Re: Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 25 Juli, 2010 um 22:11:28:

Antwort auf: Re: Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos von Walter Keil am 23 Juli, 2010 um 21:21:04:

Hallo Herr Keil,
Hallo Herr Grimmer,

Sie, Herr Grimmer, haben einiges zum Thema Naturwissenschaften gesagt, was sich mit meinen Vorstellungen deckt. Mit Ihnen, Herr Keil, stimme ich überein, dass eine ganzheitliche Sicht ihre Berechtigung hat. Aber uns, Herr Keil, trennt die Definition von Naturwissenschaften. Sie schreiben: „Für mich hat der Atheismus in der Naturwissenschaft keine Bedeutung, er ist weder methodisch, noch sonst irgendwie wissenschaftlich.“ An diesem Beispiel wird deutlich, dass wir bei diesem Thema nicht auf einen Nenner kommen können. Ich werde versuchen Naturwissenschaften so zu beschreiben, wie ich sie sehe:

Die Naturwissenschaften beschäftigen sich mit Phänomenen der Erscheinungswelt, die mittels Ursache-Wirkungsketten innerhalb der Erscheinungswelt – und damit auf natürliche Art und Weise - erklärt werden können. Das was nicht natürlich erklärt werden kann, ist nicht Gegenstand der Naturwissenschaften. Dies impliziert, dass keine übernatürlichen Ursachen zugelassen werden. Dies ist eine (zweckmäßige) Definition, die den Rahmen absteckt. Die Naturwissenschaften machen keine Aussagen, die über diesen Rahmen hinausgehen. Der Rahmen besteht aus Axiomen, die der Vernunft entspringen und unmittelbar einsichtig sind. Der Raum außerhalb dieses Rahmens ist der Raum außerhalb des naturwissenschaftlichen Paradigmas. Außerhalb dieses Rahmens hat der Glaube seine Berechtigung.

Wo die Grenze für natürliche Erklärungen verläuft, kann niemand sagen. Es wäre aber unvernünftig, eine Grenze vorzugeben, da weitere Forschungen dann ausgebremst werden würden. HvD sprach in diesem Zusammenhang von der „Wohnungsnot Gottes“. Die Naturwissenschaften erklären maximal das „wie“ der Erscheinungswelt. Zum „warum“ bzw. zur „Welt an sich“ im Sinne von Kant können sie keine Aussagen treffen. Die „Welt als Ganzes“ kann nicht naturwissenschaftlich erklärt werden. Die Welt existiert als Modell in unseren Köpfen. Mehr als eine gefilterte Wahrnehmung, die genau genommen ein Konstrukt ist, steht uns nicht zur Verfügung. Aus dieser Perspektive heraus maßen wir uns an, die Welt zu erklären. Damit sind wir hoffnungslos überfordert. Da wir selbst ein Teil der Natur sind, kann das Rätsel unserer eigenen Existenz nicht mittels der Naturwissenschaften gelöst werden (Es kann von uns auch nicht außerhalb der Naturwissenschaften gelöst werden.). So wie nach der Heisenbergschen Unschärferelation nicht gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens bestimmt werden können, können wir mittels der Naturwissenschaften nicht gleichzeitig die Natur und uns selbst erklären.

Es bleibt also genügend Raum für unterschiedliche Weltanschauungen. Theismus, Atheismus und Agnostizismus können mit den Naturwissenschaften in Einklang gebracht werden. Für den Theismus gilt das mit Einschränkungen, da der Kreationismus den Erkenntnissen der Naturwissenschaften widerspricht. Auch gilt: Theismus und Atheismus können nicht beide gleichzeitig richtig sein. An dieser Stelle breche ich ab: „Weltanschauungen“ wären ein eigenes Thema.

Zum Schluss ein Zitat aus dem Aufsatz „Das Erbe des Neandertalers“ von HvD aus dem Jahr 1972: „Das einzige, was man sagen kann, ist, dass wir, wenn wir aus gutem Grund der Ansicht sind, dass es in der Natur schlechterdings nicht „übernatürlich“ zugehen kann, dadurch der Weltdeutung des einzelnen keineswegs irgendwelche Fesseln anlegen, wie viele bis heute glauben.“

Mit freundlichen Grüßen
K.T.



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