Re: Zuviele Probleme vs. Optimismus


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Abgeschickt von H.Heim am 07 Oktober, 2009 um 11:22:31:

Antwort auf: Zuviele Probleme vs. Optimismus von Egon de Neidels am 07 Oktober, 2009 um 05:39:40:

Hallo, Herr de Neidels,

leider ist Ihren beiden, in Logik und Stringenz brillanten Ausführungen nicht zu widersprechen.

Natürlich mag es hübsch sein, sich vorzustellen, noch ein paar Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte länger leben zu können. Aus dem Bauch heraus und spontan wird kaum ein gesunder Mensch diesen Wunsch negieren. Die Gewissheit, eine unheilbare Krankheit nicht überwinden zu können oder gar eine schwere Behinderung noch weitere hundert Jahre erdulden zu müssen, lässt das Anstreben der Unsterblichkeit zur Wahnvorstellung werden. Die Beobachtung der Entwicklung der Menschheit, die, bei Lichte betrachtet, aus ihren vom Neandertaler geprägten Verhaltensmustern kaum herausgeraten ist, macht auch kaum mehr Lust auf eine Verlängerung der Lebenszeit des Homo-sapiens. Nach Einschalten des Gehirns wird eine solche Vorstellung zum Horrortrip. Ein klein wenig anderer Verlauf des "Schicksals" und die Möglichkeit, zweihundert Jahre zu leben, würde uns heute noch die Anwesenheit eines Hitler, Harmann, Charles Manson und ähnlicher Kronen der Schöpfung bescheren. Wollen wir das wirklich? Sollen wir uns einen solchen Fortschritt wünschen? Was das Wünschen angeht, haben wir sowieso einen kleinen Fehler gemacht. Wir verdrängen eine Tatsache, die die römische bzw. griechische Mythologie uns schon vor Augen geführt hat, mit dem Mute der Verzweiflung: Wir haben bei der glückseligen Vorstellung, den Rasen vor dem Haus noch zweihundert Jahre mähen zu dürfen, vergessen, neben dem ewigen Leben auch die ewige Jugend zu etablieren. Ist es wirklich so prickelnd, älter werden zu können als der Rollator, den wir zum Hundertsten geschenkt bekommen haben? Wenn wir dann überhaupt noch etwas geschenkt bekommen? Die Gewissheit meiner eigenen Sterblichkeit hat in dem Augenblick fast etwas Tröstliches, in dem ich bei einem Glas Rotwein und einer guten Zigarre der Hoffnung Ausdruck geben kann, die "Teufel", die Sie, Herr de Neidels, sehr realistisch "an die Wand gemalt" haben, vielleicht nicht mehr erleben zu müssen.
Ein bisschen "Nach mir die Sintflut" lässt manches erträglicher erscheinen. Womit ich dem lässigen Achselzucken und der Ignoranz gegenüber der dringenden Notwendigkeit, die Menschheitsprobleme endlich beherzt anzugehen, in keiner Weise das Wort reden will. "Der Mensch scheint", so hat HvD sich einmal ausgedrückt, "ein evolutionärer Irrläufer zu sein." Leider hat die Entwicklung dem in letzter Zeit nicht widersprochen. Obwohl ich mich gerne dem von Ihnen, Herr de Neidels, zitierten Ausspruch von HvD anschließe und nichts dagegen hätte, wenn wir uns irren würden, so kann ich den von Herrn Keil vorgeführten Optimismus ebenfalls in keiner Weise teilen.

Freundliche Grüße

H.Heim




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