Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel


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Abgeschickt von Henry Grimmer am 14 Oktober, 2009 um 11:37:32

Antwort auf: Re: Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel von Klemens Taplan am 13 Oktober, 2009 um 20:17:22:

: Hallo Herr Grimmer,

: es ist sicherlich kein Zufall, wenngleich ich Ihnen die Ursache nicht nennen kann.

: Zu Leibniz' Monadenlehre (Monaden als Träger der Psyche) nimmt Metzinger keinen Bezug. M.W. nach ist die auch nicht mehr aktuell.

: Allerdings bieten die Erkenntnisse der Hirnforschung der letzten 20 Jahre eine Menge Stoff, der nicht zum Selbstbild des Menschen passt. Metzinger ist nicht der einzige Autor, der sich mit diesem Themenkomplex beschäftigt. Zwei Beispiele für Erkenntnisse aus der Hirnforschung:

: 1) Außerkörperliche Bewusstseinzustände können durch elektrische Stimulation des rechten Gyrus angularis experimentell hervorgerufen werden (S. 141).

: 2) Durch elektrische Stimulation des Gehirns werden nicht nur Handlungen provoziert (z.B. Lachen), sondern der Proband meint, diese Handlung willentlich hervorgerufen zu haben. Er findet sofort eine rationale Erklärung für sein Verhalten.
: (Dieses Beispiel stammt nicht aus dem o.g. Buch; ich meine, das bei Gerhard Roth mal gelesen zu haben.)

: Durch die Hirnforschung findet derzeit eine Entmystifizierung statt und die Frage „Was ist der Mensch?“ bleibt hoch aktuell.

: Mit freundlichen Grüßen
: K.T.

Hm ja, ich hörte von Experimenten, die offensichtlich bestätigen, dass vorgeblich bewusst vorgenommene Handlungen – das Heben eines Armes z. B. – Hirntätigkeiten zeigen, die vor der entsprechenden Ausführung zu messen sind. Ich denke auch, dass hier unser freier Wille auf Ärgste auf dem Prüfstand steht. Wie kann das Ich Verantwortung tragen, wenn dieses Ich nur Illusion ist? Jeder Diktator würde doch jubeln! Freiheit? Welche Freiheit?

Mir scheint die Problematik in der reduktionistischen Anschauung zu liegen, dass die Aktivität bestimmter Hirnareale bereits die gesamte Wahrheit wäre. Eine ganzheitliche Betrachtung unseres Gehirns würde meines Erachtens zu tieferen Einsichten führen. Die Summe der Teile ist nun mal häufig weniger als das Ganze. Ich bin ja durchaus ebenfalls der Ansicht, dass das Gehirn unser denkende Ich konstituiert, nur sollte das tiefer gedacht werden; wir müssen das, was Materie ist, mit in unserer Überlegungen einbeziehen, ja, noch tiefer: Obwohl wir seit Einstein wissen, dass die Raum-Zeit aktiver Teil unseres Kosmos ist, tun wir noch immer so, als ob das bedeutungslos wäre. Die Große vereinheitlichte Theorie wird uns hoffentlich zeigen, dass die Raum-Zeit die grundlegende Substanz ist, dass sich das Sein in uns quasi denkt. Jedwedes Materieteilchen wäre so zu sagen ein kompaktes „Seins-Teilchen“. Jede Struktur bis hinauf zu unserem Gehirn wäre eine Struktur des Seins selbst, jedes Lebewesen wäre ein autarker Teil des Ganzen. Und wir vermeiden jeden anthropozentrischen Größenwahn, wenn wir annehmen, dass eine Entwicklung zwangsläufig war, aber dass die, die zu uns führte, auch in eine völlig andere Richtung hätte gehen können.

Nicht wir denken das Universum, sonder das Universum denkt uns.

Klar, die Monade ist nicht mehr aktuell, das war mit wohl bewusst. Leibnitz hat aber auch „nur“ ein philosophisches Model vorgelegt, er hatte keinerlei Fakten, die seine These belegt hätten, im vorliegenden Fall sieht es anders aus.

MfG

HG




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