Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens


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Abgeschickt von Harold Heim am 13 August, 2007 um 19:57:58

Antwort auf: Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens von Heinz Boente am 13 August, 2007 um 16:56:07:

Hallo, Herr Boente,
vielen Dank für das freundliche Willkommen!

Zunächst einmal scheine ich doch deutlicher machen zu müssen, dass ich jedwede Argumentation, die mir aus meinem "Jammertale" heraushelfen kann (könnte), aufsauge wie ein Schwamm das Wasser.
Leider hat mir bisher niemand so recht einen solchen "Ausweg" zeigen können.

Ich will noch ein wenig mehr ins Detail gehen.
Seien Sie, Herr Boente und Herr Keil, nicht böse, wenn ich meine Befürchtungen deutlich äußere, ich hoffe, niemandes Überzeugung so zu treffen, dass er nicht mehr mit mir reden möchte. In Verträgen gibt es immer die sogenannte "Salvatorische Klausel" mithilfe derer es gelingt, den gesamten Vertrag vor dem Untergang zu retten. Ich möchte also quasi schon im voraus meinen Gedanken diese Klausel anheften.

Die Gedanken, dass es doch bestimmt für die Gattung Homo sapiens einen Ausweg geben wird, dass die Evolution uns verschonen wird, dass es doch nicht sein kann, dass "die Krone der Schöpfung" nach so relativ kurzer Zeit auf der Erde wieder verschwindet, entspringt m.E. aus ähnlichen Gedanken und Wünschen, wie sie uns von fast allen Religionen vermittelt werden.
"Es kann nicht sein, dass ich mit all meinem Wissen - dabei fällt mir ein Ausspruch von August v. Kotzebue ein:"Der Mensch ist mit nichts auf der Welt zufrieden, außer mit seinem Verstande. Je weniger er hat, desto zufriedener!" - mit all meinen Erfahrungen eines Tages hier verschwinden muss. Goethe soll, so ein Gerücht, das ich nicht genauer vom Ursprung her einordnen kann, den Schädel von Schiller auf seinem Schreibtisch stehen gehabt und geäußert haben:"Durch einen leeren Schädel saust der Wind."
Das, so sind wir eigentlich ja fast alle, selbst bekennende Antichristen, Atheisten u.ä. überzeugt, kann nicht sein, dafür sind wir doch zu schade.
Auch ein beliebter Gedanke für unsere Jenseitswünsche und -hoffnungen ist der Ausgleich für hier erduldetes Leid, egal welcher Provenienz, der uns dann im nächsten Leben zuteil werden wird. Werden muss!
Ich glaube (!) an all das nicht. Nun begeben wir uns natürlich auf schwankenden Boden. Glaube heißt eben darum Glauben, weil er sich nicht auf nachprüfbares Wissen stützt. Glauben, so machte mir vor kurzem ein Bekannter deutlich, tut man mit dem Herzen und nicht mit dem Verstande. Und wenn ich HvD folge, so stehen wir mit dem Rücken zum Eingang der Höhle und versuchen aus den an der gegenüberliegenden Wand zu erkennenden Schatten ein reales Bild unserer Welt zu zimmern. Kann eigentlich nicht funktionieren. Ich konzidiere also, dass es Dinge gibt, von denen ich nicht mal ahne, dass sie real existieren.
Trotzdem sagen auch sie, Herr Boente, dass Sie sich eher an Konkretes halten. Das versuche ich jetzt mit meinem Exkurs auch.
Und darum stehe ich auf dem Standpunkt, dass all diese netten Geschichten, die uns Heilsverkünder aller Couleur erzählen, eben nett sind. Sonst nichts. Es ist, und ich rede jetzt nicht von den "Scheintoten" der Elisabeth Kübler-Ross, noch keiner wiedergekommen, der uns auch nur ansatzweise hätte sagen können, welche Version der Heilsverkünder denn nun die Richtige ist. Und dazu auch noch erlebbar und wahr.
Dem Kosmos ist es reichlich schnuppe, dass wir als Individuum verschwinden. Und wenn man mit ins Kalkül zieht, dass wir als Individuum global gesehen sowieso nichts zur positiven Entwicklung haben beitragen können, so brauchen wir auch nicht noch einmal, reinkarniert, hier zu erscheinen.
Es ist also um uns nicht schade.

Dem Kosmos ist es logischerweise dann auch egal, wenn unsere Gesamtspezies verschwindet. Denn, da sie sich aus den Individuen zusammensetzt, die eben nichts haben zur Evolution Wichtiges beitragen können, ist es nur konsequent, sie abdanken zu lassen. Es ist eben "nicht schade" um sie.

Die Evolution unterwirft uns einem Intelligenztest, den wir offensichtlich nicht bestehen (können). Wozu also soll die Evolution ausgerechnet bei uns eine Ausnahme machen? Warum soll sie eine Spezies "mit durchschleppen", die doch nur Ärger macht?
Und, seien wir ehrlich: Interessiert es uns wirklich, wieviel Generationen nach uns es auf der Erde noch geben wird? Erscheint es uns wirklich erstrebenswert, dass all diese - und nun bitte ich um Verzeihung für meine Ausdrucksweise - verratzten Gnome, diese kleinkarierten Egomanen, diese geistigen Bruchpiloten sich weiter vermehren und ihre Nachkommen, keinen Deut besser als ihre Erzeuger, wie sie am Sonntagnachmittag mit dem Auto durch die Gegend donnern, den Ghettoblaster auf der Schulter durch die Natur toben, die Zigarettenglut im Wald verteilen und uns Prügel androhen, wenn wir das höflich beanstanden??? Ehrlich??

Nein, ich hege eher die Vermutung, dass wir uns vorstellen könnten, dass solche Menschen wie wir, die wir doch - und ich behaupte mal, sogar mit Recht - der Ansicht sind, etwas weiter denken zu können, als von 12 bis Mittag, einen Beitrag zur Evolution leisten könnten, der das Überleben unserer Gattung "garantieren" könnte.
Ein sehr netter Gedanke, ich hänge ihm auch öfters nach.

Dann allerdings wird mir klar, dass der Mensch eben keine Entwicklung durchgemacht hat. Er ist stehengeblieben. Und dass sich aufgrund der für den Neandertaler notwendigen Verhaltensweisen - "und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein". Der "mächtigste Mann der Welt" hat es so ausgedrückt:"Wer nicht für uns ist, ist gegen uns". Unterstützt wurde er dabei von solchen Genies wie Herrn Rumsfeld oder Herrn Wolfowitz - die zwangsläufig dazu geführt haben, dass die "Weicheren", "Milderen" eben weniger Aggressiven ihre Gene nicht so oft haben weitergeben können, sie lagen ja bereits in ihrem Blute, bevor das hätte geschehen können, nun nicht auf einmal oder peu à peu die Evolution anders orientieren wird.
Unsere sogenannte Zivilisation bricht in dem Augenblick ruckartig in sich zusammen und zeigt den wahren Charakter unserer Spezies, wenn z.B. durch einen Schneesturm oder eine ähnliche Ausnahmesituation, die etwas länger dauert, als die normalen Vorräte im Keller reichen, der "nackte Selbsterhaltungstrieb" sich Bahn bricht. Ist in Amerika schon alles passiert. Mittelalter war ein beschönigender Ausdruck für das, was sich dort abgespielt hat.

Und wenn wir uns ein wenig umsehen, müssen wir konstatieren, dass in jedem Augenblick aus weit weniger konkreten Notsituationen heraus lustig gemordert und vernichtet wird. In Irland ist man sich nicht grün, in Palästina ist es vornehmstes Ziel, Menschen nur anderen "Glaubens" abzuschlachten, Afghanistan kommt nicht zur Ruhe, im Kongo brodelt es, und im Irak schlagen sich die Menschen die Köpfe ein, weil "Gottesstaaten" errichtet werden sollen.
Nein, es wird nichts werden mit dem Überleben der Menschheit.
Von dem Dilemma der "Vermehrung wie die Karnickel", wie Sie, Herr Boente es so richtig ausdrücken, wollen wir hier mal gar nicht reden.
Oder vielleicht doch, ganz kurz nur.

Es heißt, durch die Erhöhung der Wohlstandes sei die Möglichkeit gegeben, den Irrtum, Kinder seien eine Altersversorgung, als solchen deutlich zu machen.
Nehmen wir an, wir bekämen das hin. Wir würden es wirklich schaffen, durch eine gerechtere Verteilung der Nahrung der Erde die "Lust am Kindermachen" einzudämmen.
Wieviel Idioten würden dann aufstehen und sagen, jetzt, wo wir doch bewiesen hätten, dass genug für "alle" da ist, jetzt könnten wir doch noch ein paar Kinderchen machen. Denn das sei notwendig für die Rente!
(Wir bekommen es ja in unserer doch angeblich so aufgeklärten Gesellschaft nicht hin, den Leuten klarzumachen, dass sie, wenn sie sich im Auto nicht anschnallen, bei einem Zusammenstoß nur etwas heftigerer Art als blutverschmierter Matschkloß in ihrem Auto oder, durch die Windschutzscheibe gesegelt, auf der Straße enden werden. "Ach, Quatsch, ich stütze mich am Lenkrad ab. Dafür gehe ich extra ins Bodybuildingstudio!")

Nein, unser inneres Programm wird uns nicht loslassen. Und sollte die Menschheit durch eine oder mehrere Katastrophen einen großen Teil ihrer Mitglieder verlieren, werden unbarmherzig soviel dazuproduziert, bis es wieder von vorne losgeht.
Dass diese Wellenbewegung noch einige Zeit länger dauern kann, als HvD es vorausgesagt hat, in dem Punkt gebe ich Ihnen, Herr Boente, recht.
Nur ändern am schließlichen Ende der Menschheit wird es nichts.

Doch kommen wir zurück zur Gegenwart.
Ich bin der festen Ansicht, dass es uns, wie oben erwähnt, überhaupt nicht berührt, wieviel Generationen die Erde uns noch ertragen muss. Was uns wirklich interessiert ist, ob wir ganz persönlich die Katastrophe noch mitbekommen. Ob wir, wenn wir uns schon mit dem Gedanken "anfreunden", weil wir über unseren Tellerrand hinausschauen, dass wir als Individuum sterben müssen, wenigstens die Chance haben, das in Frieden hinzubekommen. An die täglich auf uns wartenden Gefahren haben wir uns inzwischen gewöhnt und können sie ganz gut verdrängen. Unfälle passieren den anderen, krank werden ebenfalls nur fremde Menschen, und vom Rauchen bekommen wir persönlich keinerlei Krebs.
(Bitte jetzt nicht rot werden, sehr geehrter Herr Boente. Ich war bis vor sechs Jahren auch noch recht überzeugter Pfeifenraucher. Und manchmal, in ganz besonderen Situationen, schleicht sich der Gedanke ein, jetzt könnte ich doch noch mal... Nein, ich will nicht mehr!)

Meine Hoffnung hat sich darauf reduziert, dass ich die Sache vielleicht noch hinbekomme. Deshalb stimme ich nun nicht rücksichtslos, oder besser "Vor-Sichts-los" in den Kanon derer mit ein, die es sich auf Kosten der Natur "gut gehen lassen". In meinem bescheidenen Rahmen, ähnlich wie Sie, Herr Keil" versuche ich, keine breite Spur der Verwüstung zu hinterlassen, nach dem Motto "Jetzt ist's eh schon wurscht". Dass ich dabei von meinen Mitmenschen milde belächelt werde, weil sie nichts kapiert haben, tangiert mich nur noch peripher.

Man kann sagen, ich habe resigniert. Ich ziehe mich zwar (noch) nicht total in mein Schneckenhaus zurück, darum beteilige ich mich ja auch an der Diskussion hier. Aber insgesamt versuche ich, mich nicht mit dem doch meist sinnlosen Unterfangen, den Leuten wenigstens klarzumachen, dass zwei und zwei gleich vier ist, aufzureiben.
Die Evolution wird schon "wissen", was sie macht. Und dass sie dabei mich als ihr "Helfer" vor dem Gröbsten verschonen möge, das ist dann wirklich meine Hoffnung.

Nun bitte ich um meine Argumente zerschmetternde Kommentare.
Gruß
Harold Heim



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