Autobiografisches zum „Apfelbäumchen“


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Abgeschickt von Halil Güvenis am 17 Oktober, 2007 um 19:03:37

Guten Abend, die Herrschaften,

es grüßt Sie Halil Güvenis aus Istanbul.

Ich habe den Diskussionsstrang
„Wiederentdecken des Apfelbäumchens“ gerade fertig gelesen und wollte folgende autobiografische Geschichte los werden.

Ich habe am 19.2.1987 an Herrn Hoimar von Ditfurth einen Brief geschrieben und erläutert, warum ich sein Buch „So laßt uns ein Apfelbäumchen pflanzen – Es ist soweit“ so toll finde, aber dennoch einen Weg sehe, wie sich die Menschheit aus der drohenden Katastrophe retten könne. Ich möchte aus diesem Brief einige Zeilen zitieren. Meine Ausführungen laufen im Wesentlichen auf eine wirtschafts- bzw. kulturtheoretische Kritik hinaus.

„(…)

Erstes Argument: Sie stützen die Notwendigkeit Ihrer Analyse auf naturwissenschaftlich-technische Argumente. Nun ist es aber bekannt, daß gesellschaftliche Prozesse stark von wirtschaftlichen Entwicklungen abhängen. Da Sie die Wirtschaft explizit nicht in Ihre Analyse einbeziehen, muß man annehmen, daß Sie einen krisenfreien wirtschaftlichen Hintergrund wählen. Sonst müßten sie die Tatsache berücksichtigen, daß die konkrete wirtschaftliche Entwicklung in Ihre Betrachtungen wesentlich eingeht.

Nehmen wir jedoch an, daß in dem von Ihnen betrachteten Zeitraum die wirtschaftliche Entwicklung aus systemimmanenten Gründen krisenhaft wird, so wäre der Einfluß der Wirtschaft auf die Politik nicht zu vernachlässigen. (…)

Zweites Argument: Den Kernpunkt Ihrer Analyse bildet die Betrachtung, daß die Menschen auf die drohende ökologische und nukleare Katastrophe mit angeborenen Lehrmeistern reagieren werden. „Lehrmeister“ sind für Sie diejenigen Denk- und Verhaltenskategorien, die von unseren Vorfahren auf evolutionärem Wege als Überlebensbedingungen aus der Umwelt extrahiert worden sind. Da jedoch die Umwelt unserer ersten menschlichen Vorfahren der sogenannte Mesokosmos war, sind die in Betracht kommenden Kategorien auf einen anderen Bereich nicht zugeschnitten. Insbesondere sind die Menschen in der durch die drohende Katastrophe gegebenen Landschaft nicht überlebensfähig, weil ihnen die richtigen Lehrmeister fehlen.

Gegen diese Argumentation läßt sich zunächst anführen, daß die menschliche Erkenntnisfähigkeit nicht auf den Mesokosmos beschränkt ist. Die Geschichte der Physik hat sich gezeigt, daß der Mensch grundsätzlich neue Erkenntnisnischen (Mikro- und Makrokosmos) erschließen und verstehen kann, obwohl die mesokosmischen Lehrmeister für diese Bereiche nicht konstitutiv sind.

Auch die Kulturgeschichte könnte hier Pate stehen. Keine der mesokosmischen Verhaltensnormen konnte sich in der Menschheitsgeschichte durchgehend halten. Eher ständiger Wechsel war zu beobachten.

Aus diesen historischen Fakten folgt meines Erachtens, daß die evolutionäre Erkenntnistheorie in der gegenwärtigen Form nicht stimmt. Sie muß derart geändert werden, daß dem Menschen ein erkenntnismäßiger und kultureller Sprung möglich ist, ohne daß gleich die Lehrmeister geändert werden müssen.

(…)

Je nachdem, was für eine Einstellung man in dieser Frage hat, wird man bei der Einschätzung des Reaktionsvermögens des Menschen auf die nahende Katastrophe zu einem anderen Schluß kommen. Sie sehen im Grunde nur den Artensprung, d. h. die Änderung der Lehrmeister, als einzige Lösung. Ich hingegen sehe aufgrund meines andersgearteten Konzepts auch den Kultursprung ohne die biologische Evolution als eine reale Chance, um aus der Sackgasse herauszukommen.Während der Artensprung in der zur Verfügung stehenden Zeit als unmöglich erscheint, hat der Kultursprung begründbare Realisierungsmöglichkeiten. Hoffen wir, daß der Mensch diese Chance wahrnimmt. (...)“

Soweit meine Ausführungen. Natürlich hat Herr Hoimar von Ditfurth auf diesen Brief nicht geantwortet, weil ich zwar einen Lösungsweg, aber keine konkrete Lösung benennen konnte.

Mit freundlichen Grüßen

Halil Güvenis

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