Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens


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Abgeschickt von Heinz Boente am 14 August, 2007 um 17:27:56

Antwort auf: Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens von Harold Heim am 14 August, 2007 um 15:45:28:

Ja, Sie haben natürlich recht, Herr Heim, es macht zwar Freude, mit Ihnen Geschriebenes auszutauschen, aber weitere Meinungen wären schon sehr willkommen. Allerdings "befürchte" ich, daß weitere Teilnehmer genauso wie Sie und ich durch dieselben offenen Türen rennen, denn ich bin ziemlich sicher, daß alle, die hier im Forum mehr oder weniger regelmäßig mitdiskutieren, in dieselbe Richtung denken. Na, denn, warten wir's ab.

Zu Ihrem Autobeispiel mit Mutti und Vati kann ich noch etwas beisteuern. Zumal Deutschland ja bekanntlich nicht das einzige Land der Welt ist. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich u. a. auch vier Jahre in den USA gelebt, und da gibt es genau dieselben Moms und Dads. Allerdings kommt dort erschwerend hinzu, daß es in diesem riesigen Land immer irgendwo Sommer und Winter zugleich ist. Und somit läuft der Motor von Millionen PKWs nicht nur wegen der Heizung, sondern auch wegen der Klimaanlage, damit Mom oder Dad nicht schwitzen müssen..... Desweiteren ist das Rauchen ja in den USA noch mehr Pfui als es in Deutschland langsam zu werden beginnt. Das bedeutet dort aber nicht, daß wesentlich weniger geraucht wird, nein, die Raucher gehen lediglich brav nach draußen. Und weil es dort entweder zu warm oder zu kalt ist (je nachdem), geht man halt zum Parkplatz, setzt sich in sein Auto (dort darf man nämlich noch ungestraft paffen) und läßt den Motor an, weil ... siehe oben. Eine weitere "nette" und höchst bemerkenswerte Angewohnheit meiner Amis ist auch die, beispielsweise in einem Meetingsraum im Sommer immer, wirklich grundsätzlich immer, die Jalousien geschlossen zu halten ("damit's nicht so blendet..."). Natürlich ist's dann im Raum zu dunkel und die Lösung heißt, ja wie wohl?, richtig, Licht anknipsen. In dieselbe Kategorie fällt auch, daß die meisten Büros nicht mal Fenster haben (falls Sie's noch nicht wußten, achten Sie beim Anschauen des nächsten Ami-Films mal drauf).

Noch ein Beispiel: das Haus, das meine Frau und ich während unseres Aufenthaltes gemietet hatten, hatte einen feuchten Keller aufgrund einer (oder gar keiner?) Isolation. Als ich unsere Vermieterin auf dieses Problem ansprach, wurde der Keller nicht etwa besser isoliert, nein, sie schaffte einen elektrischen Dehumidifier (Luftentfeuchter) an, der von demselben Augenblick an ununterbrochen jahrelang in Betrieb sein mußte....

Ich glaube, die anderen 10.000 Beispiele, die mir jetzt spontan einfallen, schenke ich mir her, aber allein die Energiesituation in den USA ist derartig katastrophal (bitte wörtlich verstehen), daß auch Al Gore mit 100 Filmen nicht viel erreichen würde. Nur nebenbei bemerkt: Gore ist im übrigen ein hochintelligenter Kopf, leider eine etwas farblose Persönlichkeit, deswegen hatte er als Präsidentschaftskandidat auch keine Chance (ich habe den Wahlkampf damals noch hautnah miterlebt) - und was dann kam, na, das kennen wir ja zur Genüge.

Und auch Deutschland und die USA sind bekanntlich nicht die einzigen Länder auf unserem Planeten. Ich bin während meiner Berufszeit (soo lange ist das auch wieder nicht her) sehr viel in der Welt herumgekommen und was ich da in "exotischen" Ländern für Umweltsünden gesehen habe... au Mann, au Mann! Dagegen könnten sich die Bewohner der meisten "zivilisierten" Länder glatt allesamt als blaue Umweltengel bezeichnen. Und das Allerschlimmste ist: diese Sünden sind den Menschen dort noch nicht einmal als solche bewußt, sondern soweit jenseits ihrer Vorstellungskraft, daß selbst meine (in der Regel doch etwas gebildeteren) Gesprächspartner nicht einmal verstanden haben, was ich überhaupt meinte, wenn ich sie darauf ansprach. Und wenn jemand täglich Sorge haben muß, wie er seine 12 bis 15 Mäuler daheim stopfen kann, ja, dann ist ihm seine Umwelt eh schnurzpiepegal.

Tja, Herr Heim, wohin ich auch blicke, überall sehe ich die Einbahnstraßenschilder in Richtung Untergang und ich frage mich - genau wie Sie und sicher noch ein paar hunderttausend Andere -, ständig was man konkret tun kann. Ich habe 1.000 oder keine Antwort. Diese Hilflosigkeit ist das, was mich am meisten ärgert. So traurig es ist und so menschenverachtend, wie sich das anhört (ich mein's nicht so), ich glaube, es bedarf einer wirklichen Katastrophe, und zwar einer, die eindeutig auf unsere Umweltsünden bezogen ist, um die Menschheit wachzurütteln. Aber das möchte ich hier jetzt nicht weiter ausführen.

Zugegeben, wir sind von täglichen kleinen und Kleinstkatastrophen umgeben, aber das bemerkt ja niemand, bis auf die paar, die davon direkt betroffen sind. Oder die wenigen, die mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, weil sie keine mp3-Stöpsel tragen und ihr Augenlicht noch nicht von den Werbespots getrübt ist. Das ist auch ein Art "Salamitaktik", hier ein Kataströphchen und eine kleine Umweltpanne, dort ein Mini-Unglück, alles nicht weiter schlimm, solange es mich nicht direkt betrifft. Bis eines Tages die Wurst, um die es geht, plötzlich verschwunden ist.

Ich lasse es für heute mal gut sein, denn bei dem Stichwort 'Wurst' fällt mir ein, daß ich noch bißchen was einkaufen muß. Aber auf eine Feststellung lege ich in diesem Zusammenhang doch noch wert: obwohl der Supermarkt fast 800 Meter entfernt liegt und ich mir theoretisch sogar einen Spritpreis von 3 Euro leisten könnte (ich sage: 'leisten könnte', nicht unbedingt 'wünsche', weil damit ja doch wieder nur ein paar Ölmultis und Börsianer verdienen würden), gehe ich zu Fuß.... oder doch nicht? Schließlich scheint die Sonne und mein Auto hat eine Klimaanlage... aber vielleicht kriege ich keinen Parkplatz... also doch zu Fuß? Nee, wenn ich zu viel laufe, müssen meine Schuhe öfter besohlt werden... die armen Rinder, die dafür sterben müssen.... wohingegen ich damit andererseits natürlich den heimischen Schustern die Existenz sichere und den Billigimport aus Südostasien verhindere... ach, ich weiß es doch auch nicht!

Nichts für ungut!
HB

PS: Think global - act local!



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