Re: Erkenntnis und die Gottesfrage


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Abgeschickt von Heinz Boente am 12 Maerz, 2006 um 11:07:17

Antwort auf: Re: Erkenntnis und die Gottesfrage von Walter Keil am 12 Maerz, 2006 um 10:17:34:

Hallo Herr Keil und Herr Dr. Lütgemeier,

ich habe nicht das Gefühl, daß Herr Dr. Lütgemeier "Gott ablehnt", wie Sie vermuten (so vermute ich zumindest, nachdem ich gerade Ihren Beitrag gelesen habe) - korrigieren Sie mich, Herr Dr. Lütgemeier, wenn ich falsch liege. Ganz im Gegenteil, denn aus Ihren beiden Beiträgen lese ich genau das heraus, was ich selber in meinem letzten Beitrag ausdrücken wollte, nämlich die zentrale Frage WER oder WAS Gott eigentlich ist. Sie haben recht: es ist ganz sicher nicht ein bärtiger alter Mann, der da irgendwo (allgegenwärtig) herumläuft und mit seinem Allwissen alles so wunderbar lenkt und steuert, nachdem er vor 13 Milliarden Jahren durch einen Urknall die Voraussetzungen geschaffen hat. Aber was ist ER/ES denn dann?
Sie schreiben sehr richtig, Herr Keil, daß "intelligentes Vorgehen einer schöpferischen Instanz zu Grunde liegen kann". Das hat HvD in seinem gesamten Lebenswerk und ganz besonder im Buch "Wir sind nicht nur von dieser Welt" wunderbar zum Ausdruck gebracht. Aber ist das nicht auch nur wieder ein Verschieben des Problems, genauer: nur ein anderes Wort für dieselbe Sache? Ob ich die unserer Welt zweifellos zugrunde liegende Ordnung als Ergebnis einer "schöpferische Instanz" oder eines "Kreators" (pardon!) zuschreibe, oder ob ich es auf die einfach Formel bringe "Gott = Evolution"... spielt das wirklich eine Rolle?

Sicher, es ist insoweit wichtig für unseren heutigen Glauben inkl. all seiner Ausdrucksformen (bis hin zu fundamentalistischem Extremismus), als daß es diese grundsätzliche menschliche Ungewissheit "kanalisiert" und eigenen Zwecken zunutze macht. Was dann m. E. wiederum eine der Grundlagen - vielleicht sogar die wichtigste - für eine kulturelle Evolution darstellt.

--- In diesem Zusammenhang verweise ich auf den kurzen Auszug aus Desmond Morris' Buch "Der nackte Affe", den Sie auf der HvD-Webseite unter der folgenden Internetadresse lesen können: www.hoimar-von-ditfurth.de/morris_nackteraffe_religion.pdf ---

Ich stimme Ihnen, Herr Dr. Lütgemeier, also uneingeschränkt zu, wenn Sie sagen, daß "der Wunsch nach Gottesglaube und der damit verbundenen Geborgenheit und Sorglosigkeit tief verwurzelt im Menschsein liegt". Ich glaube sogar, daß das Erreichen einer bestimmten Intelligenzstufe die Bewußtwerdung transzendentaler Wirklichkeiten ganz zwangsläufig zur Folge hat. Daß er aber keine Daseinsberechtigung hat, wie Sie schreiben, würde ich deshalb so nicht unterschreiben.

Ohne Religion, also letztlich das Anerkennen einer transzendentaler Wirklichkeit ('transzendental' im Sinne von "die Erkenntnismöglichkeiten der bis heute erreichten Stufe des menschlichen Großhirns überschreitend"), wie sie heute durch immer weiter fortschreitende Erkenntnisse von der Naturwissenschaft akzeptiert ist, wären wir Menschen nicht das, was wir sind.

Ihr (persönlicher) Gott ist größer als der Gott der Bibel, Herr Keil. Das ist meiner (Gott = Evolution) auch!

HB



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