Re: Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 05 August, 2010 um 20:13:18:

Antwort auf: Re: Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos von Helmut Pfeifer am 05 August, 2010 um 13:17:46:

Hallo Herr Keil,

wenn Sie den Begriff Natur für unscharf bzw. vorwissenschaftlich halten, welchen Begriff würden Sie stattdessen verwenden? Ich stimme mit Ihnen überein, dass uns der Mikrokosmos fremd erscheint, da wir dem Mesokosmos angepasst sind. Auch muss man zugestehen, dass wir den Mikrokosmos nicht direkt über unsere Sinnesorgane wahrnehmen (auch da gibt es schon Umsetzungsprozesse bis zur Interpretation im Gehirn), sondern indirekt über Messinstrumente. Letztlich liegen unserem Verständnis des Mikrokosmos' Modelle zugrunde. Aber auch der Mikrokosmos gehört zu der uns zugänglichen Erscheinungswelt, sonst könnten wir keine physikalischen Gesetze über diesen Bereich entwickeln.

Ich verstehe unter Natur all das, was nicht von Menschen geschaffen wurde. Das Gegenteil von natürlich wäre einerseits künstlich (von Menschen geschaffen) und andererseits übernatürlich (durch Gott/GEIST geschaffen). Für Natur und Kunst gibt es in unserer Erscheinungswelt zahlreiche Beispiele. Das braucht nicht weiter thematisiert zu werden. Beim Übernatürlichen scheiden sich die Geister. Man kann Gott/GEIST in allen Dingen unserer Erscheinungswelt erkennen (Pantheismus) oder ihn dort gar nicht erkennen. Übernatürliche Einflüsse durch den (individuellen) Geist (Telekinese, Telepathie u.a.m.) lehne ich ab. Der Preis in Höhe von 1 Million Dollar von James Randi zum Nachweis übernatürlicher Fähigkeiten steht bis heute aus.

Der „Gott“ der Naturwissenschaften ist die Methode, und die muss klar definierten Anforderungen genügen. Das Ziel besteht darin, reproduzierbare Ergebnisse und damit Objektivität zu schaffen. Wirkungen Gottes sind nicht reproduzierbar und gehören damit nicht in den Bereich der Naturwissenschaften. Eine Gleichung, in der Gott als Parameter zugelassen werden würde, wäre beliebig. Es wäre zudem ein Bruch mit der Kausalität und der Energieerhaltung, wenn in unserer Erscheinungswelt eine Wirkung erkennbar würde, ohne eine Ursache im gleichem System zu haben. Das bedeutet nicht, das unsere Welt auf das reduziert werden sollte, was mit naturwissenschaftlichen Methoden beobachtet, gemessen oder gewogen werden kann. Die Schönheit einer Blume ist subjektiv und damit kein Thema für die Naturwissenschaften. Sie ist aber real.

Die Naturwissenschaften begründen ein methodisches Vorgehen, aber kein Weltbild. Ein Weltbild beinhaltet eine Welterklärung. Die Naturwissenschaften erklären aber nur das, was in ihren Bereich gehört. Der Konstruktivismus ist eine Theorie des Wissens und kein Weltbild. Ein Weltbild entsteht erst durch die Zutat Glaube. Ein Weltbild kann eine naturwissenschaftliche Basis haben, muss es aber nicht. Kreationisten z.B. würden nur Teilbereiche der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse in ihr religiös geprägtes Weltbild einfließen lassen.

Der Grad unserer Erkenntnisfähigkeit ist durch unsere Biologie vorgegeben. Die Evolutionäre Erkenntnistheorie und damit die Grenze unserer Erkenntnisfähigkeit hat HvD ausführlich beschrieben, u.a. in „Der Geist fiel nicht vom Himmel“.

Ich stimme mit Herrn Pfeifer überein, dass Biologen und Hirnforscher nicht prinzipiell die Begründer eines modernen Atheismus sind, sondern sie tun nichts anderes, als auf einem schwierigen Terrain naturwissenschaftlich zu arbeiten. Aber auch hier macht der Ton die Musik. Sie bemängeln, dass es da um unbewiesene Behauptungen geht. Für naturwissenschaftliche Theorien gibt es keine Beweise wie in der Mathematik. Naturwissenschaftliche Theorien können falsifiziert werden. Sie sind solange gültig, bis sie falsifiziert werden. Im Grenzbereich kann es unterschiedliche Modelle als Erklärung geben. Aber vergleichen Sie das mit den (subjektiven) Offenbarungen der Religionen. Religionen mit den Mitteln der Wissenschaft untersucht (Naturwissenschaft, Geschichtswissenschaft) fallen durchs Raster. Das heißt aber nicht, dass damit spirituelle Erlebnisse negiert werden müssen. Diese eröffnen – ganz im Gegenteil - eine andere Weltsicht und haben ihre Bedeutung auf einer anderen Ebene.

Über den Dissens von Hammeroff und Penrose mit den atheistischen Konstruktivisten in der Hirnforschung muss ich mich erst schlau machen.

Mit freundlichen Grüßen
K.T.



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