„Fünf nach Zwölf“ von Christoph Lauterburg


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Abgeschickt von Halil Güvenis am 06 Juni, 2008 um 11:30:15

Hallo Forumsteilnehmer,

ich habe das Buch „Fünf nach Zwölf – Der globale Crash und die Zukunft des Lebens” (1998, Campus-Verlag) von Christoph Lauterburg gerade fertiggelesen und halte dieses Buch für eine konsequente Fortsetzung derjenigen Linie, die von HvD in seinem „Apfelbäumchen“ vertreten wurde. Da ich annehme, dass es manchen Forumsteilnehmer interessieren könnte, wie Christoph Lauterburg (CL) den von HvD vertretenen Standpunkt überschritten und vervollständigt hat, möchte ich im folgenden kurz auf seine Ansichten eingehen.

CL beginnt seine Darstellung folgerichtig mit einem Kapitel über „Das Erbe des Neandertalers“. HvD war ja in seinem „Apfelbäumchen“ nicht speziell auf das Leben in der „Urhorde“ eingegangen, obwohl dies das Rückgrat seiner Argumentation bei der Bestimmung der „Conditio Humana“ bildet. CL beschreibt die „Urhorde“ sehr plastisch und schön als ein glaubensmäßig und emotional bestimmtes, monokulturelles Zusammenleben. In den folgenden Kapiteln zeigt er dann auf, wie dieser Urzustand im Laufe der Menschheitsgeschichte systematisch aufgelöst wurde und heute ein völlig desorientierter, verlotterter Haufen von multikulturell bestimmten Menschen existiert. Im Gegensatz zu HvD sieht CL von der „Conditio Humana“ her theoretisch kein Problem, dass sich die Menschheit aus der nahenden ökologischen Katastrophe retten könnte. Praktisch stimmt er aber mit HvDs Ansicht überein, dass die Menschen es doch nicht schaffen werden, sich aus der Krise zu retten. Denn Rettung bedeutet für CL, dass die Menschen eine mit dem Zustand in der „Urhorde“ vergleichbare geistige Haltung erreichen. Diese geistige Wende ist aber im derzeitigen Zustand der Menschheit innerhalb der gegebenen kurzen Zeit bis zur Katastrophe nicht zu realisieren. Folglich ist der globale Crash nicht vermeidbar. Auf den weiteren Seiten seines Buches gibt CL Ratschläge, wie man sich angesichts der nahenden Katastrophe persönlich verhalten sollte.

Der eigentliche Fortschritt von CL gegenüber HvD besteht aber darin, dass er die von ihm zu leistende Arbeit durchaus als eine Modellierungs- und Simulationsaufgabe im modernen systemtheoretischen Sinne versteht und zum Schluss seiner Betrachtungen fünf mögliche Szenarien präsentiert. Ich glaube, hier schlägt voll durch, dass das Buch von HvD 1985 geschrieben worden ist und das von CL erst 1998. In der dazwischen liegenden Zeit hat sich nämlich die Erforschung von vernetzten Systemen als Methode voll entwickelt.

An dieser Stelle zeigen sich aber auch die Grenzen von CLs Arbeit: In den vergangenen 10 Jahren hat sich nämlich herausgestellt, dass die Menschheit nicht von irgendeiner ökologischen Katastrophe bedroht wird, sondern konkret von der Klimakatastrophe. Und die IPCC hat die Klimaszenarien für das 21. Jahrhundert detailliert vorgelegt. Es wäre nun äußerst interessant, zu erfahren, in wie weit sich CLs Analyse auf diese neueste Entwicklung anwenden lässt. Bleiben seine Szenarien und Zukunftsprognosen gleich, wenn man all das angehäufte Material mit berücksichtigt? Ich glaube, diese Arbeit ist bisher von niemandem geleistet worden – oder?

Ich konnte nur in aller Eile und oberflächlich auf die Ansichten von CL eingehen. Wer mehr erfahren will, sollte sich das Buch anschaffen. Auf jeden Fall ist die weiterführende Arbeit von CL ein unbedingtes Muss, wenn man auf die Voraussagekraft von HvDs „Apfelbäumchen“ etwas hält.

MfG

Halil Güvenis





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