Re: Zu Hirnforschung hard- und Software...


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Abgeschickt von Heinz Boente am 29 Maerz, 2010 um 09:53:29

Antwort auf: Zu Hirnforschung hard- und Software... von Helmut Pfeifer am 25 Maerz, 2010 um 20:11:28:

Hallo Herr Pfeifer,

es ist schön, daß Sie mit Ihrem Beitrag offensichtlich ein wenig Ruhe in die Diskussion gebracht haben! Sie haben völlig recht, plötzlich wurde aus Ihrem sachlich-fachlichen Beginn mal wieder eine doch recht hitzige Debatte über "Gott und die Welt" mit derartig vielen Aspekten, daß eine Antwort auf einzelne Gedanken kaum noch möglich war und ist. Natürlich will ich damit keineswegs die Bedeutung der einzelnen Beiträge herunterspielen, denn die meisten der hier von den unterschiedlichen Lagern vertretenen Theorien und Ansätze sind es durchaus wert, einzeln vertieft zu werden (und ich hoffe, daß dies auch geschieht).

Interessant finde ich allerdings die Tatsache, daß Diskussionen über das Gehirn und seine Funktionen früher oder später fast immer in weltanschaulichen Gegensätzen (sprich: Glaube und Religion vs. Agnostizismus und Atheismus) kulminieren, zeigt es doch einerseits, wie eng die "Hardware" und die "Software" in uns Menschen miteinander verknüpft sind, und andererseits, wie stark der Einfluß wissenschaftlicher Erkenntnisse auf das individuelle Weltbild ist - dies deutlich zu machen, war bekanntlich eines der Hauptanliegen HvDs!

Dennoch werden wir (ich behaupte jetzt mal, daß alle Diskutanten in diesem Forum keine Dummköpfe sind!) die aufgeworfenen Fragen nicht beantworten können, das haben Generationen von noch weit klügeren Denkern schon nicht geschafft. Unser Gehirn ist nun einmal das derzeitige (!) und vorläufige (!) Endergebnis der Evolution und als solches Teil des Gesamtsystems namens Kosmos. Demzufolge können wir gar nicht anders, als die Ordnung dieser Welt deshalb als Ordnung zu empfinden, weil unser Gehirn (die vorläufige höchste Komplexität dieser Ordnung) aus dieser Ordnung heraus entstanden ist. Dadurch wird uns zwangsläufig das Vorhandensein eines ordnenden Geistes suggeriert. Alles, was nicht in diese Ordnung paßt, empfinden wir als unlogisch oder als Chaos, was aber letztlich nur bedeutet, daß wir diese (uns so erscheinende) Unlogik und dieses Chaos einfach nicht durchschauen können. Es bedeutet aber nicht, daß diese Unlogik, dieses Chaos nicht doch eventuell einer ganz anderen Ordnung unterliegen, die jenseits unseres begrenzten Erkenntnishorizontes wirkt und von uns deshalb nicht als "Ordnung höherer Ordnung" erkannt werden kann.

Sie haben vollkommen recht, Herr Pfeifer, wenn Sie mit "Schöpfung in nascendo" HvD zitieren, das erklärt - konsequent zu Ende gedacht - vieles, aber genauso wie Sie vorgeschlagen haben, den Begriff 'Gott' durch 'ein die ganze Materie transzendierender Geist' zu ersetzen, so möchte ich als bekennender Atheist gerne den Begriff 'Schöpfung in nascendo' durch 'Evolution' ersetzt wissen. Eine Schöpfung impliziert grundsätzlich einen Schöpfer (wie immer man sich diesen vorstellen mag), ist damit quasi personifiziert und demzufolge seinen Geschöpfen gegenüber "weisungsbefugt", die dann in seinem Namen und durch ihn scheinbar legitimiert irrationale, ja, entsetzliche Taten vollbringen können. Ich kann mir jedoch nicht (oder nur extrem schwer) vorstellen, daß sich jemand wegen der Evolution selber in die Luft sprengt und Unschuldige bzw. Unbeteiligte mit in den Tod reißt (um nur ein einziges, zugegeben, noch dazu negatives Beispiel anzuführen), denn damit würde man ja genau dem weiteren Verlauf der Evolution zuwiderhandeln. Ein derartig extremes und fanatisches Handeln ist nur möglich, wenn man sich auf eine höhere Autorität berufen kann, die einem selbst Vorteile aus diesem wahnsinnigen Tun verspricht.

HB



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