Re: Int. Erkenntnisse der Hirnforschung Hard +-Software


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbgl.net ]

Abgeschickt von Heinz Boente am 17 Maerz, 2010 um 14:41:59

Antwort auf: Re: Int. Erkenntnisse der Hirnforschung Hard +-Software von Henry Grimmer am 17 Maerz, 2010 um 10:57:13:

Hallo Herr Keil, Herr Grimmer, Mitleser und eventuell noch folgende Mitdiskutanten,

und schon sind wir wieder mitten drin im unerschöpflichen Thema! Was mich allerdings freut, denn es zeigt doch, daß es auf "beiden Seiten" Menschen gibt, die ihren Geist - wo immer er herkommt - zu nutzen wissen.

Ich möchte zunächst einmal, da ich mir das Stichwort nun schon selbst gegeben habe, auf den "Geist" eingehen. Ihr Standpunkt, Herr Keil, ist mir bekannt, es ist der von Konrad Lorenz und der des späten HvD: unser Gehirn ist demnach das Abbild, die Manifestation eines systemimmanenten Geistes im Universum (oder sogar jenseits desselben), so wie die Flosse des Fisches ein Abbild des Wassers und der Pferdehuf ein Abbild des Steppenbodens ist. Das kann man in der Tat so sehen. Es gibt aber auch noch eine andere Sichtweise. Ich will es mal in die folgenden beiden Fragen fassen:

- Gibt es Geist, DAMIT die Materie so beschaffen sein konnte, wie sie ist? (Das ist die Sichtweise eines Theisten, der einen "Planer" voraussetzt)

oder

- Gibt es Geist, WEIL die Materie so beschaffen ist, wie sie ist? (Das ist die Sichtweise eines Atheisten, der den Zufall bzw. die undurchschaubare Komplexität (danke, Herr Grimmer!) akzeptiert)

Zwischendurch noch rasch eine kurze Anmerkung zu meiner Terminologie: ich benutze die Bezeichnung 'Theist' als Gegensatz zu 'Atheist'. Zwar bezeichnet das Präfix 'a' etwas Negatives oder Fehlendes (a-sozial, a-tonal, a-synchron) und so scheint einem A-theisten ein Gott zu fehlen, ich drehe jedoch gedanklich den Spieß um und behaupte: dem Theisten fehlt genau dieses mutige 'A'.

Doch zurück zu meinen beiden Fragen. Natürlich kann ein Theist die zweite Frage gleich dadurch scheinbar neutralisieren, indem er "Ja, aber WARUM ist die Materie so beschaffen?" gegenfragt, aber damit ist nun wirklich das Ende jeglicher Diskussion erreicht. Eine der meiner Meinung nach schönsten Warum-Fragen hat Richard Dawkins einmal formuliert, um zu demonstrieren, daß auch ein 'Warum' dann sinnlos wird, wenn es nach sinnlosen Dingen fragt: "Warum sind Einhörner innen hohl?" Sie, Herr Grimmer, haben das mit dem Satz (Zitat): "... es besteht sogar ein gravierender Unterschied zwischen Grund und Ursache, eben den zwischen einem notwendigen Verursacher, wenn wir von einem Grund sprechen und keinem, wenn es um Ursachen geht..." sehr schön formuliert, so daß ich nicht recht verstehe, was Sie, Herr Keil, damit meinen, wenn Sie behaupten (Zitat): "Beim Atheismus zu bleiben, heißt aber evtl. grundlose Ordnungsbildung anzunehmen, was der Kausalität widerspricht." Warum (!) sollte es keine grundlose Ordnungsbildung geben können? Oder, wie Sie, Herr Grimmer, es erklärt haben, daß (Zitat): "...der Urgrund des Seins Leben will, Leben schaffen will, aber ohne Sinn für Leid oder Freude, nur Leben an sich...".

Ich finde, wir Menschen sollten zwar nie aufhören zu denken, zu fragen und zu forschen, aber wir sollten andererseits auch so ehrlich uns selbst gegenüber sein zu akzeptieren, daß wir nicht die Ursache, geschweige denn einen Grund für das Leben und - als nächste Stufe - den Geist zu erkennen in der Lage sind (jedenfalls nicht beim heutigen Stand unserer Hirnentwicklung). Und als allerletzten "Rettungsanker" für all dies Unerklärliche einen Gott herzunehmen, erscheint mir dann doch sehr naiv zu sein. Deshalb staune ich ein wenig über Ihre Aussage, Herr Keil (Zitat): "...Gott ist nicht perfekt, sondern er wandelt beständig das eine, das alles ist und lernt dabei u.a. durch seine Werkzeuge die Lebewesen..." und frage mich dabei unwillkürlich, ob Sie da nicht doch letztlich die "personifizierte" Evolution meinen oder tatsächlich den alten Herrn mit dem weißen Bart am Reißbrett bzw. (soweit dürfte er ja dann wohl inzwischen sein) an seinem CAD/CAE-Computer?

In anderen Diskussionsfäden dieses Forums habe ich dem positiven Effekt der menschlichen Religiosität für die Entwicklung ja durchaus zugestimmt, deshalb schließe ich mich der Aussage von Herrn Grimmer ausdrücklich an (Zitat): "...nur dürfen wir das Göttliche nicht zum Idol machen, nicht zu einem Gegenüber, aus uns herausgelöst und dann angebetet. Wir müssen uns unserer eigenen Kraft bewusst werden, ohne diese jedoch zu einem Idol zu machen."

Ich bin auf weitere Meinungen gespannt. Leute, traut Euch!
HB



Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbgl.net ]