Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens


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Abgeschickt von Heinz Boente am 14 August, 2007 um 00:28:40

Antwort auf: Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens von Harold Heim am 13 August, 2007 um 19:57:58:

Hallo Herr Heim,

zunächst einmal möchte ich als Betreiber dieses Forums, ausdrücklich betonen, daß es keiner "Salvatorischen Klausel" bedarf. Dieses Forum ist frei und steht allen Menschen offen, die sich mit den Gedanken HvD's (und sei es auch kritisch) auseinandersetzen. Daß sein Werk erhebliche Auswirkungen auf unsere heutigen Gegebenheiten hat, brauche ich nicht zu betonen. Und daß es im Rahmen eines Diskussionsfadens zu Kontroversen kommen kann, ist ganz normal. Desweiteren wird sich jeder, der seine Äußerungen angegriffen glaubt, selbst entsprechend zur Wehr setzen können. Niemand muß mit jeder Meinung übereinstimmen, das wäre ja ziemlich langweilig - auch wenn die Menschen, die hier diskutieren, in aller Regel ähnlicher Meinung sind und als "Ditfurth-Fans" in dieselbe Richtung denken.

Ich verfolge alle Beiträge im Forum aufmerksam (auch wenn ich mich nicht bei allen Themen "einmische"), verweise ungehörige Diskussionsteilnehmer in ihre Schranken und behalte mir im übrigen das Recht vor, Beiträge, die aus was für Gründen auch immer unerwünscht sind oder nicht in dieses Forum gehören, kommentarlos zu löschen. Das hat allerdings nichts mit Zensur zu tun, sondern bezieht sich auf Spam, Reklame oder ähnlichen Unsinn, sowie auf alles, was gegen die guten Sitten verstößt.

So weit, so gut. Ich denke, auch ich muß meinen Standpunkt noch ein wenig verdeutlichen, damit wir nicht aneinander vorbei reden (bzw. schreiben). Ich unterscheide zwei Dinge:

1. Den Menschen (Homo sapiens) in seiner heutigen Gestalt, mit seinen heutigen Fähigkeiten und Grenzen und in seiner heutigen Umwelt.

2. Die nahezu unerschöpflichen Möglichkeiten der Evolution, aus dem vorhandenen "Material" und/oder darauf aufbauend nach dem Prinzip Mutation/Selektion Neues, also auch an veränderte Verhältnisse angepaßte Lebewesen hervorzubringen.

Zu 1.: Das Beispiel Saurier > Vögel macht meines Erachtens recht deutlich, daß eine Art zwar aussterben kann, aber dennoch in vollkommen veränderter Form fortbesteht. Wenn man nur weit genug zurückgeht, landet das gesamte heutige Leben auf unserer Erde ja wieder unten beim Einzeller. Alles, was danach kam, also Pantoffeltierchen, Bakterium, Blumen und die dazugehörigen Bienen, Kraken, Gorillas, Delphine bis hin zum Homo sapiens, sind Verästelungen und Verzweigungen desselben Lebensbaums, ein Ast stirbt, ein neuer wächst nach - um es mal poetisch auszudrücken. So gesehen teile ich Ihre Besorgnis in Bezug auf alles, was die heutige Situation des Homo sapiens angeht, Herr Heim.

Zu 2.: Aus evolutionärer Sicht gesehen, wird sich die Erde nach dem Verschwinden des letzten Individuums der menschlichen Gattung einmal kräftig schütteln... und eine andere Art oder Gattung bekommt die Chance, wieder eine ähnliche Intelligenz zu entwickeln wie die des Homo sapiens (wie schon gesagt, ich hoffe, daß dort dann das 'sapiens' besser zutrifft.

Zugegeben, Punkt 2 wird vermutlich frühestens erst in ein paar hunderttausend Jahren eintreten, so daß es fast müßig ist, hier und heute darüber zu spekulieren. (Ganz große Klammer auf: Vielleicht ist das sogar der Nährboden, aus dem sich die religiöse Hoffnung auf ein "Jenseits" unbewußt speist??? Ganz große Klammer wieder zu). In der Tat, dem Kosmos ist es schnuppe, ob der Mensch existiert oder nicht. Gerade jetzt beobachten Astronomen den Zusammenstoß dreier Galaxien. Ja, DAS nenne ich mal eine Katastrophe! Dagegen ist so ein irdischer Tsunami wie der Flatus einer frisch geschlüpften Jungmücke im Verhältnis zu einem Donnerschlag (ich bitte meinen flapsigen Vergleich zu entschuldigen, aber jetzt habe ich ihn hingeschrieben, nun bleibt er, wo er ist).

Aber, wie gesagt, über Entwicklungen nachzudenken, die erst in einer halben Million Jahre frühestens greifen, bleibt eine reine, wenn - in meinem Fall - auch hoffnungsvolle Spekulation. Ach, übrigens, bis dahin strahlt auch der von uns heute produzierte radioaktive Müll längst nicht mehr...

Die Probleme, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen, sind allerdings übelster Natur (wobei 'Natur' hier sicherlich nicht der beste Begriff ist). Und lösen, da geben ich Ihnen ebenfalls recht, Herr Heim, werden wir sie nicht. Dazu fehlt uns die Zeit. Es bleibt also eigentlich nur die Frage, nicht ob und wann, sondern wie wir untergehen. Ich persönlich setze weder auf den technischen Fortschritt, noch auf die Einsicht der Menschen, obwohl beides dringend notwendig wäre. Das bedürfte nämlich einer gemeinsamen (!!!) Anstrengung aller (!!!) Menschen. Und dem steht die in einem anderen Diskussionsfaden dieses Forums bereits diskutierte "Conditio humana" entgegen. Eine Beschaffenheit des Menschen, der zwar einen Computer bedienen und hochkomplizierte Waffensysteme entwickeln und anwenden kann, der aber im Grunde seines Groß(?)hirns immer noch in der Steinzeit lebt (von ganz seltenen rühmlichen Ausnahmen mal abgesehen). Sie, Herr Heim, haben das in trefflichen Beispielen nur allzu deutlich gemacht und dem brauche ich nichts hinzuzufügen.

Angesichts all dessen ist Resignation tatsächlich angebracht. Trotzdem - tröstlich, tröstlich!- glaube ich nicht, daß die heutige Rentnergeneration (wir "rüstigen, aktiven Alten") und die, die kurz davor stehen, noch allzu viel vom Untergang mitbekommen werden. Wie schon gesagt, ein paar kleinere Unbequemlichkeiten werden wir zwar sicherlich demnächst in Kauf nehmen müssen, aber ernstlich inkommodieren wird's uns nicht. Allerdings, an die Zukunft meiner jüngsten Enkelin (4 Jahre jung) darf ich dabei nicht denken, da wird's mir sehr, sehr mulmig. Und meine/unsere Enkel sind auch der Grund, warum ich mir bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit den Mund fusselig rede. Und genau das ist es, was mich wirklich wütend macht: alle, naja, sagen wir lieber viele, oder noch besser: einige meiner "gequälten" Zuhörer geben mir sogar recht und haben gar das eine oder andere in ihrem eigenen persönlichen Umfeld schon geändert, aber das reicht alles nicht! Selbst zehn Millionen Gleichgesinnte könnten nichts bewirken, demgegenüber stehen alleine in unserer Republik 70 Millionen Ignoranten. Und selbst wenn ganz Deutschland ein Musterbeispiel in der Welt wäre... dem Rest der Welt wäre das Wurscht. So lange die Maxime 'Wachstum, Wachstum, Wachstum' lautet (und das tut sie, das steht vermutlich sogar schon auf den Tontafeln vom Roten Meer "Wachset und mehret Euch"), wird sich nichts, aber auch rein gar nichts zum Besseren wenden.

Das System (herrlich, nicht wahr, daß man immer ein Abstraktum hat, auf das man die Schuld abschieben kann) hat sich längst verselbständigt und ist unkontrollierbar geworden. Das einzige, was vereinzelte, einigermaßen verantwortungsvolle Menschen noch tun können, ist, an einzelnen Symptomen herumzudoktern, und damit - möglicherweise, wer vermag das schon zu durchschauen - einen kleines Aufschub des Untergangs zu erwirken, von dessen allerletzten Ausläufern dann vielleicht auch meine kleine Enkelin noch ein kleines bißchen profitieren kann. Und das ist meine persönliche Hoffnung.

HB

PS: Ihr Zitat von Kotzebue gefällt mir ausnehmend gut, das kannte ich noch gar nicht. Ich werd's sofort in die Fundstücke-Sammlung meiner privaten Webseite aufnehmen.



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