Eckart Löhr: HvD-Aspekte seines Denkens


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 22 Mai, 2010 um 12:17:39:

Sehr geehrte Forumsbesucher,

das Buch von Eckart Löhr „Hoimar von Ditfurth – Aspekte seines Denkens“ wurde im Forum angesprochen. Es gibt leider nur wenige Autoren, die sich mit dem Lebenswerk von Hoimar von Ditfurth auseinandergesetzt haben. Da mich diese Studie interessiert hat, habe ich eine Rezension dazu verfasst.

Hoimar von Ditfurth und sein Weltbild

Bei diesem Buch handelt es sich um eine kritische Einführung in das Denken des Mediziners, Wissenschaftlers und Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth anlässlich seines 20. Todesjahres. Wie am Literaturverzeichnis erkennbar ist, hat sich Eckart Löhr mit den Schriften von HvD und ihnen thematisch nahestehenden Werken auseinandergesetzt. Autor Löhr schreibt im Nachwort zum Buch: „Wenn es durch diese kleine Schrift gelungen ist, jemanden noch einmal – oder vielleicht zum ersten mal – dazu zu bringen ein Buch dieses ungewöhnlichen Autors zur Hand zu nehmen, hätte sich die Mühe des Schreibens bereits gelohnt.“ In diesem Sinne hoffe ich, dass viele junge Menschen den Aufklärer HvD entdecken werden. Seine Werke haben es nicht verdient, im Bücherregal zu verstauben.

Eckart Löhr skizziert das Weltbild von HvD in wohl strukturierter Form. Im Kern geht es um Aussagen zu den Themen „Epistemologie“, „Ontologie“, „Ethik und Ökologie“ und „Metaphysik“. HvDs Ansichten zu diesen Kategorien kann der Leser seinen Büchern nur mittelbar durch querlesen entnehmen. HvD stellt Themen ganzheitlich dar, was dazu führen kann, dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse und wissenschaftstheoretische bzw. philosophische Rahmenbedingungen vermischt werden. Durch diese Studie wird es einfacher zu erkennen, auf welcher Ebene man sich bewegt.

HvD war ein Verfechter der evolutionären Erkenntnistheorie, die er in seinen Büchern ausführlich und schlüssig erklärt und begründet hat. Autor Löhr zeichnet HvDs Argumentation nach und schlägt den Bogen von Immanuel Kant über Konrad Lorenz bis zu Gerhard Vollmer und Rupert Riedl. Ein roter Faden ist erkennbar. HvDs Aussagen zur Epistemologie sind konsistent. Sie münden in der Erkenntnis, dass wir nicht in der Welt, sondern in dem Bild, das wir uns von der Welt machen, leben.

Nicht ganz so schlüssig sieht es beim Thema Ontologie aus. HvD ist ein Vertreter des Dualismus. Wie hätte er sonst seine These vom Geist ohne Gehirn begründen können? Seine Aussagen zu diesem Thema sind nicht widerspruchsfrei. Als Wissenschaftler kann er sich dem materiellen Monismus nicht ganz verschließen. Aber sein tiefer Glaube an den Sinn der Welt führt dazu, dass er sich stärker zum Dualismus hingezogen fühlt – wohl wissend, dass der Dualismus nicht erklären kann, wie denn der Geist auf die Materie wirkt, ohne mit den Naturwissenschaften (Kausalität, Energieerhaltung) in Konflikt zu geraten.

HvD, ein Verfechter der Evolutionstheorie, hat sich bereits in einem frühen Aufsatz aus dem Jahre 1966 ausdrücklich gegen sozialdarwinistische Tendenzen ausgesprochen. Politische und ökologische Fragen interessierten ihn in späteren Jahren sehr. Seine Aussagen zur Ökologie sind hoch aktuell. So insistierte er, dass die Natur innerhalb des Wirtschaftssystems rechtlos sei. Hat sich an dieser Einstellung – gemessen am praktischen Handeln – bis heute etwas geändert? Autor Löhr kann dieses für HvD bedeutende Thema in seinem Buch nur anreißen.

Metaphysik ist die Lehre von dem mit empirischen Methoden nicht mehr Erfahrbaren. Es geht um hinter unseren Wahrnehmungen verborgene Tatbestände. HvD unterscheidet innerweltliche Transzendenz von der Transzendenz der Religionen. Während innerweltliche Transzendenz – rückblickend gesehen - evolutionär begründet werden kann (naturwissenschaftlich betrachtet ist eine Extrapolation natürlich nicht erlaubt), ist die Transzendenz der Religionen rein spekulativ. HvD war ein naturwissenschaftlich denkender Mensch, der sich nicht gescheut hat, eine Brücke zu den Religionen zu bauen. Das Thema sollte bei einer Gesamtschau auf das Lebenswerk aber nicht überbewertet werden.

Wenn man sich mit Büchern von HvD beschäftigt, ist es wichtig abzugrenzen, wo es um Ursachen im naturwissenschaftlichen Sinne geht und wo Gründe im philosophischen Sinne gefragt sind. Eckart Löhrs empfehlenswerte kleine Schrift trägt dazu bei, sogenannte Kategoriefehler zu vermeiden. Das Buch enthält keine vollständige Studie über das Werk von HvD, der ja zu einem wesentlichen Teil – insbesondere in seinen ersten Büchern - naturwissenschaftlicher Aufklärer war. Aber sein Denken und sein Weltbild werden durch diese Schrift transparent.

(Klemens Taplan; 21.05.2010)




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