinn von Prof. Ditfurth denke auch ich, dass Kooperation klüger und effektiver sein wird, als Konfrontation. Wichtig dabei scheint mir zu sein, dass wir uns alle miteinander von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass wir letztlich alle „auf der Suche“ sind.
3.Ihrer Formulierung „Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass es eine „tiefere Ebene“ gibt, dass die Welt durch die Naturwissenschaften nicht vollständig erklärt werden kann, aber das ist ja auch gar nicht ihr Anliegen.„ stimme ich völlig zu.
4.Zu Ihrer Aussage „Für mich ist es ein „Etwas“, das nicht näher bestimmbar ist, ich nenne es gewöhnlich einfach „Sein“, um möglichst jeden geistigen Begriff vermeiden zu können.„: Ausgangspunkt vieler Missverständnisse und / oder Probleme ist ein – aus nachvollziehbaren Gründen – unterschiedliches Verständnis von Sprache. Aus psychologischer Sicht ließe sich hier spontan fragen: „Warum sollten geistige Begriffe vermieden werden...?!“ Spontan drängte sich vielen Psychologen sogleich die Idee auf, Menschen, die den Begriff „geistig“ verwenden, sei dieser womöglich – vielleicht auch subtil motiviert – unangenehm?! Ob, bzw. warum das im Einzelfall so sein mag, könnte nur eine sorgsame Analyse des betreffenden Menschen ergeben.
5.Ihrer Aussage „Der Zugang zu dieser Erfahrungsebene entzieht sich für mich jeder Beschreibbarkeit und ist mit wissenschaftlichem Denken nicht zu erfassen.„ kann ich ausdrücklich beipflichten.
6.Zu Ihrer Aussage „Ich denke, es gibt Wichtigeres, als sich ständig darüber zu streiten, was Gott denn nun ist oder nicht.„: ja, auch dem möchte ich ausdrücklich zustimmen. Sobald der Begriff „streiten“ durch „auszutauschen“ ersetzt wird, gewinnt eine solche Aussage sogleich eine andere Zielrichtung. Sprachwissenschaftlich betrachtet ist es wohl so, dass der Begriff „streiten“ für die meisten unserer Mitmenschen zunächst einmal negativ assoziiert wird. Ich bevorzuge Begriff wie z. B. „sich wechselseitig austauschen“, um schon von der Sprache her nach Möglichkeit eine friedlich motivierte Absicht kundzutun.
7.Zu Ihrer Vermutung „Was nun die Wissenschaftsgläubigkeit betrifft, so denke ich, dass viele Menschen es schon immer vorgezogen haben, sich lieber führen zu lassen als sich dem anstrengenden Prozess eigener Meinungsbildung zu unterziehen.„: a) In der Sache möchte ich diese Beobachtung mit Ihnen teilen, b) möchte ergänzen, dass dies – im wahrsten Sinne des Wortes - „natürliche Gründe“ haben dürfte.
8.Zu Ihrer Aussage „Es ist ja – um auf Ihr Beispiel mit CERN zu kommen – keineswegs so, dass sich dort ein erlauchter Kreis von Wissenschaftlern getroffen hat, der in eigener Machtvollkommenheit über Wohl und Wehe der Menschheit entscheidet. Es kann auf dem gesamten Globus über dieses Thema offen diskutiert werden, alle Fakten sind Laien und Fachleuten zugänglich...„: obwohl Sie diesen Teilaspekt besser mit Herrn Welsch diskutieren, so kann ich aus meiner Sicht zumindest folgendes sagen: a) nein, das ist faktisch falsch, zu behaupten, es „könne über das Thema CERN offen diskutiert werden...“. Ohne an dieser Stelle hier in Details zu gehen, weiß ich – aufgrund vielfältiger Recherchen – dass dies – bedauerlicherweise – so undifferenziert nicht stimmt. Steigt man „tiefer in dieses Thema“ ein, wird schnell klar, dass erkennbar und in Teilen systematisch ernstzunehmende Argumente diskreditiert werden, indem Menschen, die – zudem fachlich kompetent - „Warnungen“ aussprechen, in einer nicht selten pöbelhaften, ignoranten und in der Sache dümmlichen Art und Weise angefeindet werden. Dass dies so ist, können Sie relativ leicht herausfinden, indem Sie in „einschlägigen“ Foren nachschauen bzw. indem Sie die „Fäden im Hintergrund“ zu durchschauen beginnen, die es fraglos gibt. Mehr möchte ich zu diesem Teilaspekt an dieser Stelle hier nicht kommunizieren. Ebenso wie Sie lehne auch ich „billige und effekthascheriche Verschwörungstheorien“ ab. Das von mir zuvor kurz zitierte Beispiel CERN gehört definitiv nicht in diese Rubrik – wohlwissend, dass es zugegeben Leute gibt die aus psychologisch unterschiedlich motivierten Gründen auf einen solchen „Zug“ aufspringen mögen; davon distanziere ich mich ausdrücklich.
9.Ihre Empfehlung „...man kann nur raten sich ein möglichst umfassendes Bild zu machen...“ möchte ich ausdrücklich unterstreichen, verbunden mit dem Hinweis: sobald Sie „tiefer in die Materie einsteigen“, werden Sie geradezu zwangsläufig erkennen, dass im Zusammenhang mit dem Thema CERN partiell sehr wohl „Kräfte am Werk“ sind, denen man zwar – wohlwollend formuliert – nicht automatisch „unlautere Absichten“ unterstellen darf, wohl aber ein in wesentlichen Teilen „verantwortungsloses Handeln“, dessen Konsequenzen – vor allem aus naturwissenschaftlichen Gründen – keineswegs mehr nur ein lokales „Problem“ darstellte. Auf diesen fundamentalen Umstand aufmerksam zu machen hat für mein Verständnis definitiv nichts mit dem Thema Verschwörungstheorie zu tun, sondern vielmehr mit einem von Verantwortung getragenen Bewusstsein, deutlich größere Teile unserer Bevölkerung auf mögliche Gefahren aufmerksam zu machen, die sich eben nicht „mal so eben“ weg diskutieren lassen.
10.Abschließend noch ein paar Gedanken zu Ihrer Aussage „Und die Sache Dr. Lütgemeier werden wir sicher auch überwinden.„: Vorab ein klares, JA, davon gehe ich aus. Obwohl ich nun problemlos – psychologisch-rhetorisch – schlüssige Erklärungen für die aktuell zu beobachtenden „kommunikativen Störungen“ beisteuern könnte, verzichte ich an dieser Stelle bewusst darauf, denn – in Anlehnung an eine Formulierung von Herrn Welsch – wünsche ich uns allen eine möglichst baldige Rückkehr zu Sachthemen. Nur so viel an dieser Stelle: aus meiner Sicht ist völlig klar, dass eine Mischung aus a) unterschiedlichem Sprachverständnis, b) unterschiedlichen Befindlichkeiten sowie c) unterschiedlichen Erfahrungen im Umgang mit „schwierigen Formulierungen“ dazu hat führen können, dass hier teils das „argumentative Wasser ein wenig hoch gekocht“ werden konnte. Selbstkritisch gestehe ich für meinen Teil ein, dass auch einige meiner Formulierungen ggf. haben missverstanden werden können. Das bedauere ich. Ob bzw. inwieweit sich ggf. die eine oder andere Vermutung und / oder Befürchtung einiger Diskutanten faktisch bestätigen lässt, wird sicher der weitere Verlauf zeigen.

In friedfertigen Gedanken, verbunden mit dem Wunsch das HvD-Forum auch weiterhin als eine konstruktive Plattform für einen regen Gedankenaustausch erleben zu dürfen, wünsche ich uns allen weiterhin viele anregende Diskussionen.

Mit freundlichen Grüßen

Aribert Böhme

www.aribertboehme.de


: Hallo, Herr Böhme!

: Die „innere Struktur“ ist aber die einzige Struktur, über die wir uns ob ihrer Aussagekraft – siehe bestätigte Voraussagen, siehe stets wiederholbare Experimente, siehe die streng mathematische Form, die Konstanz der Naturgesetze usw. – einigen können, ohne in Konflikt mit der Auslegung von Begriffen zu kommen (bzgl. der Schlussfolgerungen sieht es schon wieder anders aus). In sofern ist die naturwissenschaftliche Sicht nicht eine Option unter vielen anderen; ich muss dabei bleiben, dass an den Planck-Grenzen keine kausalen Aussagen mehr getroffen werden können, und ich bleibe dabei, dass wir jenseits der physikalischen Sicht der Welt nicht mit physikalischen Argumenten weiter kommen.

: Ich widerspreche hiermit auch gleichzeitig der Aussage von Herrn Welsch, dass es Hinweise in der Quantenphysik bzw. bzgl. Nahtoderfahrungen gäbe, die den Schluss auf einen geistigen Hintergrund zuließen. Schließlich gibt es ernst zu nehmende Wissenschaftler zu Hauf, die dem widersprechen – sind das alles Ignoranten? Man KANN das sicherlich so sehen, mehr aber auch nicht. Das ist und bleibt das Reich der Spekulation, oder weniger negativ ausgedrückt: des Glaubens.

: Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass es eine „tiefere Ebene“ gibt, dass die Welt durch die Naturwissenschaften nicht vollständig erklärt werden kann, aber das ist ja auch gar nicht ihr Anliegen. Ich betone ausdrücklich, dass die Welt letztlich einen geistigen Urgrund haben KÖNNTE, wir können es aber nicht wissen.

: Was meint denn nun „tiefere Ebene“? Für mich ist es ein „Etwas“, das nicht näher bestimmbar ist, ich nenne es gewöhnlich einfach „Sein“, um möglichst jeden geistigen Begriff vermeiden zu können. Im gewissen Sinne halte ich es mit dem alten Testament, wenn es heißt, du sollst dir kein Bild machen. Die Alten, die diese Zeilen verfassten, waren Weise Menschen. Nun bin ich Atheist, aber über dieses „tiefere Sein“ mag ich genau so wenig reden, wie man Gott keinen Namen geben, sich kein Bild machen soll (ihn nicht zum Begriff machen soll, zum be-greifbaren Gegenstand). Der Zugang zu dieser Erfahrungsebene entzieht sich für mich jeder Beschreibbarkeit und ist mit wissenschaftlichem Denken nicht zu erfassen. Unsere physikalische Welt ist so zu sagen ein Tanz des Unbegreiflichen. Dahinter liegt keinerlei Wertung, kein Gut oder Böse, kein Wollen in irgendeinem Sinne, es „ist“ schlicht nur.

: Ich möchte auch keinen irgendwie gearteten missionarischen Eifer meinerseits aufkommen lassen. Es liegt mir fern, den Glauben eines anderen Menschen in Frage zu stellen; allerdings nehme ich für mich schon in Anspruch, dem missionarischen Eifer anderer zu begegnen. Ich denke, es gibt Wichtigeres, als sich ständig darüber zu streiten, was Gott den nun ist oder nicht. Wir werden es nicht erfahren, auch wenn von vielen Gläubigen etwas anderes behauptet wird.

:
: Was nun die Wissenschaftsgläubigkeit betrifft, so denke ich, dass viele Menschen es schon immer vorgezogen haben, sich lieber führen zu lassen als sich dem anstrengenden Prozess eigener Meinungsbildung zu unterziehen. Die heutige Welt ist dermaßen komplex, dass ich durchaus verstehe, warum man sich auf den Ratschlag tatsächlicher und leider häufig auch angeblicher Fachleute verlässt. Das heißt aber nicht, dass ich es für Gut heiße. Auch heute kann man sich kundig machen. Was ich aber ablehne, ist dieser ständige Versuch, Verschwörungstheorien aufzustellen. Es ist ja – um auf Ihr Beispiel mit CERN zu kommen – keineswegs so, dass sich dort ein erlauchter Kreis von Wissenschaftern getroffen hat, der in eigener Machtvollkommenheit über Wohl und Wehe der Menschheit entscheidet. Es kann auf dem gesamten Globus über dieses Thema offen diskutiert werden, alle Fakten sind Laien und Fachleuten zugänglich. Die wissenschaftliche Gemeinde besteht doch aus völlig normalen Menschen, die im Großen und Ganzen ebenso ein Interesse daran haben, den morgigen Tag zu erleben wie jeder von uns. Selbstverständlich müssen solche Experimente kritisch begleitet werden. Der Laie ist dann aber auf die Kenntnis von Experten angewiesen, man kann nur raten sich ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Ich habe das versucht und kann die Bedrohungsszenarien nicht unterstützen. Ich kann auch das Spiel mit Risikoangaben in Prozenten nicht gutheißen. Wer will mir denn hier erzählen, ob es ein, zwei oder dreißig Prozent Risiko gibt? Wie sollte denn so etwas berechnet werden, schließlich reden wir hier von einem Experiment ohne Beispiel. Bin ich jetzt „ignorant „über die Köpfe der Menschheit hinweg“ kühl und rücksichtslos“?

: Im Übrigen danke ich Ihnen für Ihre ausführliche Antwort. Und die Sache Dr. Lütgemeier werden wir sicher auch überwinden.

: Mit freundlichen Grüßen

: Henry Grimmer




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