Re: Ist Simulation des Ur.. - die Welt der Physiker


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Abgeschickt von Henry Grimmer am 17 Dezember, 2008 um 10:05:29

Antwort auf: Re: Ist Simulation des Ur.. - die Welt der Physiker von Helmut Pfeifer am 13 Dezember, 2008 um 09:50:23:


Herr Pfeifer und auch hallo, Walter, in medias res (ich denke aber, wir sind schon nah beieinander):

Michelson-Morley-Experiment, Versuch des Nachweises eines Äthers, der dem Licht für die Fortbewegung als Medium dient. Ergebnis: Es gibt keinen Äther. Weiteres Ergebnis: Die Lichtgeschwindigkeit ist mit und gegen die Erdbewegungsrichtung gleich.
Albert E. mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Italien. Überlegung: Wie sehe ich einen Lichtstrahl, den ich mit gleicher Geschwindigkeit begleite? Eine stehende Welle? Es gibt keine stehenden Wellen.
Albert E., Jahre später im Schweizer Patentamt, Bern. Was, wenn die Lichtgeschwindigkeit nicht nur wie in obigem Experiment stets gleich wäre, sonder allgemein immer den gleichen Betrag hätte? Was, wenn sie eine größte Geschwindigkeit wäre? Ergebnis: die spezielle Relativitätstheorie und E=M*c².
Das spektakuläre an ihr ist ganz klar die Veränderung des Zeitablaufs und die Längenkontraktion bei bewegten Beobachtern (Inertialsysteme). Aber … das ist gar nicht das Bahnbrechende, denn das ergibt sich aus etwas Anderem, nämlich etwas Absolutem, der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, die eben nicht relativ zu einem Beobachter bestimmt wird, sondern die immer gleich ist (wobei aber die Beobachter zueinander in Relativbewegung sind)
. Daraus ergeben sich obige Konsequenzen. Das wirklich Bahnbrechende war die Aufgabe von Raum und Zeit als unveränderliche Zustände und ihre Aufnahme in die dynamischen, kosmischen Prozesse. Obige Konsequenzen sind nur Verallgemeinerungen des Faktes, dass sich Bewegung prinzipiell nur in Relation zu etwas bestimmen lässt, und das war natürlich schon lange bekannt.
Einstein nannte seine Theorien nicht relativ, sondern invariant, er wollte damit ausdrücken, dass die Naturgesetz und die Naturkonstanten (z. B. die Lichtgeschwindigkeit) für alle Beobachter, egal wann, wo, ob bewegt oder unbewegt, gleich sind.
Ich spreche von bewegten und nicht von beschleunigten Beobachtern, und das hat selbstverständlich seinen Grund, denn die spezielle Relativitätstheorie behandelt genau diese, die nicht beschleunigten Beobachter.
Dieser Unterschied ist eminent wichtig, denn die allgemeine Relativitätstheorie ist eine Theorie der Gravitation, und Einstein hatte den genialen Gedanken, Beschleunigung und Gravitation gleich zu setzen, sie sind äquivalent, und das ist unter Anderem mit der Äquivalenz in der allgemeinen Relativitätstheorie gemeint (es ist nicht damit gemeint, das sie deshalb relativ seien). Daher werden alle Objekte, die beschleunigt werden, genau so behandelt, wie Objekte, die der Gravitation unterliegen. In einer geschlossenen (Aufzug-)Kabine ohne Information aus der Außenwelt würde man nicht unterscheiden können, ob man durch ein Gravitationsfeld oder durch – sagen wir – eine Rakete beschleunigt wird.
Sie führen Ähnliches an, aber der Unterschied zwischen spez. und allgm R.Th. liegt nicht in der gleichförmigen Beschleunigung zu anderen Arten der Beschleunigung, sonder in der gleichförmigen Bewegung zur Beschleunigung. Sei´s drum, wir meinen sicher den gleichen Sachverhalt. (Hab ich aber erst während des Schreibens bemerkt, ;-)).
Aber dass die Stärke der Gravitation mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, widerspricht doch nicht meiner Aussage, dass die Wirkung im Prinzip unendlich ist (sie äußern sich auch hier entsprechend). Die gravitative Wirkung eines Planeten auf seinen Stern kann man heute auf etliche zehn Lichtjahre hinweg beobachten. Selbstverständlich ist das eine idealisierte Darstellung, denn die Wirkung eines Objektes wird durch die Wirkung andere Objekte überlagert, und wir leben nicht in einer unendlich ausgedehnten Welt.
Nur mit Gewicht und Masse, da kommen wir nicht überein. Ein Objekt (ein Beutel Kartoffeln), das auf der Erde 10 Kg wiegt, wiegt auf dem Mond ein Sechstel davon, die Masse bleibt aber gleich. Das kann aber eindeutig nicht an den Kartoffeln liegen, sondern hat den Grund in der geringeren Masse des Mondes.
Aber irgendwie hast du, Walter, mich aus dem Konzept gebracht. (Übrigens ist das gar nicht so wild mit meinem Wissen, man muss nur unter den richtigen Stichwörtern nachschlagen – aber DAS muss man natürlich wissen).
Was ist denn eigentlich, wenn man „Wir sind Kinder des Kosmos“ nicht nur übertragen meint?
Wenn man sich klarmacht, dass wir doch tatsächlich dem All nicht nur entgegenstehen (es also Objekt ist), sondern, dass wir uns aus dem All und in ihm und mit ihm entwickelt haben, dann scheint mir nahe liegend zu sein, dass wir dieses All auch adäquat beschreiben können.
Wir haben uns wohl so sehr an einen abgesetzten Standpunkt gewöhnt, dass wir möglicher Weise das Offensichtliche übersehen. Unsere mathematischen Beschreibungen der Welt sind so verblüffend wahr, dass es - wie mir scheint – eine Übereinstimmung (oder doch zumindest eine Äquivalenz) der kosmologischen Strukturen mit den Strukturen unseres Gehirns gibt. Und mit diesem selben Gehirn glauben wir, sind uns sicher, dass „jenseits“ des physikalisch Berechenbaren andere Aspekte der Welt liegen. Denkt sich in uns der Kosmos? Erschaffen wir ihn und er uns? Fast möchte ich sagen „Ja“.
Das klingt alles recht schwammig und ist ganz klar physikalisch nicht belegbar; dennoch…
Vielleicht sind wir auch in diesem Sinne offene Systeme, Information fließt in uns, wird fokussiert und entströmt uns wieder. Nur – was für ein Sinn sollte darin liegen, sich über das Wetter zu unterhalten, kosmologisch gesehen? Shivas Tanz? Ein großes Spiel, mehr nicht?
In der Tat, mehr nicht.
Henry




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