Re: Autobiografisches zum „Apfelbäumchen“


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Abgeschickt von Heinz Boente am 29 Oktober, 2007 um 10:30:22

Antwort auf: Re: Autobiografisches zum „Apfelbäumchen“ von Halil Güvenis am 29 Oktober, 2007 um 08:48:03:

Hallo Herr Güvenis und Diskussionsteilnehmer,

"...die Gabe, Anderswelten im weltanschaulichen und religiösen Zusammenhang wahrzunehmen und von der Mitte des eigenen Lebens einen Ruf zu bekommen..." klingt mir zu wenig konkret. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege (auch kenne ich, zugegeben, die von Ihnen angesprochene Literatur nicht), aber eine solche Aussage ist mir - mit Verlaub - zu esoterisch. Das erinnert mich an "die Kraft" in der Star-Wars Trilogie, oder an den Herrn der Ringe (sobald der Ring - das Böse - vernichtet ist, kehrt Friede ein auf Erden), oder in kind/jugendgerechter Form an den Kampf Gut gegen Böse bei Harry Potter (von dem ich allerdings auch nur die ersten beiden Bände gelesen habe). Ich habe somit eher den Eindruck, daß die Menschheit wenig interessiert ist an grundsätzlichen Veränderungen, sie zielt mit ihrer visionären Kraft lieber auf Wunschvorstellungen mit Happy End.

Sicherlich gibt es eine große Anzahl von Menschen, die irgendwann einmal eine Art Berufung in sich spüren und daraufhin sogar zu völlig anderen Denk- und Verhaltensweisen finden, aber ich fürchte, daß sind und bleiben Einzelfälle in einem Umfeld, in dem wahrlich globale Anstrengungen nötig wären. Von seiner genetischen Veranlagung her ist der Mensch nicht in der Lage, wirklich global zu denken. Er ist aufgrund seiner Instinkte immer noch in einer Phase in der die eigene Sippe wichtiger ist als der Rest der Welt. Deshalb funktioniert das Zusammenleben in kleinen Gruppen (Familie, Vereine, Nachbarschaft usw.) ja auch prima und relativ reibungslos. Aber sobald es über diese überschaubare Größenordnungen hinausgeht, kommen Verallgemeinerungen, Vorurteile, ja, Ängste ins Spiel.

Bezeichnend finde ich auch, daß Sie im Singular sprechen ("die betreffende Person" wird durch den Ruf zu Taten gezwungen). Da stimme ich Ihnen 100%ig zu. In Einzelfällen und in kleinen Gruppenverbänden klappt das ja auch.

Desweiteren sprechen Sie von "...der Suche der Menschen in gesellschaftlichen Umbruchsepochen...". Entscheidend für mich ist dabei das Wort 'Suche'. Denn mit der Suche alleine bewirkt man keine Veränderungen. Wirkliche globale Umdenkungsprozesse geschehen sehr, sehr langsam (sofern nicht äußere Einflüsse, wie z. B. Katastrophen, Kriege etc. diese u. U. ein wenig beschleunigen). Deshalb habe ich in meinen vorigen Beiträgen ja auch versucht, die visionäre Kraft, die ich, wie gesagt, in Ihrer Definition möglicherweise immer noch mißverstehe, an einigen wenigen überschaubaren Beispielen zu widerlegen. Ich bemühe mich, mit offenen Sinnen durchs Leben zu gehen, und meine Sinne vermitteln mir täglich einen anderen Eindruck als das Wirken einer visionären Kraft bei der Masse der Menschen.

Die Menge macht's. Und natürlich muß auch die "Zeit reif sein" dafür. Viele Faktoren sind maßgebend, siehe beispeilsweise den Zusammenbruch des Ostblocks, den niemand vorhersehen konnte. Dennoch ist die allgemeine Bedrohungslage nicht viel besser geworden. Mag sein, daß ich das wieder einmal zu einfach sehe, aber seitdem (in den letzten 20 Jahren hat lediglich eine Bedrohungsverschiebung stattgefunden: vom Ideologiewiderstreit Kapitalismus/Kommunismus hin zum Ideologiewiderstreit Christentum/Islamismus.

Und 'Zeit' ist mein Stichwort. Ich bezweifle keineswegs, daß theoretisch aufgrund einer visionären Kraft "ein Ruck durch die Menschheit gehen könnte" (Konjunktiv!), aber ich fürchte, die Zeit ist uns bereits davongelaufen.

Auch dazu ein kleines Beispiel: ein ehemaliger Klassenkamerad, seinerzeit Chemiker bei Henkel in Düsseldorf, hat bereits vor 40 Jahren vor der Umweltzerstörung gewarnt, also zu einer Zeit, als man gemeinhin unter Umweltverschmutzung noch das im Wald weggeworfene Bonbonpapierchen verstanden hat. Niemand hat auf ihn gehört, bis die Schäden offensichtlich waren. Schäden, deren Beseitigung weitere Jahrzehnte und teilweise sogar globale Anstrengung erfordern werden.

Noch einmal: ich gestehe gerne zu, daß es eine visionäre Kraft geben kann, ich bezweifle allerdings weiterhin, daß diese Kraft je zum Tragen kommt. Zumindest nicht in dem Umfang, der nötig wäre, und auch nicht in dem kurzen Zeitraum, der noch zur Verfügung steht (wenn überhaupt).

Hoimar von Ditfurth hat mal geschrieben: "Wir haben nur die Wahl, durch Vernunft zu lernen oder durch Katastrophen belehrt zu werden." Das war 1948! Ich habe wirklich nicht den Eindruck, daß wir in den vergangenen 60 Jahren vernünftiger geworden sind. Im Gegenteil!

HB



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