Re: Int. Erkenntnisse der Hirnforschung Hard +-Software


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Abgeschickt von Henry Grimmer am 16 Maerz, 2010 um 15:45:24

Antwort auf: Re: Int. Erkenntnisse der Hirnforschung Hard +-Software von Walter Keil am 14 Maerz, 2010 um 16:42:45:

Hallo, ihr alle!

Um mal wieder eines meiner Lieblingsbonmots anzuwenden: Gott sei Dank bin ich Atheist! Und ich könnte „grundlose Ordnungsbildung“ annehmen, denn sie widerspricht nicht der Kausalität, du verwechselst Grund mit Ursache, lieber Walter! Und eine Ursache muss keinen Verursacher haben, ein Grund aber schon jemanden mit einem Motiv, eben im Nachhinein den Grund für eine Folge.

Warum gibt es die „Software“? Weil die Evolution (der Kosmos) ein sich selbst organisierendes System ist. Wir übersehen sehr oft, von welchen gewaltigen Zeitspannen hier die Rede ist und welche ungeheure Reihe von Versuch und Irrtum stattfand, bis wir uns heute darüber unterhalten können. Herr Boente hat es in Bezug auf die Komplexität angedeutet. Wer der Evolution Ziel und gar Wollen unterstellt, übersieht dabei, wie viele Arten z. B. auf der Erde kamen und gingen; es waren viel, viel mehr, als wir heute kennen, aber und aber Millionen, die Zahl der Individuen lässt sich überhaupt nicht abschätzen, alle gestorben, ausgestorben, weil es die Umstände so wollten, respektive, weil sie sich nicht anpassen konnten oder weil ein Komet einschlug, ohne Sinn und Zweck. Hier denke ich schon anders als Herr Boente z. B. Ich denke, dass der Zufall sich hinter der Komplexität „versteckt“, oder vielleicht besser, dass die Willkür des Zufalls durch die Naturgesetze gebändigt wird. Ansonsten gehe ich mit Ihnen, Herr Boente durchaus konform.

Ich glaube schon, dass der Urgrund des Seins Leben „will“, Leben „schaffen will“, aber ohne Sinn für Leid oder Freude, nur Leben „an sich“. Es ist alles ein großer, phantastischer, irrsinniger Tanz um des Tanzens Willen, Shivas Tanz. Wie viel Wesen mögen gestorben sein in den gigantischen Räumen und Zeiten des Alls, und wie wenige sind es dennoch, wenn man auf die maßlose Anzahl der Sterne in allen Galaxien schaut, gemessen daran ist Leben nur ein äußerst seltener Zufall. Umso mehr sollten wir es achten.

Wir werden die Strukturen und ihre Gesetzmäßigkeiten, auch die unseres Gehirns, (soweit sie von den Naturgesetzen bzw. –konstanten abhängen) irgendwann entschlüsseln, da bin ich mir sicher. Aber die Seite des physikalischen Seins wird uns keine Antwort auf ein „Warum?“ geben. Insofern bin ich Agnostiker, was das tiefer liegende Sein, in das unser Universum eingebettet ist, angeht. Wir haben weder die Anschauung noch die Sprache, um darüber irgendetwas aussagen zu können.

Das Universum „taumelt vor sich hin“, ganz richtig, Walter. Klar gibt es ein Streben zum Überleben. Nur ist dieses Streben nicht die Ursache – und schon gar nicht der Grund -, sondern Folge der Evolution. Und für mich ist es überhaupt nicht offensichtlich, was die Ursache für die Komplexität des Gehirns sein könnte, wenn es denn eine Ursache gibt und nicht ein ganzes Bündel, was mir wahrscheinlicher erscheint. Was für mich wir als denkende Wesen sind wird dich vielleicht überraschen, Walter, aber es ist ein Wunder.

Ich kann verstehen, dass man sich da gern einen Gott wünscht, dem man alles in die Schuhe schieben kann. Aber da wir darüber nichts wissen können, bleibt uns nichts anderes, als unsere Kraft auf uns selbst zu konzentrieren anstatt auf eine vage Hoffnung. Der Agnostizismus ist übrigens nicht der Grund für meinen Atheismus, der liegt in der Theodizee. Ich wäre auch Agnostiker, wenn ich an eine Gottesperson glauben würde.

Mit freundlichen Grüßen

Henry Grimmer

p.s. Walter, wir Atheisten sind doch nicht deine Gegner, also ehrlich!




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