Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbglweb.de ]

Abgeschickt von Harold Heim am 14 August, 2007 um 15:45:28

Antwort auf: Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens von Heinz Boente am 14 August, 2007 um 00:28:40:

Hallo, Herr Boente,

nicht, daß ich mit Ihnen nicht gerne diskutiere. Schön wäre trotzdem, wenn sich zu unseren Meinungen vielleicht noch die eines "Außenstehenden" gesellen würde. W. Busch hat dazu gemeint:"Wer zusieht, sieht mehr als wer mitspielt."
Also mögen sich doch "Zuseher" animiert fühlen, hier mitzumachen.

Von ein paar kleineren Nuancen mal abgesehen sind wir wohl ziemlich einer Meinung.
Was mich daran manchmal verzeifeln lässt, und das sage ich nicht einfach so dahin, ist die von Ihnen auch schon angesprochene arrogante Inkompetenz, die sich nicht nur in Worten sondern täglich auch in Taten äußert.
Es ist kalt im Winter. Nun, das ist nicht erst seit gestern so.
Mutti und Vati fahren einkaufen. Vati hat, wie Männer nun mal sind, kein so großes Interesse am Einkaufen. Vati bleibt im Auto sitzen, während Mutti einkaufen geht. Im Auto ist's kalt. Das ist im Winter so. Und, s.o. auch nicht erst seit gestern.
Völlig unvorhersehbar wird Vatis Popo kalt. Also macht Vati den Motor an, damit Vatis Popo es schön warm hat. Vatis Auto steht in seinem eigenen Mief, Vati ist das egal, er hat sich ein Zigarettchen angemacht, damit's ihm nicht so langweilig ist. Da klopft nach einer halben Stunde ein böser Mann an Vatis Autofenster. Vati öffnet das Fenster einen kleinen Spalt, damit ihm nicht schon wieder kalt wird. Der böse Mann bittet Vati, doch die Stinkkiste auszumachen, es seien bereits die ersten Menschen tot auf dem Parkplatz zusammengebrochen. Da wird Vati aber sauer. Das sei doch ihm egal, meint er, schließlich möchte er nicht krank werden, und Mutti sei höchstens seit fünf Minuten weg, und wenn der böse Mann jetzt nicht wegginge, dann kenne sich Vati selber nicht mehr. Da kommt Mutti aus dem Einkaufszentrum. Vati beschwert sich über den bösen Mann, Mutti gibt Vati Recht. Und schon fahren beide los. Und da es so neblig ist, jedenfalls im Auto, macht Vati, sicherheitsbewußt wie er ist, die Nebelschlußleuchte an.
Vor dem Friseurladen hält Vati an, er muß noch dringend die Haare geschnitten bekommen. Und damit es Mutti beim Warten nicht kalt wird im Auto, läßt Vati fürsorglich den Motor an. Nachher, wenn Vati vom Friseut zurückkommt, müssen sie noch zur Apotheke ein Mittel gegen Pseudokrupp kaufen. Das Enkeli von Vati um Mutti leidet so unter der Luftverschmutzung. Da müsste Vati Staat mal endlich was gegen tun. Meint Vati.

Noch schlimmer ist, daß man eigentlich annehmen müsse, es hätte sich so langsam herumgesprochen, daß, um bei dem von mir erzählten Beispiel zu bleiben, drei Minuten Leerlauf soviel Sprit verbrauchen wie ein Kilometer Fahrt. Und daß Sprit Geld kostet vielleicht auch. "Was interessiert mich, daß der Sprit teuer ist, ich tanke sowieso nur für 10 Euro!"
Und was am allerschlimmsten ist: Die Jugend, die sich höchstwahrscheinlich nicht mehr davonstehlen kann, wie wir Alten, ist an der Entwicklung mindestens genauso uninteressiert.

Wäre Aufklärung, Zwangsaufklärung ein Weg? "Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen!" Wo sollen wir anfangen? Die Alten, 90% kapieren es nicht mehr - wie in der Geschichte, in der zwei Bauarbeiter bei Arbeiten im 30sten Stockwerk aus dem Fenster fallen. Beim 6ten Stockwerk angekommen, sagt der eine zum anderen:"Ich weiß nicht, was du willst, bisher ist doch alles prima gelaufen!" - geben an die Jungen nichts mehr weiter. Und die Jungen, weil's ihnen keiner sagt, interessiert es nicht. Das KANN nur schiefgehen.

Also: Wo fangen wir an? Nur bei uns selbst? Oder versuchen wir es wenigstens bei unseren eigenen Kindern? Doch schon da, so muß ich immer wieder erleben, ist es fast schon vergebliche Liebesmüh'. Man geht dauernd zu McDonalds. Falsch: Man FÄHRT dorthin. Sind zwar nur fünf Minuten zu Fuß. Aber, da es im Winter kalt ist...s.o.
Regenwälder in Gefahr? Wieso? Gibt's hier Regenwälder? Ja, es könnte mal aufhören zu regnen, das stimmt, Papa! Aber was hat denn MEIN Hamburger mit den Regenwäldern zu tun? Ach so, hm, na, da sollten sie doch erstmal sehen, daß die Abholzerei aufhört. Und im übrigen kommt dieser Hamburger hier bestimmt nicht vom Amazonas, hahaha. Ende der Durchsage.

Anderes Beispiel:
Durch die immer wieder praktizierte Dummheit, den eigenen Garten mit Torf bodenmäßig "aufzulockern" werden wertvolle Biotope vernichtet. Torf ist vom ph-Wert her sauer. In solchem Boden wächst, wenn überhaupt, vielleicht Rhododendron. Oder Calluna-Heide. Der fleißige Gärtner züchtet aber Rosen. Komischerweise wollen die nicht richtig wachsen. Er muß also mit Kunstdünger den Rosen für viel Geld auf die Sprünge helfen. Angesprochen auf das Dilemma gibt der Hobbygärtner zu Antwort:"ICH kann das doch nicht ändern. Außerdem wird der eine Sack Torf, den ich brauche, schon keinen Schaden anrichten." So denken dann in Deutschland schätzungsweise 40 Mio Kleingärtner.

Also: Aufklärung?

Würde es etwas nutzen, über eine Initiative zu bewirken, daß Umweltschutz - oder, für die, die damit immer noch nichts am Hut haben, die aber den Menschen für das Beste auf der Welt halten, "Menschenschutz" - als versetzungsrelevantes, nicht abwählbares Fach an den Schulen endlich den Stellenwert erhielte, den er verdient?
Oder versuchen wir auch damit nur den Zug in Max Frisch' Kurzgeschichte dadurch aufzuhalten, daß wir uns vom ihm zu Tode schleifen lassen?
Wie würden wir - wirklich wir, nicht nur allgemein gesprochen - das anfassen können? Und wenn es nur unserer Enkel wegen wäre, von denen ich noch keine habe, deren Existenz ich z.Zt. profilaktisch versuche durch Gespräche zu verhindern?
Lohnt sich das denn? Lohnt sich das noch? In Hinsicht auf den point of no return und all das, was wir, HvD und alle die, die nicht erst seit gestern, egal ob geistig und/oder körperlich auf zwei Beinen laufen, besprochen haben.

Oder bleibt uns wirklich nur noch die Rolle der aufgeklärten Beobachters, der sich bestätigt sieht in allem, was um ihn herum geschieht. Kann uns dabei noch so etwas wie Lebensfreude beschert sein?

Sie sehen, Herr Boente, so ganz kann selbst ich mich nicht davon freisprechen, doch noch einen letzten Rest von Hoffnung darein zu setzen, dass ganz, ganz vielleicht doch noch nicht ganz alles rettungslos ganz den Bach ganz runtergegangen ist bzw. gehen wird.

Al Gore versucht es jetzt mit dem letztlich auch im TV gelaufenen Film "Eine unbequeme Wahrheit". Ob's den Versuch noch wert ist?

Gerne lese ich Ihre Antwort. (Und/oder die der anderen Forumsteilnehmer)
Gruß
Harold Heim



Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hbglweb.de ]